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1715 - Das Enterkommando

Titel: 1715 - Das Enterkommando
Autoren: Unbekannt
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Säulen schienen die Wölbung zu stützen und gaben dem Raum einen Anflug von Leichtigkeit und Frische.
    Dann allerdings - es dauerte fast zwei Minuten, bis der Gedanke in Milas Gehirn auftauchte und sich dort festsetzte - erinnerte sich Mila Vandemar an ein Bild, das sie früher einmal gesehen hatte und das sie an diese Szenerie erinnerte. Es war eine elektronenmikroskopische Aufnahme gewesen. Sie hatte das filigrane Gewölbe im Inneren eines menschlichen Oberschenkelknochens dargestellt, aufgenommen im Bereich der Hüfte. Auch dieses Gewölbe aus Knochenstruktur hatte ausgesehen wie ein Meisterwerk der Architektur, eine atemberaubende Konstruktion, die sich durchaus vergleichen ließ mit den Schöpfungen der Baumeister der europäischen Hochgotik.
    „So ruhig es ist, es gefällt mir nicht", murmelte Nadja; wahrscheinlich war sie zu den gleichen Überlegungen gekommen wie ihre Schwester. Es geschah nicht selten, daß die Zwillinge ihren Gedanken nachhingen, manchmal für Stunden, um dann in fast der gleichen Sekunde bei der gleichen Überlegung wieder gemeinsam anzukommen.
    „Hier ist nichts los", stellte Gucky fest, der sich sichernd umgeblickt hatte. „Ruhig wie auf einem verlassenen Friedhof..."
    So ästhetisch die Umgebung auf die beiden Schwestern auch wirkte, sie kamen zu einer ähnlichen Assoziation wie Gucky. Die Ruhe und Stille atmete den Hauch des Todes, sie wirkte unheimlich und beklemmend.
    Kein einziger der Kristallroboter zeigte sich, auch nach einigen Minuten blieb es noch ruhig.
    Gucky tastete die nähere Umgebung telepathisch ab. Er stieß auf keinerlei Anzeichen von Leben.
    Währenddessen wandte Mila ihre Gabe des Struktursehens an, erforschte damit ihre Nachbarschaft - und erschauerte. Wie überall in diesem Schiff bekam sie keine normalen Anblicke zu Gesicht, keine Strukturen, die ihr bekannt und vertraut waren. Statt dessen fand sie mitunter Gegebenheiten, die überhaupt keine inneren und äußeren Strukturen aufzuweisen schienen, eine immanente Leere, die Mila schaudern und frösteln ließ.
    „Hier ist nichts", sagte sie nach vier Minuten.
    Wie eigentümlich! Die hektische Kampfaktivität des ersten Raumes hatte sie förmlich überwältigt, sie bis ins Mark erschreckt, erschüttert und aus dem Gleichgewicht gebracht.
    Nun aber zerrte die friedhofsähnliche Ruhe, diese grundlose Stille im Inneren eines geschlossenen Grabes beinahe ebenso stark an ihrem Nervenkostüm wie die Kampfszenen bei der ersten Teleportation.
    „Hatte ich mir gedacht", murrte Gucky. Der Mausbiber war zwar kein Strukturseher, aber er hatte eine eigene Wahrnehmung für Verhältnisse, einen besonderen inneren „Riecher". Und diese spezielle Witterung machte sich in diesem Raum ganz besonders bemerkbar.
    „Okay, dann suchen wir uns ein neues Ziel", sagte der Mausbiber.
    „Vielleicht mit etwas mehr Erfolg."
    Er setzte zum nächsten Teleportersprung an - und dieses Mal kam er an jenem Ort heraus, den Mila und Nadja mit ihren Fähigkeiten bereits oberflächlich erkundet hatten.
    Die Kristallroboter waren auffallend langsam, verglichen mit ihren Kollegen aus der heimatlichen Milchstraße. Das allein gab Gucky die Chance, sich nach dem Auftauchen oberflächlich zu orientieren, bevor das unvermeidliche Getümmel losbrach.
    Der Mausbiber wußte, daß die beiden Frauen Zeit benötigen würden, um sich auf ihre Ziele und ihre jeweilige Arbeit zu konzentrieren; ihnen fehlte jene charakteristische Kaltschnäuzigkeit, die von altgedienten Mutanten aufgebracht worden war. In ein paar Jahren, vielleicht sechsoder siebenhundert, würden sie sich schon dem professionellen Stil anpassen, wie ihn Gucky zur Perfektion entwickelt hatte.
    Der Mausbiber wußte, daß er den beiden Frauen diese nötige Zeit würde verschaffen müssen, sie selbst waren dazu noch nicht in der Lage.
    Daher griff Gucky nach kurzem Rundblick in den Maschinenraum - hoffentlich war es das wirklich und nicht etwa das abrusische Gegenstück zu einem bordinternen Fitneß-Center - die Kristallroboter mit allen verfügbaren Mitteln an.
    Als außerordentlich wirkungsvoll hatten sich bisher die Akustik-Granaten erwiesen; der mit über 130 db (A) abgestrahlte Ultraschallärm machte den Kristallstrukturen sehr zu schaffen. Etliche zerfielen in Sekundenbruchteilen zu glitzernd herumfliegendem Staub, andere sprühten regelrecht auseinander wie ein explodierender Wassertropfen.
    Während Gucky seine Waffen einsetzte, machten sich Mila und Nadja daran, die Reaktorblöcke zu
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