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1713 - Carlotta und die Vogelmenschen

1713 - Carlotta und die Vogelmenschen

Titel: 1713 - Carlotta und die Vogelmenschen
Autoren: Jason Dark
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Strecke war.
    Es passierte wie aus dem Nichts!
    Plötzlich war der Schatten wieder da. Der Lokführer hatte nicht gesehen, woher er diesmal gekommen war, aber er war vorhanden und tanzte jetzt vor der Lok, aber so hoch, dass er nicht von der Lok erfasst werden konnte.
    »Was ist das?«
    Die Worte lösten sich automatisch aus dem Mund des Mannes. Beim ersten Mal war der Schatten schnell verschwunden gewesen. Das traf jetzt nicht mehr zu.
    Er blieb!
    Oder waren es mehrere Schatten?
    Plötzlich war Durmott nicht mehr so sicher. Sein Herz schlug wieder schneller. Er fing an, sich zu verkrampfen, sein Mund war trocken geworden, und er spürte auch den Druck im Magen.
    Was tun?
    Er dachte daran, langsamer zu fahren, dann vergaß er den Gedanken wieder, weil die Schatten verschwunden waren. Er selbst fühlte sich wie auf einem Sprungbrett stehend, von dem er sich bald abstoßen würde, um ins Leere zu fallen. Im Moment sah er nichts, was nicht heißen musste, dass die Schattenwesen nicht wieder auftauchen würden. Er musste auch daran denken, dass sie ihn möglicherweise verfolgt hatten, und der Gedanke gefiel ihm gar nicht. Dann wären sie so schnell wie der Zug gewesen.
    Noch war von Dundee nichts zu sehen. Kein heller Schein weit vor ihm, der über den Himmel gestreift wäre. Die Finsternis blieb, durch die der Zug raste, um sein Ziel pünktlich zu erreichen.
    Beim ersten Kontakt hatte sich der Lokführer noch recht schnell wieder beruhigt. Das war jetzt nicht mehr drin. Er blieb angespannt, und obwohl er die Begegnung hasste, wartete er förmlich darauf, dass sie sich wiederholte.
    Er sollte nicht umsonst gewartet haben, denn plötzlich waren sie wieder da.
    Ja, sie!
    Nicht nur ein Vogel, was immer diese Gestalten auch sein mochten, es waren mehrere. Plötzlich segelten sie durch die Luft. Sie tanzten vor dem Zug. Sie waren groß, kompakt, aber zugleich auch schnell und wendig. Waren es tatsächlich Vögel? Durmott sah es nicht genau, weil sie zu schnell waren. Sie schienen sich in schattige Gestalten aufzulösen, um dann wieder aus der Dunkelheit zu erscheinen.
    Sie segelten auf die Lok zu, huschten dann dicht davor in die Höhe, ohne sie berührt zu haben.
    Valentin Durmott wusste nicht mehr, was er tun sollte, denn in seinem Kopf waren keine klaren Gedanken mehr vorhanden. Sie bildeten ein Durcheinander, während die Schattenwesen über den Gleisen in einem wilden Wirbel hin und her huschten.
    »Ich kann nicht mehr!«, flüsterte er, und ihm kam in den Sinn, woran er vorher schon gedacht hatte.
    Er ging mit dem Tempo herunter und leitete dann den Bremsvorgang ein …
    ***
    Der Zug stand!
    Valentin Durmott starrte auf seine Instrumente, ohne sie richtig zu sehen. Dabei lauschte er in sich hinein und hörte das heftige Klopfen seines Herzens. Er hatte auch den Eindruck, von einem leichten Schwindel überfallen worden zu sein, der allerdings schnell wieder verging.
    Durch das breite Fenster starrte er nach vorn, doch da hatte sich nichts verändert. Das Licht ließ die Schienen glänzen. Rechts und links war nichts als Dunkelheit, und auch der Himmel bildete nach wie vor eine dunkle Decke.
    Er dachte daran, dass der Zug nicht sonderlich besetzt war, aber das brachte ihn auch nicht weiter. Diesen Bremsvorgang hatte er zu verantworten. Er würde auch Fragen beantworten müssen und den Grund erklären.
    Was sollte er dann sagen?
    Ich habe übergroße Vögel gesehen, die durch die Luft wischten und mich irritiert haben?
    Es wäre die Wahrheit gewesen. Ob sie allerdings als Grund anerkannt worden wäre, das war mehr als fraglich.
    Ein Summen riss ihn aus seiner Erstarrung. Der Lokführer schreckte auf, und er wusste, dass sein Kollege, der Zugbegleiter etwas von ihm wollte. Er wunderte sich bestimmt darüber, dass der Zug auf freier Strecke angehalten hatte.
    Durmott drückte den Hörer ans Ohr. »Ja, Edwin?«
    »Was ist denn los? Warum haben wir angehalten? Gibt es ein Hindernis?«
    »Nein, nicht direkt.«
    »Was dann?«
    »Gib mir noch eine Minute. Ich werde nachschauen.«
    »Tu das.«
    Valentin Durmott verließ die Lok. Er ärgerte sich über sich selbst, weil er es nicht schaffte, sein Zittern zu unterdrücken. Er konnte nichts dagegen machen.
    Als er die Tür geöffnet hatte und die Lok verließ, verspürte er eine Gänsehaut auf seinem Rücken. Die kalte Winterluft wehte gegen sein Gesicht. Er sah den Schnee rechts und links der Gleise auf der Böschung. Dort bewegte sich nichts. Ebenso wie weiter vor ihm auf den
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