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1713 - Carlotta und die Vogelmenschen

1713 - Carlotta und die Vogelmenschen

Titel: 1713 - Carlotta und die Vogelmenschen
Autoren: Jason Dark
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Carlotta war oft gesprochen worden, und jetzt war Johnny froh, sie kennengelernt zu haben. Beide hatten sich auf Anhieb verstanden. Wie zwei Kumpel, die sich lange nicht gesehen und nun wieder zueinander gefunden hatten.
    »Das freut mich natürlich, Johnny. Du hast dich ja auch in Dundee umgesehen.«
    »Klar. Tolle Stadt. Nicht so hektisch wie London. Der Hafen hat mir auch gut gefallen. Und Carlotta ist ja eine tolle Führerin. Eine bessere kann ich mir nicht vorstellen. Nur schade, dass sie ihre Flügel immer verstecken muss.«
    »Das ist leider ihr Schicksal.« Der Blick der Tierärztin wurde leicht verhangen. »Auch ich leide darunter, dass wir kein normales Leben führen können wie andere Menschen. Ich muss Carlotta hier im Haus behalten, damit niemand merkt, was mit ihr ist.«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Es gibt noch eine andere Seite. Carlotta kann sich nicht nur immer auf mich konzentrieren. Sie muss mal unter junge Menschen, und du gehörst zu der Gruppe. Ich habe ja genug über deine Eltern und dich gehört, und man hat mir auch gesagt, dass du zum Team gehörst und genauso verschwiegen bist.«
    Johnny lächelte etwas schief. »Das scheint unser aller Schicksal zu sein, obwohl sich meine Mutter einfach nicht daran gewöhnen will. Aber sie muss es.«
    »Das ist auch so mit Carlotta. Aber es ist toll, dass ihr euch so gut versteht.«
    »Keine Probleme.« Johnny wurde vor der nächsten Bemerkung leicht rot, was im gedämpften Licht des Wohnzimmers nicht recht auffiel. »Außerdem ist sie sehr hübsch.«
    Maxine lachte. »Da stimme ich dir zu. Sie hat sich wirklich zu einem hübschen Mädchen entwickelt. Man kann sie schon fast als junge Frau bezeichnen. Nur wird sie niemals das Leben eines normalen Menschen oder einer normalen Frau führen können. Das ist leider so. Ihre Aktivitäten werden immer eingeschränkt sein.«
    »Leider.«
    Maxine hob die Schultern. »Trotz allem können wir gemeinsam froh sein, dass sie dieses Leben führt. Wer weiß, was man in dieser Klinik mit ihr angestellt hätte.«
    »Kann ich mir denken.« Johnny griff zum Glas, in dem sich ein Fruchtdrink befand. Auf diesen Abend oder auf diese Nacht hatte er sich besonders gefreut, denn Carlotta hatte ihm versprochen, mit ihm einen Flug zu unternehmen, so wie sie es schon öfter mit John Sinclair gemacht hatte.
    Die beiden hatten Maxine über das Vorhaben informiert. Zuerst war die Tierärztin nicht begeistert gewesen. Sie hatte ihre Einwände vorgebracht, und dabei spielte das Wort Angst eine nicht unbeträchtliche Rolle.
    Allerdings wusste Maxine auch, dass ihr Haus kein Gefängnis sein durfte. Ein gewisses Maß an Freiheit musste man auch einem Vogelmädchen lassen, und deshalb unternahm Carlotta auch ihre Ausflüge. In der Nacht war sie einigermaßen sicher. Da lief sie kaum in Gefahr, schnell entdeckt zu werden.
    Johnny und sie hatten öfter über einen kleinen Ausflug gesprochen, und er war für diese Nacht geplant. Das hatten sie auch Maxine Wells ausgerichtet, die ihre Besorgnis nicht hatte zurückhalten können.
    Aber die beiden waren keine Kinder mehr. Johnny war bereits erwachsen und auch jemand, der sich verteidigen konnte, wenn es mal hart auf hart kam.
    Außerdem war Johnnys Besuch bald vorbei. Am Nachmittag des nächsten Tages ging sein Flieger nach London, da wäre dieser Flug ein echter Höhepunkt gewesen.
    »Ich weiß ja, worauf du wartest, Johnny.«
    »Ehrlich?«
    Maxine lachte und streifte durch ihr blondes Haar. »Du wartest auf den Start.«
    »Richtig.«
    Maxine runzelte die Stirn. Sie wollte etwas sagen, doch Johnny kam ihr zuvor. »Jetzt siehst du aus wie meine Mutter, wenn ihr etwas nicht passt. Aber wir müssen das durchziehen, verstehst du? John hat dich sicherlich aufgeklärt, und ihr habt ja auch viel erlebt, wie ich hörte.«
    »Das kann man wohl sagen. Wir sind mit Vorgängen konfrontiert worden, die ich in früheren Jahren beim besten Willen nicht für möglich gehalten hätte.«
    »Bei uns ist das auch so gewesen, aber wir leben noch. Wir haben uns damit abgefunden, und ein Mann wie John Sinclair sowieso. Es ist ja sein Job.«
    »Trotzdem bin ich besorgt, Johnny.«
    »Kann ich verstehen. Aber draußen ist es dunkel. Auch nicht mondklar. John Sinclair hat mir erklärt, welch ein geiles Gefühl es ist, durch die Luft zu fliegen und alles hinter oder unter sich zu lassen. Das ist Freiheit.«
    »Dagegen kann ich nichts sagen.«
    »Super …«
    »Es bleibt trotzdem gefährlich.«
    »Nicht, wenn man sich
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