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1727 - Der Kristallkopf

Titel: 1727 - Der Kristallkopf
Autoren: Unbekannt
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unbegreiflicheren Macht namens Abruse entzogen sich allen bisher bekannten Schemata und Mustern. Es war, als versuche man Helligkeit mit dem Zentimetermaß zu messen - kein bekannter Maßstab schien zu passen oder angemessen zu sein.
    Lebte dieses Ding wirklich? Besaß es Individualität, eine Persönlichkeit? Oder funktionierte es lediglich - auf eine fremde, unbegreifliche Art und Weise, zu der kein Galaktiker einen Zugang hatte?
    Rhodan wußte, daß die Maßstäbe, mit denen Menschen einander und andere Lebewesen maßen, sehr verschieden sein konnten. Es war das alte Problem, mit dem jeder Übersetzer oder Programmierer eines Translators zu kämpfen hatte, vor allem dann, wenn es um geistige Gegenstände ging, um Wesensarten, die höhere Lebewesen von Tieren unterschieden.
    Wie sollte man einem Maahk erklären, was Humor war? Die Methanatmer bekamen sinnverwirrende Sätze zu hören, die ein Terraner einem anderen sagte, und danach stießen die Terraner seltsam keuchende Laute aus, wanden sich, und wenn die Sätze absolut unsinnig waren, brachen sie mitunter sogar in Tränen aus. Leibeskrümmungen deuteten bei Humanoiden auf Schmerzen hin, und Tränen waren bei ihnen mit körperlichen oder seelischen Schmerzen verbunden. Warum aber, bei den Nebeln von Trahyn, taten die Terraner das einander mutwillig an und wurden nicht einmal böse aufeinander dabei? Seltsamerweise wurde von diesem Qualen der Sprecher des Unsinns meist viel stärker betroffen als der Hörer - auch das völlig unerklärlich für einen Maahk, dessen Denken in streng logischen Bahnen ablief.
    Blues hingegen waren dieses Humors durchaus mächtig, und der Gegenstand, über den sie sich die Tellerköpfe stets krumm- und zipfelig lachten, war das Paarungsverhalten der Terraner, vor allem die Vorspielrituale. Überall auf den Welten der Eastside waren Trivideostreifen erhältlich, meist bei den Kulturinstituten der Terraner, in denen die Menschen die absonderlichsten Veranstaltungen vollführten, nur um zu einer Paarung zu kommen, die dann noch nicht einmal gezeigt wurde. Auf Gatas brauchte man nur zu zitieren: „Die Lerche war’s, die Tagverkünderin...", um im Saal einen Lachorkan hervorzurufen.
    Beispiele dieser Art gab es zuhauf, aber sie ließen sich in der Regel mit gegenseitiger Rücksichtnahme und Verständnis aus der Welt schaffen.
    Aber in diesem Fall?
    Kannte der Abruse-Kommandant Begriffe wie Humor, Liebe, Angst, Hunger, Haß, Neid überhaupt? Besaß er Empfindungen, Gefühle? Und wenn ja, wie sahen diese aus? Welches war der innere Antrieb eines Kommandanten, der sein Schiff ins Gefecht führte? Sorge um Angehörige? Rachsucht? Ehrgeiz, Verlangen nach Ruhm und Macht?
    „Ich habe ihn!" hörte Rhodan den Mausbiber sagen. „Smezz."
    „Bitte?" Herrea Dinahs Stimme klang ungläubig. Gucky zwinkerte kurz und blickte sie an.
    „Erstens geht ihm etwas durch den Kopf, das sich wie Schmerz anhören würde, wenn man es ausspräche, und zweitens wäre es mir lieb, wenn wir nicht mehr gestört würden. Seid geduldig, Freunde."
    Smezz...
    Der Kommandant der KYSHATT hatte Cryzz geheißen, so jedenfalls glaubte man verstanden zu haben. Es waren die Gedanken eines Sterbenden gewesen. Dachte ein Sterbender an seinen Namen?
    Tod, Sterben - auch das waren Begriffe, die in diesem Zusammenhang nicht so ohne weiteres anwendbar waren. Niemand erinnerte sich schaudernd der Zeit, als er noch nicht existiert hatte, wohl aber gruselte es den meisten, wenn sie an die Zeit dachten, da sie nicht mehr existieren würden - gab es da wirklich einen Unterschied? Für Smezz, wenn er denn so hieß, vielleicht nicht.
    Dao-Lin schob sich geräuschlos an Rhodans Seite.
    „Hyzzak", wisperte die Kartanin.
    Auch Rhodan hatte seine Stimme stark gedämpft, als er fragte: „Ist das der Name des Planeten?"
    Dao-Lin machte eine verneinende Geste.
    „Es ist etwas, das er will", gab sie flüsternd bekannt. „Oder das eintritt, das kommt, passiert. Hyzzak ist nicht da, er aber will, daß es da ist. Die Qualität Wollen ist seinem Denken deutlich zu entnehmen."
    Was würde ich in seiner Lage wollen? Hilfe, Rettung? Ein schnelles, gnädiges Ende? Vergeltung? Das Erbarmen Gottes...?
    Guckys Körper wirkte angespannt, fast verkrampft. Jetzt richtete er sich langsam auf, die Zwillinge öffneten die Augen. Sie hatten im ersten Augenblick Schwierigkeiten, sich wieder zurechtzufinden.
    Gucky blickte zu Perry Rhodan hinüber.
    „Er ist viel stärker als Cryzz", berichtete der Mausbiber.
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