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1713 - Im Bann der Abruse

Titel: 1713 - Im Bann der Abruse
Autoren: Unbekannt
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Über das Gras flossen wellenförmige Grünstreifen, die sich gleichmäßig über die Hügel fortsetzten.
    Die Farben der facettenreichen Blüten an Sträuchern. Bäumen und Blumen setzten sich aus allen nur erdenklichen Mischtönen von Blau und Rot in Pastelltönen zusammen. Die Bäume hatten schlanke, gläsern wirkende Stämme mit schwarzen und roten Adern, die Blätter zeigten die unterschiedlichsten Gelbschattierungen, und die glatten Fruchte schillerten fast metallisch in allen Regenbogenfarben.
    Selbst der Himmel war von unzähligen dunkelgrün glitzernden Kristallen überzogen, ebenso die Sonne, die sich aus riesigen, gleißenden Diamanten zusammensetzte. Neben der Sonne stand eine glatte, silberne Mondsichel, die von innen heraus rötlich glühte.
    Das kristalline Meer wogte in den unterschiedlichsten Farben; die am höchsten aufgeworfenen Wellenberge leuchteten tiefrot, die niedrigeren hellorange, ruhige, sanft dahingleitende Stellen zeigten Schattierungen von Hellblau bis zu tiefstem Blaugrün, dort, wo es am tiefsten war. Selbst die Ausläufer am Strand zeigten dasselbe Verhalten wie Wasser: Hohe Wellenberge brachen sich mit schneeweißer Gischt an korallenroten Felsen, die zartblauen Ausläufer auf dem schwarzgrünen Sand zogen sich wieder zurück.
    Die Wesen dieser Welt waren nicht weniger zauberhaft schön, ätherisch zart und lieblich an Gestalt. Die Tiere zeigten sich hochbeinig und schmal, mit langen, gewölbten Hälsen, anmutigen Köpfen mit großen Ohren und Augen und mächtigen Geweihen. Andere trugen Hörner statt Geweihe oder kunstvolle, kronenähnliche Gebilde. Ihre Schulterhöhe reichte von einem halben Meter bis zu stattlichen sieben Metern, die Farben der kristallenen, flauschig wirkenden Felle reichten von Hellbeige bis Dunkelbraun.
    Sie schienen keine Feinde zu besitzen, denn sie liefen oder sprangen in weiten, anmutigen Sätzen völlig sorglos über die endlos scheinenden Weiden. Sie knabberten hie und da an Gräsern, doch wohl nur aus Gewohnheit, denn richtig sichtbar aßen sie nicht.
    Ihr ganzes Leben schien nur aus Freude zu bestehen, die sie in ihrem kunstvollen Lauf über die Wiesen ausdrückten.
    Durch die Lüfte flogen vereinzelt winzige, schillernde Insekten, die sich auf den Blüten niederließen, um sich anmutig zu putzen oder um elfenähnliche Geschöpfe aufzunehmen, denen sie als Reittiere dienten.
    Die geflügelten Kristallelfen waren humanoid, ebenso wie die großen „Feen", denen die Zwillinge bereits begegnet waren. Andere „intelligente" Lebewesen schien es auf der Welt nicht zu geben. Die Elfen und die Feen unterschieden sich von den Tieren dadurch, daß sie diese als Reittiere benutzten, in großen Herden hüteten oder in stillen Reigen miteinander tanzten und zu kommunizieren schienen.
    Das Erstaunliche an dieser Welt war die absolute Stille, wie sie schon seit der ersten positiven Projektion herrschte. Die vorherigen, negativ ausgeprägten Projektionen waren stets von schauerlichen, alles überlagernden Tönen begleitet gewesen. Hier jedoch herrschte eine friedliche, wundervolle Stille.
    Die Musik, zu der Elfen, Feen und Tiere tanzten, schien in ihnen zu sein, denn alle Bewegungen, ob allein oder mit anderen ausgeführt, waren so harmonisch und übereinstimmend, daß es wie der Ausdruck absoluter Vollkommenheit wirkte.
    Vollkommen. Das war diese Welt. Hier herrschte keine Unzufriedenheit. Nur Glück, Erfüllung, Zufriedenheit überall.
    Dies war die Welt der Abruse. Die wahre Welt. Nichts von dem, was fleischlichlebendige Wesen über sie zu wissen glaubten, war wahr. Es war nur das pervertierte Abbild, eine Schreckensvision, das typische Verhalten „barbarischer" Arten, die das Neue. Höhere auf diese Weise leugneten, weil sie Angst davor hatten.
    In Wirklichkeit war es ganz anders. Die Abruse tötete niemals. Im Gegenteil. Sie bedeutete die höchste Erfüllung.
    Und doch hatte jedes Wesen Angst davor, wie der Krieg im Arresum bewies.
    Und die Eindringlinge aus dem Parresum verhielten sich nicht anders.
    Die Abruse verstand es nicht. Aber sie versuchte es zu verstehen.
    Daher war es an ihr, zu lernen und festzustellen, was den Fleischlichen „gefiel". Begriffe wie „Gut" oder „Böse", „Schön" oder „Häßlich" entzogen sich ihrem Verständnis.
    Sie hatte viele Versuche unternommen, bis sie endlich zwei Wesen gefunden hatte, von denen sie so etwas wie Verständnis. Erkennen erfahren konnte. Sie lernte von ihnen unglaublich schnell und setzte diese
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