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1729 - Kristallbrand

Titel: 1729 - Kristallbrand
Autoren: Unbekannt
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gekommen sein. Irgendwo mußte also ein gewaltiger Trichter oder eine Schlucht existieren. Und so eine Lücke in der Oberfläche der Kristallkruste sollte sie übersehen?
    Sie konnte es sich nicht vorstellen.
    Plötzlich fiel ihr glitzernder Kristallstaub auf, der sich auf der glatten Oberfläche des ehemaligen Gewässers bewegte. Obwohl die Instrumente des SERUNS keine Luftbewegungen in der Atmosphäre von Opal anzeigten, bildete der Staub kleine Wirbel, die zunächst nur wenige Zentimeter hoch aufstiegen, um dann langsam in sich zusammenzusinken.
    Karla schloß verwundert die Augen und öffnete sie wieder. Sie glaubte, sich getäuscht zu haben und durch das ständige Glitzern und Flimmern der Kristalle irritiert worden zu sein. Doch die Staubwirbel waren noch immer da.
    „Hey, was ist das?" fragte sie leise.
    „Stimmt etwas nicht bei dir?" klang die Stimme von Nina Kessel in den Lautsprechern ihres SERUNS auf.
    „Es ist alles in Ordnung, Muscel", antwortete sie rasch. „Es ist nett von dir, daß du dir Sorgen um mich machst, aber sie sind unnötig."
    „Du scheinst müde zu sein, Petit. Jedenfalls hört sich deine Stimme so an."
    Karla lachte leise.
    „Müde bin ich allerdings. Ich lege mich gleich aufs Ohr und schlafe ein paar Stunden. Ich suche nur noch nach einem hübschen Plätzchen, über dem ich in meinem SERUN schweben und träumen kann."
    Nun lachte Nina ebenfalls.
    „Viel Vergnügen", wünschte sie. „Ich habe es mir über einem Hügel gemütlich gemacht, der in seinem Innersten voller Smaragde zu sein scheint. Vielleicht lasse ich mir von einem Design-Roboter den schönsten Schmuck der Abruse daraus anfertigen!"
    Karla gähnte verhalten. Ihre Blicke richteten sich wieder auf die Staubwirbel, die nun höher als zuvor aufstiegen. Sie hatte den Eindruck, daß die Staubmenge zugenommen hatte.
    Die glitzernde Staub drehte und wendete sich wie ein schlanker Schlangenkörper; für Sekundenbruchteile bildete sich gar ein Kopf mit zwei Augen heraus.
    Die Mineralogin war plötzlich hellwach. Sie begriff, daß sie nicht träumte und die Erscheinung nicht von einer Luftbewegung hervorgerufen wurde. Unwillkürlich richtete sie sich auf.
    Der wirbelnde Staub schien ihrer Bewegung zu folgen. Er erreichte eine Höhe von mehr als anderthalb Metern, und er wuchs immer weiter.
    Zugleich nahm er an Masse zu, ohne daß Karla erkennen konnte, woher diese Masse stammte. Als die sich drehende und windende Staubsäule größer geworden war als sie, dehnte sie sich zu den Seiten aus.
    Verblüfft beobachtete die Frau, daß sich Arme und Beine bildeten. Nun drehte sich der glitzernde Kristallstaub nicht mehr, sondern er beruhigte sich, schien sich zu stabilisieren.
    Ein Gebilde formte sich, das in zunehmendem Maße humanoid wurde.
    Lange und dünne Arme wuchsen aus dem Rumpf heraus, und ein ovaler Kopf bildete sich, in dem zwei Kristalle die Augen darstellten.
    Fasziniert beobachtete Karla Zazis, wie das Wesen nach Vollendung strebte.
    „Hallo", flüsterte sie. „Ich glaube, du willst mir etwas sagen!"
    Weil sie nicht gestört werden wollte und weil sie fürchtete, das zerbrechliche Staubwesen werde wieder in sich zusammensinken, hatte sie ihr Funkgerät abgeschaltet, so daß die anderen sie nicht hören konnten.
    Die Terranerin lächelte.
    „Du bist hübsch, und du wirst immer hübscher, je vollkommener du wirst", sagte sie freundlich.
    Sie fürchtete sich nicht vor dem Wesen, sondern fühlte sich eher zu ihm hingezogen. Sie hatte den Eindruck, daß die Staubwirbel an zwei Fronten kämpften. Auf der einen Seite waren sie bemüht, ein humanoides Gebilde zu formen, das ihr ähnelte, auf der anderen Seite schienen sie danach zu streben, ihr etwas mitzuteilen. Und dabei schien das Wesen ungeduldig zu sein, als ob es fürchtete, sie werde das Interesse an ihm verlieren und sich entfernen, bevor es ihr sagen konnte, um was es ging.
    „Keine Angst", flüsterte Karla daher. „Ich bleibe bei dir. Ich möchte wissen, was du mir mitteilen möchtest."
    Sie zog sich einen Schritt zurück und beobachtete. Doch das Wesen streckte seine Arme nach ihr aus und folgte ihr, so daß der Abstand zwischen ihnen nahezu gleich blieb.
    „Nur keine Sorge", versuchte die Mineralogin es zu besänftigen.
    Sie war überzeugt davon, es mit einem Wesen zu tun zu haben, das über eine gewisse Intelligenz verfügte. Es mußte in der Lage sein, sie zu verstehen.
    Sie streckte eine Hand aus, um ihre Worte zu unterstreichen, und dabei berührte sie den
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