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1737 - Das Blut der Zauberin

1737 - Das Blut der Zauberin

Titel: 1737 - Das Blut der Zauberin
Autoren: Jason Dark
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werden.
    Lächerlich!
    Wenig später erkannte der Bergführer, dass dieser Begriff nicht passte. Es war alles andere als lächerlich, für ihn aber unfassbar, denn er bekam mit, wie die Hände der Toten zuckten und dann zugriffen. Sie umklammerten die Gelenke des Professors. Es war einfach verrückt, es fehlte nicht viel und Toni hätte angefangen zu schreien.
    Das tat er nicht. Er blieb ein stummer Beobachter, aber er bewegte sich mit kleinen Zitterschritten vom Rand der Grube weg, denn es war für ihn unerträglich, so etwas erleben zu müssen.
    Die angebliche Tote ließ sich hochziehen. Sie blutete aus einigen Wunden, was ihr nichts ausmachte. Das Blut blieb nahe der Schnitte kleben und verteilte sich auch nicht weiter.
    Toni Hellmann hatte angenommen, ein normal denkender Mensch zu sein, den so leicht nichts erschüttern konnte. Das war jetzt vorbei. Er musste einsehen, dass hier die Naturgesetze auf den Kopf gestellt worden waren.
    Eine Tote, die lebte – und nicht nur das. Die es auch schaffte, sich zu bewegen und wohl nur sicherheitshalber noch von dem Professor festgehalten wurde.
    Sie winkelte das rechte Bein an und stieg tatsächlich aus dem gläsernen Sarg. Schneewittchen in einer modernen Variation. Toni sah es und fasste es nicht.
    Ludwig Leitner flüsterte etwas, was Toni nicht verstand. Der Bergführer wollte auch nicht länger in dieser Höhle bleiben. Wer konnte schon wissen, was hier noch an Absurdem geschehen würde.
    Sein Job war erledigt. Er dachte nicht im Traum daran, sich von dem Professor zu verabschieden. So schnell wie möglich weg – das war seine Devise.
    Nicht einen einzigen Blick warf er zurück. Er drehte sich um, den Weg kannte er, und so lief er in langen Schritten dem Ausgang der Höhle entgegen.
    Dass er zwischendurch stolperte, machte ihm nichts aus. Er blieb auf den Beinen, erreichte den Ausgang und taumelte ins Freie. Die frische Luft umgab ihn, und er atmete so tief wie möglich ein. Einen leichten Schwindel musste er überbrücken, dann hatte er es geschafft und lief weiter.
    Toni kannte sich in den Bergen aus, das kam ihm jetzt entgegen. Er freute sich, er hätte jubeln können, und doch hielt ihn die Angst noch umklammert.
    Er lief mit langen Schritten einen mit Geröll bedeckten Hang hoch, um dann hinter einem Felsrücken Deckung zu suchen.
    Heftig nach Atem ringend hockte er sich dort nieder. Nicht das Laufen hatte ihn so erschöpft, er dachte daran, was in der Höhle passiert war, und das raubte ihm beinahe den Atem.
    Und er hatte das Gefühl, gerade noch mit dem Leben davongekommen zu sein. Dieses Phänomen war einmalig. Er hätte nie geglaubt, dass so etwas passierten konnte. Was tot ist, das war auch tot. Da gab es kein Leben mehr.
    Hier nicht. Diese Person lebte. Sie hieß Serena. Und Hellmann fragte sich, wer sie war. Er kannte alle Geschichten, die man sich so erzählte, aber von einer Mystikerin war nie gesprochen worden. Und doch war sie wichtig, so wichtig, dass sich ein Gelehrter mit ihr beschäftigt hatte.
    Eigentlich hätte er den Weg ins Tal so schnell wie möglich antreten müssen. Das tat er nicht. Er blieb in seiner Deckung. Irgendwas musste passieren, denn er glaubte nicht, dass der Professor und die jetzt wieder lebende Mystikerin es sich in der Höhle wohnlich einrichten würden.
    Er würde warten, bis sie die Unterkunft verließen.
    Noch war es hell. Das würde auch noch für eine Weile so bleiben. Aber es wurde Zeit, sich an den Abstieg zu machen. Da war er gespannt, wie der Professor reagieren würde.
    Er kam.
    Aber er war allein.
    Oder doch nicht?
    Toni reckte sich, um mehr zu sehen. So sehr er sich auch anstrengte, er sah diese Serena nicht. Dafür hatte der Professor die Höhle verlassen und blieb vor ihr stehen. Er warf einen Blick in die Umgebung wie jemand, der darauf wartete, dass jemand kam, mit dem er sich verabredet hatte.
    Toni Hellmann war dieser Mensch nicht. Er fühlte sich zudem nicht mehr für den Professor verantwortlich. Sein Job war erledigt. Etwas stimmte hier nicht. Und eine innere Stimme riet ihm, besser in Deckung zu bleiben.
    Sekunden reihten sich an Sekunden. Die Zeit verstrich, und der Professor bewegte sich nicht vom Fleck. Ab und zu reckte er sich und stellte sich dabei auf die Zehenspitzen, um eine bessere Sicht zu bekommen, aber ein Ziel schien er nicht zu entdecken, und das war auch bei Toni Hellmann der Fall.
    Serena ließ sich nicht blicken, was den Bergführer schon wunderte. Wenig später konnte er die Gedanken an
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