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1724 - Besuch aus Hirdobaan

Titel: 1724 - Besuch aus Hirdobaan
Autoren: Unbekannt
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nachdenklich im Spiegel. In den letzten Wochen hatte sich die Zahl der Fältchen um die Augen verdoppelt, und die Mundwinkel wiesen stärker und überzeugender abwärts als je zuvor. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen, aber das rührte vom Schlafmangel her. Sein Blick war unerbittlicher und härter geworden. Das Kinn ragte angriffslustig wie immer in die Landschaft.
    Gefalle ich mir eigentlich so? fragte er sich und grinste schief.
    Was für eine Frage!
    „Es geht um etwas ganz anderes", sagte er laut zu sich selbst. „Es geht darum, ob jemand, der an eine bestimmte Stelle gestellt wird, diese Stelle ausfüllt oder ob er jämmerlich versagt."
    Er hatte sich den Posten als LFT-Kommissar nicht ausgesucht, der ihn zum Buhmann aller Bewohner des Solsystems zu stempeln schien.
    Ruckartig wandte er sich von der Spiegelfläche ab und sah zu, wie der Servo das Frühstücksarragement traf. Wie immer fiel das Angebot viel zu reichhaltig aus, und er ließ die Hälfte der Speisen und Getränke zurückgehen. Vollere! machte träge und nachgiebig, sie lähmte Geist und Seele.
    Das Urteilsvermögen und auch die innere Kraft gingen dabei flöten. So etwas konnte er sich selbst und den Menschen gegenüber nicht verantworten.
    „Was gibt es Neues?" fragte er und setzte sich an den gedeckten Tisch.
    „Nichts", erwiderte der Servo seiner Unterkunft. „NATHAN hält den STALHOF weiterhin unter Verschluß. Nach wie vor übt er eine geheime Tätigkeit aus."
    „Ich will Aaron Sebastian sprechen."
    „Tut mir leid, Geo. Er schläft seit einer Stunde. Aber er hat dir eine Botschaft hinterlassen. Sie lautet: >Nichts Neues<. Willst du, daß ich ihn wecke?"
    „Nein, vergiß es."
    „Ich kann nicht vergessen."
    „Du weißt, wie ich es gemeint habe."
    „Sicher, Geo Sheremdoc. Soeben trifft eine Nachricht der Mondsyntronik ein. NATHAN möchte wissen, wann du für ein Gespräch zur Verfügung stehst."
    „Sofort!"
    Er sprang auf, ließ das Frühstück stehen und eilte zum nächsten Transmitteranschluß. Augenblicke später beförderte ihn das Entstofflichungsfeld aus der Wohnkugel auf der Mondoberfläche mehrere Kilometer hinab in die Tiefe. Er trat unter dem Rematerialisationsbogen hervor und sah sich um. Er befand sich in einer der vielen Transmitterkammern, nicht in einer besonders gekennzeichneten, wie er gehofft hatte.
    Natürlich. Wie konnte er sich auch der Illusion hingeben, NATHAN würde seine Meinung wegen ihm ändern und ihn in den STALHOF lassen.
    Sheremdoc suchte den Kommunikationsraum in der Nähe der Transmitterstation auf und ließ sich in einen Sessel fallen.
    „Ich höre, NATHAN."
    „Guten Tag, Geo. Du wirst dich wundern, daß ich dich um ein Gespräch gebeten habe."
    „Nein. Ich habe es erwartet. Du kannst dich mir voll anvertrauen."
    „Dazu bin ich nicht befugt, und du weißt es."
    „Ich weiß es von dir, NATHAN. Aber das reicht mir nicht. Was wird gespielt? Wozu hast du eine Totenliste mit zwanzig Milliarden Namen ausgedruckt, einschließlich der Namen der Altmutanten, also aller Wesen, die in der bekannten Geschichte des Solaren Imperiums in ES aufgegangen sind?"
    „Darauf kann ich dir keine Antwort geben."
    „Du weißt es nicht!"
    „Tut mir leid, Geo. Wirklich."
    „Dann sag mir, worüber du mit mir sprechen willst."
    „Über die Evakuierung des Solsystems."
    „Darüber haben wir uns bereits einmal unterhalten. Ich kenne keine neuen Aspekte, die dazugekommen wären."
    „Es ist Zeit, damit zu beginnen. Das wollte ich dir sagen. Ich habe Pläne ausgearbeitet. Sie sehen eine Evakuierung innerhalb von zehn Monaten vor. Dadurch wird gewährleistet, daß es keine Opfer mehr gibt wie bei der Evakuierung des Mars."
    „Das ist das mindeste, was ich erwarte, NATHAN."
    „Es erscheint sinnvoll, die Evakuierung Terras mit den Flüchtlingen vom Mars zu beginnen, also mit den Marsianern, Terranern und anderen, die zum Zeitpunkt des Eintritts der Katastrophe auf dem vierten Planeten gelebt haben. Ihnen bereitet der erneute Wechsel keine großen Schwierigkeiten, solange sie in ihrer neuen Heimat noch keine Wurzeln geschlagen haben."
    „Wohin willst du sie evakuieren?"
    „Zu Planeten anderer Sonnensysteme. Dahin beispielsweise, von wo sie in der Post-MonosÄra ins Solsystem zugewandert sind. Für die Umsiedlung dieser 1,6 Milliarden Lebewesen ist ein halbes Jahr vorgesehen. Die Um- beziehungsweise Rücksiedlung vollzieht sich mit Raumschiffen. Danach beginnt die Aussiedlung der Terraner, sofern sie sich, nicht bereits
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