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172,3 (German Edition)

172,3 (German Edition)

Titel: 172,3 (German Edition)
Autoren: Vincent Voss
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die Arme und streichelte ihn. Aber es war nicht gut. Es wurde schlimmer. Er spürte alle Ungerechtigkeit, allen Schmerz, alle Fehler seines Lebens – des Lebens an sich – in diesem Augenblick und er bebte mit jedem weiteren Anfall und vergrub seinen Kopf tiefer in ihre Arme. Und der Schmerz ließ nach. Wie ein See trocknete er aus. Die Schlagzahl seines Schluchzens verminderte sich und dankbar spürte er eine mildernde Erschöpfung in sich.
»Ist gut«, tröstete Larissa ihn.
Sie hob seinen Kopf an, trocknete sein Gesicht, küsste ihm die Stirn, auf seine Nase, seinen Mund.
»Ist schon gut«, küsste sie ihn, bis er den Kuss erwiderte. Zögernd und schüchtern. Sie schob ihre Zunge in seinen Mund und presste sich an ihn.
Viktor war überrascht, öffnete seine Augen. Larissa hatte ihre geschlossen, streichelte seine Wangen, schob ihr Bein zwischen seine Beine und drückte sanft an seinen Schritt. Viktor drehte (wälzte) sich zu ihr, stützte seinen (schweren) Oberkörper mit einer Hand ab und streichelte mit der anderen ihren Nacken, ihr Haar. Er zog ihr T-Shirt unter dem Hosenbund hervor und ließ seine (Wurst-)Finger an ihrem Rücken auf- und abfahren, jeweils an der Grenze einer Berührung. Sie erschauerte und zog sein Hemd aus der Hose. Er litt unter ihrer Berührung, es war ihm nach dem Geständnis peinlich. Aber sie war sein Mädchen, das schönste dazu. Seine Hand erreichte ihren BH, schob ihn über ihre Brust, zögerte und spürte ihre Erregung. Ihre Hand glitt in seine Hose und suchte. Und suchte. Keine Erektion. Sein kleiner Pimmel hatte sich unter einer Fettschürze unter seinem Bauch verkrochen. Sie fand ihn, betastet ihn, ihre Irritation zeigte sich beim Küssen und seine Leidenschaft verflog vollständig. Wieder gescheitert. Wieder mal zu fett gewesen. Er zog ihren BH über ihre Brust und legte den Kopf auf seinen Arm.
Sie sah ihn an.
»Gefalle ich dir nicht?«
Ihre Demut ließ ihn wütend werden, allerdings suchte er nicht bei ihr die Schuld, sondern mit einer ungekannten Klarheit sprach er die Wahrheit aus: »Ich bin zu fett, Larissa. Ich mag mich nicht leiden und vielleicht ist es auch was Ernstes. Ich weiß es nicht.«
Sie wollte ihm das Haar kraulen, aber wie ein Schneckenauge zog er sich vor ihrer Berührung zurück.
»Nein, lass mal.«
Sie wollte etwas sagen, aber er legte ihr seinen Zeigefinger auf die Lippen.
»Kannst du schon vorgehen? Ich komm gleich nach.«
Sie sah ihn fragend an.
»Ich muss einen Entschluss fassen. Jetzt!«
Er stand auf, schwankte schwindelig und stützte sich an einem Findling ab.
»In Ordnung. Aber nur, wenn ich nicht die kaputte Taschenlampe bekomme.«
Er wusste um ihre Angst im Dunkeln, griff nach dem Rucksack und gab sie ihr. Stöhnend verstaute er die restlichen Lebensmittel und gemeinsam falteten sie die Decken zusammen.
»Fährst du?«, fragte er und hielt die halbvolle Flasche Wein hoch.
»Du meinst es ernst, oder?«
Es lag Hoffnung in ihrer Stimme.
»Ja.«
Sie nickte. Und bevor er sich zurückziehen konnte, küsste sie ihn auf den Mund und ging an ihm vorbei, den Hügel hinunter.
Im fahlen Mondlicht glänzte der See. An dem durch die Bäume gebrochenen Schein ihrer Taschenlampe konnte er Larissa auf dem Rückweg beobachten. Er setzte die Flasche an seine Lippen, ließ einen großen Schluck in seinen Mund laufen, spülte und schluckte den Wein in Raten. Eine Ente landete quakend auf dem See.
… einen Entschluss fassen. Ernsthaft abnehmen. Schluss machen mit all den Lügen. Konsequent und bewusst leben. Spaß haben …
Alle Lebensverbesserungen hingen unweigerlich mit seinem Gewicht (Übergewicht) zusammen. Familie, Sex, Beruf, Geld … alles.
Er trank einen weiteren Schluck und registrierte in seinem Kopf, dass der erste angekommen war. Er nickte gedankenversunken. Ein weiterer Schluck. Viel war nicht mehr drin. Er drehte sich um, und einer Eingebung folgend, stellte er sich an einen Findling des Steinkreises.
»Ich schwöre bei allem, was mir etwas im Leben bedeutet und heilig ist, dass ich dünner werde. Das ist mein größter Wunsch und ich will ihn mir erfüllen.«
Er dachte nach. An Gott hatte er aufgehört zu glauben, als er seine Katze ›Doktor Schnaggels‹ auf dem Schulweg überfahren am Straßenrand gefunden hatte. Dennoch war er sich sicher, dass es irgendetwas gab. Irgendwo. Er sah in den Himmel, die aufgehenden Sterne, die Steine, die ihn umringten, den Boden.
»Helft mir dabei!«, sagte er aus voller Überzeugung, in der Hoffnung daraus Kraft zu
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