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1729 - Kristallbrand

Titel: 1729 - Kristallbrand
Autoren: Unbekannt
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Kristallstaub.
    Es war, als habe sie einen Schalter betätigt. Im gleichen Moment, als Karla den Staub berührte, fiel das Gebilde in sich zusammen. Der Kristallstaub prallte auf den Boden und verlor sich in Wolken, die sich rasch nach allen Seiten hin ausbreiteten. Schon nach wenigen Sekunden war nichts mehr davon zu sehen.
    Karla war so enttäuscht, daß ihr Tränen in die Augen traten. Für einen kurzen Moment hatte sie große Sympathien für das Kristallwesen empfunden. Sie hatte geglaubt, daß es Kontakt mit ihr aufnehmen wollte.
    Und nun hatte sie das Gefühl, das Wesen am Werden und Entstehen gehindert, ja, es sogar getötet zu haben.
    Fassungslos verharrte sie auf der Stelle und blickte auf die spärlichen Staubreste hinab, die auf der Kristallfläche zu ihren Füßen lagen.
    Es schien ihr wie ein Symbol dafür zu sein, daß Menschen dieselbe tödliche Ausstrahlung auf die Geschöpfe der Abruse hatten, wie die Abruse auf die Ayindi. Einen gemeinsamen Weg schien es für alle Beteiligten nicht zu geben.
    Karla harrte noch lange Minuten an der Stelle ihrer Begegnung mit dem exotischen Staubwesen aus. Sie hoffte, daß es einen weiteren Versuch unternehmen würde. Doch sie wurde enttäuscht. Das Staubwesen kehrte nicht zurück.
    Schließlich sah die Mineralogin ein, daß es keinen Sinn hatte, länger zu warten. Sie schwebte langsam in die Höhe, blickte sich nach den anderen Beausoleils um und glitt dann zu ihnen hinüber.
    „Was war los, Petit?" fragte Nina Kessel, der sie auf halbem Wege begegnete.
    „Ich habe ein eigenartiges Erlebnis gehabt, Muscel", berichtete die Mineralogin. Dann erzählte sie ausführlicher, als es eigentlich ihre Art war, von der Begegnung.
    Sie erwartete, daß Nina ähnlich fasziniert war wie sie, doch die Nahkampfspezialistin enttäuschte sie: Sie lachte leise.
    „Du bist einer Illusion der Abruse zum Opfer gefallen", vermutete Nina.
    „Nein! Das glaube ich nicht, Muscel", erwiderte Karla. „Das war keine Illusion. Das war echt."
    „Du irrst dich, Petit. Diese Projektionen der Abruse sind täuschend echt, und sie sind raffiniert aufgebaut. Glaub mir, was du gesehen hast, war nicht wirklich da."
    Doch damit wollte Karla sich nicht abfinden. Sie sprach nicht nur mit Nina, sondern auch mit einigen anderen Beausoleils. Sie hoffte, daß wenigstens einer von ihnen ihr glauben oder sie ernst nehmen würde.
    Doch sie wurde erneut enttäuscht. Nicht ein einziger der Beausoleils konnte sich vorstellen, daß sie tatsächlich kristallinen Staub gesehen hatte, der versucht hatte, sich zu einem humanoiden Wesen zu formen.
    Alle waren davon überzeugt, daß sie Opfer einer Illusion geworden war.
     
    *
     
    Die Instrumente in der Zentrale der TYRONA fielen der Reihe nach aus.
    „Wie lange brauchen wir bis zum Rendezvous-Punkt?" fragte Ronald Tekener.
    „Etwa drei Stunden", antwortete der Arkonide.
    Noch bewegte sich das Rochenschiff im Überlichtbereich. Doch wie lange konnte es sich darin noch halten?
    Der Kristallbrand breitete sich immer schneller in der TYRONA aus.
    Schon waren lebenswichtige Teile des Schiffs davon erfaßt. Eine Flanke des Raumers bestand nur noch aus Kristallen, und der Brand fraß sich mit atemberaubender Geschwindigkeit in Richtung Zentrale vor.
    „Wir schaffen es nicht", stellte Atlan fest, nachdem er aktuelle Informationen über den Zustand des Raumschiffs eingeholt hatte. „Ich gehe davon aus, daß wir uns noch etwa eine halbe Stunde lang halten können."
    „Dann sind wir nach wie vor viel zu weit vom Rendezvous-Punkt entfernt, um eine Chance zu haben", befürchtete Dao-Lin-H’ay.
    Sie sprach ruhig, nüchtern und mit unbeteiligt klingender Stimme. Die Kartanin schien sich keine Sorgen um ihre Zukunft zu machen.
    „Wir müssen versuchen, ein Notsignal zu senden", sagte Julian Tifflor, obwohl er wußte, daß sämtliche Funkgeräte ausgefallen waren.
    „Irgendwie muß es doch möglich sein."
    Atlan wies auf die Hauptsyntronik, die den Verlust aller Sender anzeigte.
    „Ein Signal können wir nur losschicken, wenn wir in der uns noch verbleibenden Zeit einen Sender bauen könnten", knurrte Ronald Tekener. „Wir wissen alle, daß wir es nicht können."
    Julian Tifflor gab noch nicht auf. Mit Hilfe der Syntronik suchte er nach einem Ausweg. Er wollte sich nicht damit abfinden, daß sie aus dem ihnen verbleibenden Material keinen Sender konstruieren konnten. Doch nachdem er einen ausführlichen Dialog mit der Syntronik geführt hatte, mußte er einsehen, daß ein
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