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1722 - Flucht in die Finsternis

1722 - Flucht in die Finsternis

Titel: 1722 - Flucht in die Finsternis
Autoren: Jason Dark
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leiser Stimme auf sie ein. Es war ein intensiv geführter Monolog, dem die drei Menschen auch zuhörten. Das sahen wir ihnen an.
    Er lächelte und nickte uns zu.
    »Was gibt es denn?«, fragte ich.
    »Ich habe ihnen gesagt, dass sie sich nicht fürchten müssen.«
    »Und?«
    Katanga hob die Schultern. »Was soll ich sagen? Ich denke, dass sie mitmachen werden. Sie haben nur eine wahnsinnige Angst davor, dass ihnen das Gleiche noch mal passieren könnte.«
    »Sie gehen davon aus, dass ihre Peiniger noch mal zurückkommen könnten?«
    »Ja.«
    »Und wer waren die Peiniger?«, wollte Suko wissen.
    Jean Katanga nickte. »Danach werde ich sie jetzt fragen. Auch wenn es Ihnen schwerfällt, aber halten Sie sich noch ein wenig im Hintergrund.«
    »Selbstverständlich«, erklärte Suko. »Sie kennt man hier. Wir sind einfach nur fremd.«
    »Okay, ich versuche es.«
    Erneut trat er zwischen sie und stellte seine Fragen. Ich hatte gehofft, die französische Sprache zu hören, aber diese Hoffnung erfüllte sich nur teilweise. Er redete in zwei Sprachen, wenn ich mich nicht täuschte, in einer einheimischen, die mit französischen Brocken versetzt war.
    Die meisten Antworten erhielt er von dem jungen Mann. Die beiden Frauen wirkten verschüchtert. Wenn sie redeten, dann sehr leise. In der Regel aber schauten sie uns nur an und drehten dann schnell die Köpfe zur Seite, wenn sich unsere Blicke trafen.
    Die Antworten wurden auch durch Gesten unterstützt. Sie galten in der Regel den Wunden, und hin und wieder war auch ein Schluchzen zu hören.
    Ich beobachtete zudem Jean Katangas Gesicht. Seine Mimik zeigte hin und wieder so etwas wie einen überraschten Ausdruck, als könnte er die Wahrheit nicht richtig fassen. Immer wieder beugte er sich vor und fragte nach. Er wollte wissen, ob bestimmte Dinge auch tatsächlich stimmten.
    Suko flüsterte mir seine Frage zu. »Verstehst du etwas?«
    »Ein paar Brocken.«
    »Und?«
    »Jean scheint Probleme zu haben, das zu glauben, was ihm da gesagt worden ist.«
    »Wieso?«
    »Das werden wir ihn fragen müssen.«
    Noch redete er, wartete auf die Antworten, lächelte, nickte und strich den drei jungen Leuten über die Köpfe. Diese Geste bedeutete für uns das Ende der Unterhaltung.
    Da hatten wir uns nicht getäuscht. Katanga erhob sich vom Bett und kam zu uns.
    »Zufrieden?«, fragte ich.
    »Wie man es nimmt. Jedenfalls haben sie geredet, aber ich weiß nicht, ob ich ihnen glauben kann.«
    Ich sagte erst mal nichts, sondern schaute auf die drei Menschen, die auf ihren Pritschen hockten und die Köpfe gesenkt hielten, als würden sie sich schämen.
    Suko wollte den Grund wissen.
    Jean Katanga lächelte. »Es hat einfach zu unglaublich geklungen, ehrlich.«
    »Und wie kommen Sie darauf?«
    »Die drei Verletzten haben sich sehr schwer getan, überhaupt etwas zu sagen.« Er hatte seine Stimme gesenkt und sprach auch leise weiter. »Ich habe Mühe, das zu glauben, was ich gehört habe.«
    »Was denn?«
    »Es fiel ein Name.«
    Suko und ich schauten uns an.
    »Und welcher?«, fragte ich mit leiser Stimme.
    Jean senkte den Blick. »Der einer Frau.«
    Wir sagten nichts. Dachten nur darüber nach, ob es wirklich so ungewöhnlich war.
    Dann wollte ich wissen, wie er lautete.
    »Olivia Peck.«
    Suko und ich blickten uns an. Es brauchte niemand etwas zu sagen, aber mit diesem Namen konnten wir beide nichts anfangen. Eine Olivia Peck kannten wir nicht.
    Jean Katanga gönnte uns ein leichtes Lächeln. »Der Name sagt Ihnen wohl nichts.«
    »So ist es. Ihnen denn?«
    »Ja, John, leider.«
    »Und weiter?«
    Da wir von den Betten aus beobachtet wurden, drehte Katanga seinen Kopf so zur Seite, damit die drei sein Gesicht nicht sahen, denn das hatte sich verändert. So etwas wie Unglaube stand darin zu lesen.
    »Was haben Sie denn?«, hakte Suko nach.
    Er senkte den Blick. »Ich kenne eine Olivia Peck. Also die Frau, die die drei Menschen hier verletzt hat, um das Blut aus ihren Wunden zu trinken.« Er musste innehalten, weil er innerlich so erregt war. Er ballte sogar die Hände zu Fäusten und schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein.«
    »Sagen Sie es uns trotzdem, bitte.«
    »Olivia Peck ist hier bekannt, weil sie hier arbeitet. Und zwar als Helferin. Als Sozialarbeiterin. Verstehen Sie? Diese Frau arbeitet hier. Deshalb ist es unmöglich, dass sie die drei Menschen verletzt hat und anschließend ihr Blut trank. Das kann ich einfach nicht glauben.«
    Es war erst mal besser, wenn wir nichts sagten und
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