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1719 - Totenmarsch

1719 - Totenmarsch

Titel: 1719 - Totenmarsch
Autoren: Jason Dark
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ihr auf, der allerdings bei den nächsten Worten des Höllendieners erlosch.
    »Wir werden dorthin gehen, wo die Toten wieder leben. Wo sie einmarschieren in den Ort ihrer Mörder und sich zuerst diejenigen vornehmen, die noch leben …«
    »Es sind die Musiker, nicht?« Sie fragte es nur, um Zeit zu gewinnen.
    »Ja, das sind sie. Ich habe dafür gesorgt, dass sie auf alten Instrumenten spielen. Der Marsch der Toten soll von einer bestimmten Musik begleitet werden, und wir, das verspreche ich dir, werden uns ihm anschließen.«
    Alles hätte sie gewollt, nur das nicht. Aber Mandy Hill wusste auch, dass sie keine Chance hatte. Sie musste ihrem Entführer gehorchen und konnte auch nicht darauf setzen, dass ihr jemand half, denn die beiden Männer aus London hatten jetzt andere Sorgen.
    Die Hand des Eindringlings stieß gegen ihre Schulter. Mandy taumelte zur Seite, aber auch in die Richtung, die sie gehen musste, um den Ausgang zu erreichen.
    Sie kam genau drei Schritte weit, da hörte sie den Klang der Türglocke mehrmals hintereinander.
    Sofort blieb sie stehen. Der Besucher, wer immer es auch war, hatte Sturm geschellt. Ein Zeichen, dass er es sehr eilig hatte.
    »Was soll ich tun?«, fragte Mandy Hill mit einer Zitterstimme.
    »Öffnen, was sonst?«
    Sie schloss die Augen. Wer immer etwas von ihr wollte, es konnte der letzte Besuch in seinem Leben gewesen sein …
    ***
    Graham Hill hatte nach dem kurzen Gespräch mit seiner Schwester keine Ruhe mehr gefunden. Er befürchtete, dass sie in einer Klemme steckte und dass sie den falschen Weg gegangen war, weil sie sich den beiden Männern angeschlossen hatte.
    Aber sie war schon immer aus der Reihe getanzt und ihren eigenen Weg gegangen. Bereits als Kind hatte sie so reagiert, und später hatte diese Eigensinnigkeit noch zugenommen.
    Künstlerin war sie geworden. Hatte Bilder gemalt und war bei den Bewohnern damit auf Unverständnis gestoßen. Aber sie hatte sich durchgebissen und konnte vom Verkauf ihrer Bilder besser leben als die meisten der Einwohner.
    Graham Hill hatte das akzeptiert, doch nun meldete sich sein schlechtes Gewissen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Reaktion seiner Schwester positiv gewesen war, und genau aus diesem Grund wollte er nachschauen.
    Es war besser, wenn er sich persönlich ein Bild machte, aber das musste niemand wissen, und so stahl er sich wie ein Dieb aus seinem eigenen Haus.
    Wenn er eine Waffe gehabt hätte, er hätte sie mitgenommen, doch ein Gewehr oder eine Pistole befanden sich nicht in seinem Besitz, und so hatte er sich nur auf ein Jagdmesser verlassen, das in einer weichen Lederscheide steckte, die er an seinem Gürtel befestigt hatte.
    Wer in Quimlin einen anderen Menschen im Dorf besuchen wollte, der ging auf seinen eigenen Füßen und nahm kein Auto. Im besten Fall benutzte er ein Fahrrad.
    Graham Hill ging zu Fuß. Es war mittlerweile Nacht geworden. Hinter den Fenstern leuchtete das Licht, dessen Schein auch nach draußen fiel und die Dunkelheit an bestimmten Stellen immer wieder erhellte.
    Er lief durch die hellen Stellen, bog aber dann ab in die dunklen Gassen oder lief über unbebaute Grundstücke hinweg, um den Weg zu seiner Schwester abzukürzen.
    Je näher er ihrem Haus kam, umso unwohler wurde ihm. Er fühlte sich beklommen, zugleich hatte sich sein Herzschlag beschleunigt. In seinem Mund wurde es trocken, weil er die Luft immer wieder durch die offenen Lippen einsaugte.
    Aufgeben wollte er nicht, und als das Haus der Schwester in sein Blickfeld geriet, da ging es ihm schon etwas besser, denn er sah, dass hinter der Fassade neben der Tür die Laterne brannte und ihren warmen gelben Schein verstreute.
    Die letzten Meter ging er langsamer. Er wollte seiner Schwester nicht außer Atem gegenübertreten. Er schüttelte den Kopf, sorgte für einen ruhigen Atem und schellte.
    Es war still geworden. Denn auch das Echo der Glocke innen hatte sich aufgelöst. Der eigene heftige Atem störte ihn auch nicht mehr, und so war er in der Lage, die ferne Musik zu hören.
    Die kannte er. Sie waren also wieder unterwegs, aber das passte auch irgendwie. Jetzt war Graham froh, sich um seine Schwester kümmern zu können. Wer wusste schon, was diese schaurige Kavalkade noch alles vorhatte.
    Er wollte noch mal schellen, doch es war nicht nötig. Vor ihm wurde die Tür aufgerissen – und Mandy stand vor ihm.
    Er hatte sich einiges auf dem Weg zu ihr ausgedacht, jetzt aber sah er in ihr Gesicht und den Ausdruck darin, den er
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