Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1713 - Im Bann der Abruse

Titel: 1713 - Im Bann der Abruse
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
nicht in der Lage, meine Parasinne einzusetzen. Jedesmal, wenn ich es versuche, bin ich für fast eine halbe Stunde völlig desorientiert."
    Das Lachen war den Gäa-Geborenen rasch vergangen, und ihre Gesichter wurden ernst. „Das bedeutet also, daß der Boden unter unseren Füßen allmählich heiß wird."
    Mila und Nadja berichteten abwechselnd über die bisherigen Vorgänge, ebenso, daß ihrer Ansicht nach die Schäden bis in spätestens zwei Tagen, von heute an gerechnet, behoben waren.
    „Hoffentlich reicht die Zeit so lange", sagte Alaska beklommen. „Wenn ihr uns in die Zentrale bringt, helfen wir euch."
    „Das könnt ihr vergessen", lehnte Mila ab; Nadja nickte zustimmend.
    „Was soll das heißen?" brauste Bull auf.
    „Das soll heißen, daß ihr in der Zentrale genauso den Projektionen aufsitzen werdet wie hier. Ihr werdet uns bestimmt keine Stütze sein. Und überhaupt, versteht einer von euch genug von ayindischer Technik, um uns bei der Reparatur beraten zu können?" sagte Nadja und sah Bull auffordernd an.
    Der holte Luft und richtete sich auf. Dann zögerte er. „Nun... wir... nein." Er sank in den Sessel zurück.
    „Ich bin es nicht gewohnt, tatenlos herumzusitzen!" schnaubte er zornig.
    „Abgesehen davon", sagte Mila besänftigend, „ihr mögt euch alle drei munter fühlen, aber ihr seid es nicht. Bitte habt noch ein wenig Geduld und vertraut uns. Es ist besser für euch, wenn ihr euch schont. Aber seht es bitte ein: Ihr könnt uns nicht helfen."
    Nadja hob die Brauen. „Nun?" Ihre Stimme klang herausfordernd und energisch wie die einer Gouvernante.
    Die „Patienten" tauschten Blicke, dann nickten sie nacheinander, wenn auch widerstrebend.
    „Gut", sagte Mila sehr zufrieden.
    „Wir werden uns jetzt ein wenig aufs Ohr legen und dann weitermachen. Bully, Gucky, wenn ihr in eure Zimmer zurückwollt, müßt ihr es jetzt sagen, da wir später keine Zeit mehr haben. Außerdem funktioniert der Bordfunk nicht".
    „Ja", stimmten beide zu.
    „Wieso haben die Projektionen auf euch nicht dieselben Auswirkungen wie auf uns?" fragte Gucky unterwegs.
    „Das hat zwei Gründe", antwortete Mila. „Erstens kann ich inzwischen durch sie hindurchsehen. Sie können mich kurzzeitig irritieren, aber nicht auf Dauer. Zweitens werden uns ganz andere Projektionen geschickt. Die Abruse zeigt sich an uns interessiert, und im Augenblick versucht sie sogar, uns vorzugaukeln, daß sie in Wirklichkeit gar nicht so böse ist, wie wir glauben wollen."
    „Ja, darüber habt ihr berichtet. Aber es ist trotzdem ein Phänomen. Wir müssen dem Zentrum dieser Monstrosität schon recht nahe sein, wenn sie derart unterschiedlich und intensiv Einfluß nehmen kann." Gucky seufzte.
    „Wie dem auch sei, ich werde mich deprimiert in meine Enklave zurückziehen und wehmütig der Mohrrübenfelder gedenken, über die ich in meiner Kindheit voller Glück und Unschuld lief."
    Nadja, der die Ironie in Guckys Worten völlig entging, da sie nicht wissen konnte, daß es auf seinem Geburtsplaneten gar keine Mohrrübenfelder gegeben hatte, sagte tröstend: „Bald wirst du wieder in Mohrrübensaft baden können, Gucky. Du wirst sehen."
     
    12.
     
    Letzte Lügen Nadja freute sich auf den Schlaf; danach wollte sie gestärkt darangehen, die richtigen Bestandteile der kristallinen Leiter zusammenzufügen und das Schiff wiederzuerwecken.
    Mila war nicht ganz so zuversichtlich, da sie inzwischen an die Grenzen ihres Wirkens gestoßen war und die Arbeit kaum mehr beschleunigen konnte. Sie konnte Bulls Frustration verstehen, hilflos daneben stehen und tatenlos zuschauen zu müssen, während eine tödliche Gefahr drohte und alles von einem einzigen Menschen abhing.
    Sie selbst nahm wenigstens noch eine Statistenfunktion ein, indem sie Nadja die richtigen „Stichworte" lieferte und sie unterstützte, während die Freunde nicht einmal dazu in der Lage waren. Wie Marionetten, die gerade nicht gebraucht wurden, mußten die Unsterblichen dasitzen und auf ihren Einsatz warten, der vielleicht nie mehr kam.
     
    *
     
    Als die beiden Frauen nach eineinhalb Stunden wieder erwachten, fanden sie sich zu ihrem Erstaunen auf einem hellen, blühenden Planeten wieder.
    Es war kein Planet, wie sie ihn je betreten oder auch nur gesehen hatten.
    Doch er war wunderschön.
    Alles war kristallen: Bäume, Felsen, Blumen, die Erde, selbst das Meer.
    Die Kristalle waren farbenfroh, die Blumen wechselten ihre Farben bei jedem Windhauch, der sie streifte und sanft wiegte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher