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1737 - Das Blut der Zauberin

1737 - Das Blut der Zauberin

Titel: 1737 - Das Blut der Zauberin
Autoren: Jason Dark
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sein.«
    Der Bergführer überlegte, ob er sich das wirklich antun sollte. Er hätte sich umdrehen und verschwinden können, doch das tat er nicht. Sein Pflichtbewusstsein war zu stark ausgeprägt. Und so nickte er, auch wenn es seiner Überzeugung widersprach.
    »Dann wollen wir uns mal an die Arbeit machen«, flüsterte der Professor.
    »Gut. Und wie geht es weiter?«
    Leitner hob die Schultern an. »Das weiß ich noch nicht.«
    »Sie müssen damit rechnen, dass der Körper vergeht, wenn er mit der Luft in Berührung kommt. Bisher hat er sich gehalten, aber ob das so bleibt, bezweifle ich.«
    »Ja, das ist möglich.« Leitner senkte den Blick. »Komischerweise glaube ich daran nicht so recht.«
    »Ach? Wie kommt das denn?«
    »Ich habe keine Ahnung. Das sagt mir mein Gefühl. Ich finde, dass die Person nur darauf wartet, befreit zu werden, dass sie lange genug hier gelegen hat.«
    Toni Hellmann schoss seine nächste Frage ab.
    »Sie kennen die Person. Sie haben gewusst, warum Sie mich engagiert haben.«
    »Ich weiß ihren Namen. Sie heißt Serena. Man ist in Fachkreisen über sie informiert. Man bezeichnet sie als Mystikerin. Oder auch als eine Person mit besonderen Eigenschaften, die über den Tod hinausgehen.«
    »Und deshalb hat man sie hier begraben oder versteckt?«
    »Das muss man so sehen, denke ich.«
    »Dann könnte sie auch gefährlich sein?«
    Der Professor zuckte mit den Schultern. »So genau weiß ich das nicht.«
    Von dieser Antwort war Toni Hellmann nicht unbedingt überzeugt. Er enthielt sich eines Kommentars und bückte sich, was auch der Professor tat.
    Beide Männer fassten den Sargdeckel an den Seiten an. Es würde nicht leicht sein, ihn anzuheben. Er saß recht fest. Es kam hinzu, dass das Glas rutschig war und die Hände keinen festen Halt finden würden.
    Sie nickten sich zu.
    »Jetzt!«, flüsterte Leitner.
    Beide taten ihr Bestes. Sie versuchten nicht nur, den Deckel anzuheben, sondern auch, ihn auf dem Unterteil zu bewegen und ihn so zu lockern. Zuerst ging nichts, aber die Männer gaben nicht auf, und dann spürten sie beide die Bewegung.
    Das Gesicht des Professors war schweißnass geworden. »Ja«, keuchte er, »wir packen es. Versuchen Sie, den Deckel ein wenig zu lockern. Drehen Sie ihn.«
    Es klappte. Darüber wunderte sich Hellmann. Er musste zugeben, dass der Professor einen guten Riecher gehabt hatte. Damit hatte Toni nicht gerechnet.
    Auf einmal löste sich das Oberteil. Ein saugendes Geräusch entstand, dann hatten sie es geschafft. Plötzlich hielten sie den Deckel fest, der jetzt über dem Unterteil schwebte.
    Er war schwer, aber sie schafften es, ihn aus der Grube zu schieben.
    »Das war’s«, keuchte Toni.
    »Nein, nein, nicht ganz.« Leitner wischte Schweiß von seiner Stirn weg. »Das war erst der Anfang. Es wird weitergehen, darauf können Sie sich verlassen.«
    »Und wie?«
    »Warten Sie ab!«
    Das tat Toni Hellmann auch. Er hatte mit einer Veränderung der Leiche gerechnet, was in diesen ersten Momenten noch nicht eintrat. Sie lag auf dem Rücken und man konnte sie als ein bleiches Geschöpf bezeichnen. Bleich und schön. Durch die Blässe des Gesichts trat der farbliche Unterschied zwischen dem Gesicht und den Haaren besonders deutlich hervor. Ja, sie sah aus wie eine Tote. Aber war sie auch wirklich tot?
    Das musste sie sein, denn Toni sah keine Bewegung an ihr und er hörte sie auch nicht atmen. Deshalb gab es für ihn keine andere Alternative, er hatte es mit einer toten Person zu tun, die schon oder lange hier im Fels versteckt lag. Dabei fragte er sich, wer dafür gesorgt hatte. Von allein hatte sie sich bestimmt nicht in diesen Glassarg gelegt.
    »Sind Sie jetzt zufrieden, Professor?«
    »Nein, das bin ich nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil ich noch ihr Geheimnis kennenlernen werde.«
    »Darf ich fragen, um was es sich dabei handelt?«
    Der Professor warf Toni einen schnellen Blick zu. »Nein, das dürfen Sie nicht. Ich gehe davon aus, dass Sie es erleben werden, mein Lieber.«
    »Und was würde ich erleben?«
    Als Antwort legte der Professor einen Finger auf seine Lippen. Das Zeichen reichte aus, denn Toni Hellmann stellte keine weiteren Fragen mehr.
    »Sie können aus der Grube steigen, wenn Sie wollen.«
    »Das werde ich auch tun«, sagte der Bergführer. Er schwang seine Beine in die Höhe und blieb wenig später am Rand der Grube stehen.
    Der Professor blieb noch unten. Er hatte nur Augen für die Frau, die auch jetzt ihr Aussehen nicht verändert
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