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1737 - Das Blut der Zauberin

1737 - Das Blut der Zauberin

Titel: 1737 - Das Blut der Zauberin
Autoren: Jason Dark
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hatte. Sie lag da wie eine schöne Puppe. Der Kopf mit dem Gesicht und auch ein Teil der Brust lagen frei. Wer sie anschaute, der schien darauf zu warten, dass sie plötzlich Atem holte und dann aus dem Sarg stieg, um ihren Weg fortzusetzen, wo immer sie auch hinwollte.
    Aber es tat sich nichts. Sie blieb liegen, ohne sich zu bewegen. Das hatte der Professor übernommen. Er beugte sich über die starre Person, sprach sie flüsternd an, was den Bergführer gar nicht mal wunderte. Ihn konnte kaum etwas erschüttern. Er war nur gespannt darauf, wie es weiterging.
    Leitner beugte sich über die Frau und diesmal fasste er sie an. Er ließ seine Hände über die Haut des Oberkörpers gleiten, wobei er auch die Hände der Frau berührte, die dünne Haut am Hals ebenfalls.
    Dann passierte es.
    Auch der Bergführer, der neben der Grube stand, bekam es zu sehen.
    Es war ein Phänomen, denn genau dort, wo die Hände den starren Körper berührt hatten, zeigte die Haut Risse. Nicht breit, mehr schmal, aber sie reichten aus, um das austreten zu lassen, was sich bisher unter der Haut verborgen gehalten hatte.
    Es war eine relativ dicke rote Flüssigkeit, und für sie gab es nur einen Namen – Blut!
    Der Professor stieß ein Lachen aus, während Toni Hellmann gar nicht reagierte. Er stand am Rand der Grube und begriff erst mal nichts. Ihm war nur klar, dass die rote Flüssigkeit keine Einbildung war, es gab sie wirklich.
    Die Tote blutete, und ihm kamen jetzt Zweifel, ob sie auch wirklich tot war...
    ***
    Ludwig Leitner richtete sich auf. Er war ebenfalls überrascht und hatte beide Arme angehoben. Seine Handflächen drückte er gegen die Wangen. Er sprach nicht. Er schaute nur zu und sah die zahlreichen Risse, die sich dort auf dem Körper verteilt hatten, wo das Blut aus den Schnitten quoll, die von keinem scharfen Gegenstand verursacht worden waren. Dennoch zeichneten sich dort Wunden ab.
    Das Blut verteilte sich nahe der Wunden und ließ dort dünne rote Streifen zurück.
    Auch an den Wangen und auf der Stirn waren die Zeichen zu sehen, aber nichts hatte sich am Gesicht verändert. Es war starr geblieben, was Toni wunderte. Er hatte sich einigermaßen gefangen, obwohl er das Phänomen nicht begriff, aber er hatte noch etwas festgestellt, was ihn wunderte, wobei er sich mit einem Kommentar zurückhielt.
    Er sah, dass die Augen nicht mehr halb geschlossen waren. Sie standen jetzt ganz offen. Erneut wurde er mit einem nicht zu fassenden Phänomen konfrontiert, aber er dachte nicht weiter darüber nach, denn es hatte keinen Sinn, sich Gedanken zu machen.
    Nur lag auf seinem Rücken eine Gänsehaut, und die wollte auch nicht verschwinden.
    Der Professor war in seinem Element. Toni Hellmann hatte er vergessen. Er beugte sich über die Regungslose und brachte sein Gesicht in die Nähe der Frau. Vor einer Stunde hätte Toni noch über das gelacht, was nun passierte, denn Ludwig Leitner sprach die Frau an. Ja, er redete mit einer Toten.
    Deutlich sprach er die Worte aus, damit man ihn auch verstand.
    »Serena, du Frau, die viele Menschen verehrt haben, ich bin gekommen, um dich aus dem langen Schlaf zu holen. Ich habe es geschafft, du bist erwacht. Und du wirst deinen Weg gehen. Nicht allein, denn jetzt bin ich an deiner Seite. Ich weiß, dass du nicht tot bist, und deshalb bitte ich dich, den Beweis anzutreten.« Er richtete sich auf und streckte ihr die Hände entgegen. »Erwache endlich aus deinem langen und auch magischen Schlaf.«
    Toni Hellmann verstand jedes Wort. Er schüttelte den Kopf. Er wollte es nicht wahrhaben. Was dieser Professor vorhatte, war für ihn ein Unding, aber er irrte sich.
    Serena, die Mystikerin, hatte die Botschaft verstanden. Bisher hatte sie starr in ihrem Sarg gelegen, das änderte sich nun. Zuerst ging ein Ruck durch ihre starre Gestalt. Obwohl der Bergführer sich darauf eingestellt hatte, wurde er doch überrascht. Sein Mund klappte wie von selbst auf, und den leisen Schrei konnte er nicht unterdrücken.
    Der Professor schaute zu ihm hoch. Ein Vorwurf lag in seinem Blick.
    Dann kümmerte er sich wieder um Serena, indem er ihre Hände anfasste und Anstalten traf, sie in die Höhe zu ziehen, damit sie den Sarg verlassen konnte.
    Toni Hellmann stand einfach nur da und schaute. Er war nicht mal in der Lage, den Kopf zu schütteln. In seiner Kehle entstanden Geräusche, die erstickt klangen. Was da in der Grube geschah, war ja nicht normal. Hier sollte eine Tote ins Leben zurückgerufen
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