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1738 - Der alte Raunach

Titel: 1738 - Der alte Raunach
Autoren: Unbekannt
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verzerrt und perspektivisch nicht ganz korrekt wiedergegeben, aber ansonsten stimmte alles.
    Das Bild, das sich ihm bot, war schrecklich. Überall in der Halle lagen Tote, an Konsolen lehnten Sterbende, stöhnend, sich langsam auflösend.
    Er konnte nicht mit ihnen sprechen, sie schienen blind und taub zu sein. Als er einen Toten an der Schulter berührte, zerfiel er zu feinem, glitzerndem Staub.
    Schließlich, nach langem Umherirren, entdeckte er Dag-Rorn, der halb nach vorn gebeugt in einem Sessel kauerte.
    Als er ihn aufrichtete, sah er, daß der junge Kommandant keine Augen mehr hatte, und seine Beine waren unterhalb der Knie zu Staub zerfallen.
    Sein Mund war mit dicken Spinnweben überzogen.
    Das ist meinen Bruder glücklicherweise erspart geblieben, vernahm Pi-Poul die Stimme des Freundes in seinen Gedanken. Unsere Bemühungen haben ein Ende gefunden, Thean. Nur du bist immun, daher mußt du dich retten, bevor sie dich finden. Sie haben genau auf den Augenblick gewartet, bis nur noch du übrig bist...
    Dag-Rorn! schrie Pi-Poul und versuchte, an der Schulter des Kommandanten zu rütteln, doch dieser löste sich unter dem Griff auf, und übrig blieb nur eine Staubgestalt mit Dag-Rorns Konturen, in der Luft hängend.
    Pi-Poul fuhr hoch; nur seiner langjährigen Selbstdisziplin verdankte er es, daß der Schrei in seiner Kehle steckenblieb. Voller Angst sprang er aus dem Sessel und rannte durch die Halle.
    Es war alles in Ordnung. Seine Leute schliefen, tief und entspannt, bis auf einige Wachen.
    Und dennoch kam in Pi-Poul kein Gefühl der Erleichterung auf. Er spürte, wie die Müdigkeit in seinen Knochen steckte und jede Bewegung erschwerte. Sein Verstand war noch von dem schrecklichen Traum erfüllt.
    Pi-Poul hatte sein ganzes Leben lang seinem Sachverstand vertraut, selten etwas auf unbestimmte Gefühle oder Ahnungen gegeben. Aber diesmal konnte er sich nicht überwinden, rational zu denken.
    Irgend etwas stimmte hier nicht, er wußte es ganz genau. Es war nur ein Gefühl, unerklärlich und unbestimmbar, aber er konnte es nicht von sich weisen. Ihnen drohte Gefahr, und sein Unterbewußtsein hatte versucht, dies durch den Traum deutlich zu machen.
    Was auch immer es war, selbst wenn er sich täuschte, weil er allmählich alt und senil wurde - er durfte es nicht ignorieren. Die Sorge um seine Mannschaft war viel zu groß.
    Er ging zu Dag-Rorn und rüttelte an seiner Schulter, für einen Moment von der Panik erfüllt, daß der Traum sich bewahrheiten und der junge Raunach sich auflösen würde.
    Aber der Traum verging, als Dag-Rorn sich unter der Berührung bewegte und die Augen aufschlug.
    Einen Moment starrte er desorientiert in das Gesicht seines Theans, dann fuhr er hoch.
    „Was ist los?" fragte er leise und besorgt.
    „Weck alle!" befahl Pi-Poul laut. „Wir müssen sofort los!"
    Der Kommandant stellte keine Fragen.
    Pi-Poul ordnete niemals etwas an, das Fragen offenließ. Er eilte davon und weckte die Gefährten, die schlaftrunken und verwirrt auf die Beine kamen, sich jedoch rasch sammelten.
    Und dann trat etwas völlig Unerwartetes ein.
    In die Steuerzentrale kam Leben. Der Funkempfang wurde aktiviert, und mitten in der Halle, etwa drei Meter vor dem Thean, materialisierte ein Holo.
     
    4.
     
    CIMARRON „Moiras Aussagen entsprechen den Tatsachen", sagte Ryundy, die Koordinatorin des Planeten Lacivar. „Ebenso entspricht es den Tatsachen, daß diese Leute sich darüber im klaren sein mußten, daß sie sich auf ein Unternehmen ohne Wiederkehr einließen. Sie werden längst mit dem Leben abgeschlossen haben, wie es Kriegern zukommt. Ich verstehe daher deine Aufregung nicht, Perry Rhodan."
    Der Unsterbliche blieb beherrscht. Zornesausbrüche oder Vorwürfe brachten hier gar nichts. Die Ayindi waren vollkommen von der Richtigkeit ihres Verhaltens überzeugt, sie taten es nicht aus Grausamkeit. Sie hatten einfach Moralbegriffe, das mußte er wieder und wieder erkennen. Nach Millionen von Kriegsjahren mußte ein Volk wohl so verändert und fremd sein.
    „Habt ihr mit ihnen gesprochen?" erkundigte er sich.
    „Nein, weshalb denn?" fragte Ryundy zurück. „Sie haben ebensowenig den Versuch unternommen, uns ihre Kapitulation anzubieten."
    „Was hättet ihr getan, wenn ihr in der Lage der Gish-Vatachh wärt?"
    wollte Reginald Bull plötzlich wissen.
    Die Koordinatorin musterte ihn über das Holo leicht überrascht.
    „Dasselbe", antwortete sie. „Selbstverständlich hätten wir genauso gehandelt. Gibt es
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