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1719 - Totenmarsch

1719 - Totenmarsch

Titel: 1719 - Totenmarsch
Autoren: Jason Dark
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sich ineinander zu einer Kakofonie, die keinem menschlichen Ohr gut tat.
    Aber darum ging es auch nicht. Nein, nicht um Menschen, sondern um Gestalten, die mal Menschen gewesen waren, was man ihm aber nicht glauben wollte.
    Father Gregor wusste, dass er richtig lag. Er hatte den richtigen Riecher gehabt. Er war allein und er würde auch allein bleiben. Der einzige Zeuge. Und er hoffte, dass er sein Wissen weitergeben konnte.
    Wenn nicht, war alles zu spät.
    Sie kamen, sie waren zu hören, aber noch nicht zu sehen. Das aber wollte Gregor. Er blieb nicht mehr auf seinem Stuhl sitzen und stemmte sich in die Höhe. Jetzt war seine Sicht besser. Und er brachte es sogar fertig, das Fenster so weit zu öffnen, dass er seinen Kopf nach draußen strecken konnte.
    Die Musik war jetzt deutlicher zu hören. Die Wesen, die sie produzierten, sah er nicht. Sie wurden noch von den Dünenhügeln verborgen, aber sie würden bald erscheinen, denn er sah, dass an einer bestimmten Stelle Staub und Sand in die Höhe gewirbelt worden war, die eine Wolke bildeten.
    Trommeln, Flöten, ein schriller Geigenton, der sich anhörte wie von einer Säge produziert. Auch andere Instrumente, die er nicht herausfand. All diese Töne mischten sich und taten den Ohren weh.
    Plötzlich waren sie da. Father Gregor hatte darauf gewartet und war trotzdem überrascht, als es von einem Moment zum anderen passierte. War er sah, ließ seine Augen groß werden und seinen Atem stocken. Es gab nur einen Ausdruck für das Phänomen.
    Ein Marsch der Toten!
    ***
    Die Hände des Geistlichen stemmten sich so hart gegen die Fensterbank, als wollten sie diese zerdrücken. Das Bild hatte den alten Mann geschockt. Er stieß die Luft stoßweise aus und roch dabei den Whisky, der seinen Atem geschwängert hatte.
    Es war ein Leichenzug, der sich dem Haus näherte. Tote, die sich bewegten, die auf ihren Instrumenten spielten, als wären sie von lebenslustiger Freude erfüllt.
    Tote Gestalten, die allerdings das normale Leben schon lange hinter sich hatten, denn Haut und Fleisch waren längst verwest, sodass von ihnen nur noch die Knochen übrig waren. Die gesamte Gruppe setzte sich aus Skeletten zusammen, die musizierten.
    Manche waren einfach nur nackt. Andere wiederum trugen Kleidung.
    Hosen, Hemden, Jacken oder Umhänge.
    Diejenigen, die die Führung übernommen hatten, spielten auf ihren Instrumenten. Skelettierte Hände schlugen auf die Trommeln. Andere hielten Flöten vor ihre Mäuler und spielten darauf, wobei sich der Beobachter fragte, wie es möglich war, dass Skelette über einen Atem verfügten, der diese Instrumente zum Klingen brachte.
    Sie gingen. Sie bildeten eine Reihe. Zu zählen waren sie nicht. Er sah auch Gestalten, die mit Dreschflegeln bewaffnet waren oder Stöcke in den Händen hielten.
    Eine Armee der Toten oder des Grauens schritt auf ihn zu, und er hatte jetzt den Beweis, dass es sie gab. Die Menschen hatten ihm nicht glauben wollen, als er dieses Thema angesprochen hatte. Das hier war eine Premiere, denn bisher hatte er nur die Musik gehört und nicht deren Spieler gesehen.
    Nun war alles anders. Sie kamen auf die Breitseite des Hauses zu, als wollten sie ihm ein Ständchen bringen. Geschöpfe, die es so eigentlich nicht geben durfte. Die in irgendwelchen Bereichen der Hölle stecken mussten und Stoff für gruselige Geschichten boten, die sich die Menschen gegenseitig erzählten.
    Nichts hielt sie auf. Und sie blieben in einer Reihe, wobei die vorderen Knochengestalten den Takt angaben. Es waren diejenigen, die mit den Knochenhänden auf das Fell der Trommeln schlugen.
    Schrill hörte sich der Klang der Flöten an. Manchmal auch kreischend. Es war eine Folter für die Ohren, aber Father Gregor dachte nicht daran, seine Hände gegen die Ohren zu drücken. Er hörte dieser Kakofonie weiter zu und er dachte daran, dass die Gestalten bald gegen sein Haus laufen würden, wenn sie so weitergingen.
    Etwas anderes passierte.
    Die Gruppe hielt an!
    Gregor wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Jetzt spürte er eine feuchte Kälte überall an seinem Körper. Er dachte daran, dass er Tote vor sich hatte, die trotzdem auf eine bestimmte Art und Weise lebten und die nun gekommen waren, um ihn zu holen.
    Als Lebender zwischen den Toten!
    Er wollte es nicht wahrhaben. Er schüttelte den Kopf. Er hörte sich selbst etwas flüstern, ohne zu wissen, was er gesagt hatte. Die Lage war einfach nicht mehr normal. Sie hatte sich in eine Surrealität verwandelt, die er
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