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1729 - Totenliebe

1729 - Totenliebe

Titel: 1729 - Totenliebe
Autoren: Jason Dark
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grundlos.
    Jetzt musste ich die Novizin erst recht finden und beschleunigte meine Suche. Das war nicht einfach. Wieder kam mir der alte Friedhof dicht wie ein Dschungel vor. Zu sehen bekam ich nichts, aber zu hören, denn die Stimmen waren immer noch vorhanden.
    »Hast du sie?«
    »Nein, verdammt.«
    »Hast du sie denn gesehen?«
    »Ich habe sie gleich!«, antwortete eine Stimme und fing an zu lachen.
    Kurz danach hörte ich den schrillen Frauenschrei. Jetzt war für mich klar, dass Elisa in eine Falle gelaufen war. Ich verfluchte meine Langsamkeit, aber an Aufgabe dachte ich nicht. Ich wollte Elisa finden, um zu retten, was zu retten war.
    Es war egal, welchen Weg ich nahm. Ich musste nur den Friedhof verlassen, denn ich ging davon aus, dass Elisa den fremden Männern außerhalb des Geländes in die Arme laufen würde.
    Es war für mich ein Kampf gegen die Tücken der Natur und auch gegen Grabsteine, die sich mir immer wieder als Hindernisse in den Weg stellten.
    Dabei rissen Elisas Schreie nicht ab. Aber auch die Stimmen der Männer waren zu hören.
    Es dauerte nicht lange, da veränderte sich die Helligkeit. Für mich war es der Beweis, dass ich den Rand des Friedhofs erreicht hatte. Leider wies mir kein Schrei mehr den Weg, und wie ein Wilder stürmte ich aus der Vegetation hervor. Im Freien stehend brauchte ich nur einen Blick, um alles zu sehen. Ein heller Lieferwagen stand bereit. Die hintere Doppeltür sollte soeben geschlossen werden. Das tat ein Mann in dunkler Kleidung, der meinen scharfen Ruf hörte, bevor er auch die zweite Hälfte der Tür schließen konnte.
    Er fuhr herum.
    Wir starrten uns an. Ich hatte ihn noch nie gesehen, aber ich wusste, dass sich Elisa im Wagen befand, denn sie hatte ich noch mit einem schnellen Blick gesehen.
    Noch bevor ich stoppte, fuhr ich den Mann an. »He, was soll das? Warum entführen Sie die Frau?«
    »Wir bringen sie nur zurück. Und jetzt verpiss dich, sonst bist du auch dran.«
    Dieser Ton war nicht eben der, der mir gefiel. Das wollte ich ihm auch sagen. Doch das schaffte ich nicht mehr. Denn als ich auf ihn zuging, holte er mit dem rechten Arm aus. Die Hand hatte er zur Faust geballt, und ich war froh, dass er ausholte, sonst hätte ich nicht so schnell reagieren können.
    Noch in der Bewegung riss ich meine Arme hoch und blockte den Schlag ab. Damit hatte der Kerl nicht gerechnet und auch nicht mit meinem Kopfstoß, der ihn im Gesicht erwischte und ihn bis gegen die Hintertür trieb.
    Er fluchte.
    Ich packte ihn, wirbelte ihn herum und schleuderte ihn zu Boden.
    Mir war klar, dass mir nicht viel Zeit blieb. Außerdem wollte ich Elisa befreien. Ich zog die Beretta, bedrohte den Mann damit und bewegte mich rückwärts, um die Hecktür zu erreichen, deren eine Hälfte ich mit einem Ruck aufzog.
    »Raus, Elisa!«, schrie ich nur. Ob sie meinen Rat befolgte, sah ich nicht, denn ich musste den Schläger im Auge behalten. Er kniete und hatte mir sein Gesicht zugedreht. Der hasserfüllte und böse Ausdruck in seinen Augen blieb mir nicht verborgen, und ich fragte mich, was das für Menschen waren, die Elisa jagten.
    Sie erschien in der offenen Tür. Ich sah sie nicht, hörte aber ihre Stimme.
    »Und was passiert jetzt?«
    »Lauf weg!«
    »Wohin denn?«
    Ich stand kurz vor dem Durchdrehen. »Lauf einfach weg, verdammt noch mal!«
    Hinter mir lachte jemand. Ich wusste, dass ich einen Fehler begangen hatte, aber ich hatte leider nur zwei Augen und konnte nicht überall hinschauen.
    Das rächte sich jetzt. Elisas Schrei war noch zu hören, dann riss mir etwas die Beine weg und ich fiel hin und landete hart. Ich war ausgeknockt, wurde aber nicht bewusstlos und hörte auch noch die Stimmen. »Wieder rein mit ihr und dann ab!«
    »Was machen wir mit ihm?«
    »Liegen lassen, erst mal weg.«
    »Finde ich nicht gut.«
    Es gab keinen Widerspruch mehr. Sekunden später hörte ich, wie der Motor angelassen wurde, und war irgendwie froh, dass man mich nicht überrollte…
    ***
    Boxer bleiben so lange liegen, bis sie ausgezählt worden sind. Wie lange es bei mir dauerte, bis ich mich aufrappeln konnte, wusste ich nicht. Ich hatte auch nicht gezählt. Jedenfalls war ich angezählt, schimpfte mich selbst aus, dass ich so unaufmerksam gewesen war, aber das brachte jetzt auch nichts mehr. Der Wagen war weg und damit auch Elisa.
    Sie hatte auf mich gesetzt. Ich hatte sie nicht beschützen können, und das wurmte mich. Aber wovor hätte ich sie beschützen müssen oder können?
    Ich wusste es
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