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1719 - Totenmarsch

1719 - Totenmarsch

Titel: 1719 - Totenmarsch
Autoren: Jason Dark
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würde es noch einige Probleme geben.
    Ich hatte den Eindruck, als wäre es dort, wo sich die Gestalten bewegten, heller. Da projizierten sie so etwas wie einen hellen Streifen in die Dunkelheit, und jetzt wurden uns die Gestalten praktisch auf dem Tablett präsentiert.
    Es waren keine Menschen. Wir sahen das gelbliche Schimmern der Knochen, und nicht nur im unteren Teil der Körper, sondern auch in Höhe der Köpfe.
    Ja, Totenschädel, die sich bei jedem Schritt bewegten, als wollten sie uns zunicken.
    Manche der Gestalten waren mit irgendwelchen Lumpen halb bedeckt. Andere waren völlig blank. Aber eines traf auf alle zu. Jedenfalls bei den ersten in der Reihe. Wir sahen, dass sie ihre Instrumente bei sich hatten.
    Die beiden Trommler waren da. Auch die Flötenspieler und diejenigen, die in andere Instrumente bliesen, die aussahen wie Tröten.
    Sie gingen vor.
    Immer im gleichen Rhythmus. Zackig, wobei sie ihre Schultern anhoben und ihre Beine beim Gehen vor sich her schlenkerten. Es war alles irgendwie so fremd, wollte man es positiv ausdrücken. Man hätte auch das Adjektiv lächerlich benutzen können, aber das war es nur auf den ersten oder zweiten Blick.
    Wer sich näher mit diesen Gestalten beschäftigte, der konnte schon ein leichtes Magendrücken bekommen oder eine Gänsehaut, die über seinen Rücken glitt. Hinzu kam, dass es sich hier nicht um einen Film handelte, sondern alles real war.
    Je näher sie kamen, umso lauter hörten wir ihre Musik. Es war schon heftig, was da unseren Ohren zugemutet wurde, aber wir dachten nicht daran, uns zu entfernen. Wir wollten sie stoppen, und möglicherweise stoppten sie freiwillig, wenn sie uns sahen.
    Eine erste Reaktion bekam ich mit. Es war ein kurzes Leuchten, und ich senkte den Blick, um auf mein Kreuz zu schauen, das ja offen vor meiner Brust hing.
    Da sah ich es.
    Es gab ein schwaches Leuchten ab, und als ich mit den Fingerkuppen darüber hinwegstrich, spürte ich, dass sich das Silber zudem leicht erwärmt hatte.
    Plötzlich und ohne ein Vorzeichen blieb die Gruppe der Fleischlosen stehen. Den Grund, weshalb die Gestalten ihren Marsch unterbrachen, erkannten wir nicht. Nur dass sie anhielten, und das war für uns schon etwas Besonderes.
    Allerdings trommelten und bliesen sie weiter, wenn auch nicht mehr so laut. Und wir erlebten, dass sich die Lautstärke der Instrumente immer mehr abschwächte. Man blies nicht mehr so intensiv in sie hinein, auch das Geräusch der Trommeln verringerte sich, und es wurde plötzlich relativ ruhig.
    Ich versuchte, die Entfernung zwischen uns abzuschätzen. Grob geschätzt waren es zehn bis fünfzehn Meter. Keine Distanz, die nicht schnell zu überwinden war.
    Warum gingen sie nicht weiter und hatten eine Pause eingelegt? Diese Frage beschäftigte mich schon, und sicherlich dachte Suko das Gleiche.
    Hatten sie Angst vor uns? War es die Kraft des Kreuzes, die sie gestoppt hatte? Möglich war alles, und es konnte durchaus sein, dass sie darauf warteten, dass wir etwas unternahmen.
    »Hast du einen Vorschlag, John?«
    Ich schaute auf den Pulk aus gelblichen Knochengestalten, die eine Mauer bildeten. Die vorderen waren recht gut zu sehen. Diejenigen in der hinteren Reihe verschwammen in der Dunkelheit.
    »Im Moment nicht. Du?«
    Suko lachte. »Ich denke, dass wir dafür sorgen müssen, dass sie den Ort nicht erreichen und sich dort auf die Menschen stürzen. Siehst du das auch so?«
    »Irgendwie schon.«
    »Dann sollten wir jetzt damit anfangen, sie aus dem Weg zu räumen. Ich halte sie nicht für so stark, dass sie Silberkugeln standhalten können.«
    »Wir können es auch mit deiner Peitsche versuchen.«
    »Sicher. Und du mit deinem Kreuz.«
    Das war auch eine Idee. Doch keine der beiden griff, denn die Pause der Fleischlosen war vorbei. Als hätten sie unsere Reaktion bewusst abgewartet, setzten sie sich wieder in Bewegung, und es sah für einen Moment so aus, als wollten sie uns überrollen. Sie hatten ja keine große Distanz zurückzulegen.
    Wir irrten uns.
    Die ersten Skelette waren zwei, drei kleine Schritte nach vorn gegangen, da änderten sie ihre Richtung. Sie gingen jetzt nicht mehr auf uns zu, sondern bogen nach zwei Seiten ab. Einige gingen in Sukos Richtung, andere in meine, aber sie wollten uns nicht angreifen, denn kaum hatten sie die schmale Straße verlassen, da schlugen sie einen Kreis.
    »Was soll das denn?«, fragte ich halblaut.
    »Es ist ihr Spiel, John.«
    Dem war nichts mehr hinzuzufügen. Wir rechneten damit,
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