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1713 - Carlotta und die Vogelmenschen

1713 - Carlotta und die Vogelmenschen

Titel: 1713 - Carlotta und die Vogelmenschen
Autoren: Jason Dark
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flüsterte Johnny, »ob er weiterfahren kann.«
    Er sah, dass es in den nächsten Sekunden passierte und wirklich kein Problem war.
    Der Schnellzug zog wieder an. Das Licht der Lok bewegte sich über die Schienen hinweg, gab ihnen noch mal einen hellen Glanz, und langsam rollten auch die schweren Wagen an ihnen vorbei.
    »Alles wieder normal«, kommentierte Johnny. »Wahrscheinlich hat der Lokführer nur mal pinkeln müssen.«
    Es war nicht alles normal. Da hatte sich Johnny Conolly geirrt. Beide bekamen mit, dass sich von den Dächern der vorderen Wagen Gestalten erhoben, die ihre Schwingen ausbreiteten und neben dem vorderen Teil des Zugs herflogen …
    ***
    »Das gibt es doch nicht«, flüsterte Carlotta. »Das ist doch einfach nur verrückt – oder?« Sie schluckte und lachte zugleich.
    Johnny schüttelte den Kopf. Er war überfragt. Was sie hier erlebt hatten, war verrückt und irgendwie nicht nachvollziehbar. Da hatten sich große Vögel auf den Dächern der Wagen versammelt, wo sie nicht gesehen werden konnten. Und kaum hatte der Zug Fahrt aufgenommen, da lösten sie sich von ihren Plätzen.
    Große Vögel, wirklich so große, dass man sich fragte, ob es sie überhaupt normal gab. Eigentlich nicht, und sie hatten auch ungewöhnliche Körperformen. Leider war es zu dunkel, um Einzelheiten zu erkennen.
    Sie schauten sich an.
    Beide konnten nur die Schultern anheben und wussten nichts zu sagen. Bis Johnny fragte: »Ist das normal?«
    »Ach, was denkst du denn? Ich habe hier noch keine so großen Vögel gesehen und kann mir auch vorstellen, dass es keine richtigen Vögel waren.«
    »Was sind sie dann?«
    »Mutationen vielleicht?«
    Johnny sagte erst mal nichts. Er starrte Carlotta in die Augen, die seinen Blick starr erwiderte. Sie wussten, dass sich ihre Gedanken in die gleiche Richtung bewegten.
    Carlotta sprach es aus. »Da stimmt was nicht.«
    »Du sagst es.«
    Johnny blies die Luft aus. »Ich habe ein ungutes Gefühl, dass wir wieder in etwas Ungewöhnliches hineingeraten sind.«
    Sie nickte. »Du meinst, dass – dass …«
    »Ja, Carlotta. Hier geht etwas nicht mit rechten Dingen zu, finde ich.«
    Das Vogelmädchen schloss für einen Moment die Augen. Der Mund verzog sich. Ein leises Stöhnen war zu hören, und dann sagte Carlotta mit leiser Stimme: »Nein, nicht schon wieder. Ich will doch in der Normalität bleiben …«
    »Frag mich mal.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    Johnny gab noch keine Antwort. Er schaute an Carlotta vorbei und nach vorn, wo der Zug eigentlich längst in der Dunkelheit hätte verschwunden sein müssen.
    Das war er nicht.
    Zuerst glaubte Johnny, sich geirrt zu haben, dann machte er seine neue Freundin darauf aufmerksam, die ebenfalls genau hinschaute und seine Vermutung bestätigte.
    »Ja, der steht wieder.«
    »Dafür muss es einen Grund geben!«, flüsterte Johnny. »Hast du was dagegen, wenn wir ihn uns anschauen?«
    Carlotta dachte nach. Dabei winkte sie ab. »Wenn das Maxine hört, dann wird sie …«
    »Na ja, wir müssen nicht.«
    »Doch, Johnny, wir schauen uns die Sache mal näher an. Steig auf meinen Rücken …«
    ***
    Valentin Durmott war wieder in die Lok gestiegen, um weiterzufahren. Das hatte wohl der Zugbegleiter mitbekommen. Bevor der Zug anfuhr, rief er an.
    »Alles in Ordnung?«
    »Keine Ahnung, Edwin. Ich habe nichts gesehen. Du?«
    »Nein, auch nicht.«
    »Dann fahren wir weiter. Kannst du die Verspätung aufholen?«
    »Kann ich nicht. Ich werde gleich in Dundee anrufen und von dem Vorfall berichten.«
    »Okay.«
    Valentin Durmott war alles andere als beruhigt. Er hatte diesen Angriff nicht vergessen, denn nach wie vor ging er davon aus, dass es sich dabei um einen Angriff gehandelt hatte, auch wenn dieser ein besonderer gewesen war und man ihn nicht mit einem normalen vergleichen konnte.
    Äußerlich war er die Ruhe selbst. Innerlich jedoch zitterte er. Was da passiert war, das konnte er sich nicht erklären. Das war ihm zudem unheimlich. Wenn er ehrlich gegen sich selbst war, fühlte er sich sogar hilflos.
    Er starrte in das Licht, das auf den Schienen helle Reflexe hinterließ. Auf seinem Gesicht lag der Schweiß, der auch seinen Rücken nicht verschont hatte. In seinem Kopf drehten sich die Gedanken. Nie zuvor hatte er sich so stark danach gesehnt, Dundee zu erreichen.
    Es war ein Angriff gewesen. Er hatte sich die Gestalten nicht eingebildet, auch wenn sie verschwunden waren. Jetzt sah er sie ebenfalls nicht, aber er ging schon davon aus, dass sie
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