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1711 - Der Mond-Mönch

1711 - Der Mond-Mönch

Titel: 1711 - Der Mond-Mönch
Autoren: Jason Dark
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Ihre Augen blitzten. Sie machte den Eindruck einer Frau, die auf keinen Fall aufgeben wollte.
    »Wenn es uns gelingen würde, das Ding zu kapern, John, wäre viel gewonnen.«
    Die Idee war verrückt, aber mich hatte schon immer das Verrückte gereizt. Es war unsere einzige Chance, von hier wegzukommen. An die Gefahren wollte ich dabei nicht denken.
    »Kannst du so ein Ding fliegen?«
    Karina nickte, was nicht sehr überzeugend wirkte. »Ich habe schon Hubschrauber geflogen, zwar nicht einen wie diesen, aber ich werde schon damit zurechtkommen.«
    Ich wollte eine Antwort geben, verschluckte sie aber, denn der Lärm wurde zu groß. Noch immer wussten wir nicht, woher die Maschine gekommen war. Das spielte jetzt keine Rolle mehr, sie schwebte über der Straße, und als ich mich aus dem offenen Fenster beugte, den Kopf drehte und dabei in die Höhe schaute, da sah ich den gewaltigen Schatten, der innerhalb der aufgewirbelten Schneewolke in der Luft schwebte. Er kam mir vor wie ein böses Raubtier, das nur darauf wartete, zuschnappen zu können.
    Von den Männern war nichts zu sehen. Wahrscheinlich hatten sich die Erben Rasputins bereits in Stellung gebracht und warteten auf den richtigen Zeitpunkt, an dem sie angreifen konnten.
    Karina hielt ihre Pistole in der Hand. Eine Neunmillimeterwaffe mit einer entsprechenden Durchschlagskraft der Kugeln.
    Der Hubschrauber sank nur sehr langsam dem Boden entgegen. Man ließ sich Zeit, man agierte noch im Dunkeln, was sich dann änderte, als der Flieger beinahe den Schneeboden erreicht hatte, und der Suchscheinwerfer eingeschaltet wurde.
    Ich zuckte zurück. Dabei hörte ich Karina fluchen. Wir hatten beide das Gefühl, in eine Blendgranate zu schauen. Das Licht war brutal hell. Es strahlte genau gegen das Haus und erwischte natürlich auch die Fenster.
    Wir mussten so schnell wie möglich in Deckung, um nicht die perfekten Zielscheiben abzugeben.
    Es klappte. Beide hockten wir am Boden und schauten uns kurz an.
    »Sie sammeln sich zum Angriff, John. Und das unter Flutlicht. Deshalb müssen wir damit rechnen, dass sie die Tür aufstoßen und das Haus entern.«
    »Nicht schlecht, Karina. Aber denkst du noch an unseren Plan? Den Hubschrauber zu kapern?«
    »Klar.«
    »Er steht jetzt auf dem Boden. Das wäre eine günstige Gelegenheit, finde ich.«
    »Willst du ins Verderben rennen?«
    »Nein, wir nehmen den Hinterausgang. Den gibt es doch – oder?«
    »Ja, den habe ich bei meinem Rundgang gesehen.«
    »Umso besser. Dann sollten wir …«
    Eine durch ein Megafon verstärkte Stimme unterbrach mich. In diesem Augenblick schwieg auch der Motor der Maschine, sodass wir die Worte deutlich hörten. Selbst ich mit meinen wenigen Kenntnissen der russischen Sprache verstand sie.
    »Hört zu. Ihr werdet das nicht überleben. Aber es kommt darauf an, wie ihr sterben wollt. Wenn ihr das Haus verlasst, wird es gnädige Kugeln geben. Wenn nicht, greifen wir zu anderen Mitteln.«
    Karina und ich warfen uns einen Blick zu. Zugleich schüttelten wir den Kopf.
    »Viel Zeit zum Überlegen gebe ich euch nicht. Ich will die Entscheidung in den nächsten fünfzehn Sekunden haben. Ansonsten seid ihr einfach nur tot.«
    »Wir geben keine Antwort, John. Komm!«
    Auch ich zögerte keine Sekunde und grübelte auch nicht über die Alternative nach, die der Sprecher angeboten hatte. Zusammen mit Karina eilte ich durch den mir unbekannten Teil des Hauses auf die Hintertür zu. Wir hatten sie noch nicht ganz erreicht, als wir die Stimme erneut hörten.
    »Die Zeit ist vorbei! Okay, ihr habt es nicht anders gewollt!«
    Was dann passierte, das sahen wir nicht, es war nur zu hören. Hinter uns erklang ein gewaltiges Krachen, und wenig später wurde es hell. Aber das war kein normales Licht, denn als ich mich umdrehte, sah ich, dass die Vorderseite ein großes Loch in Höhe der Tür bekommen hatte und innerhalb des Hauses rotgelbe Flammen in die Höhe tanzten, die von einer Brandbombe stammen mussten …
    ***
    Jetzt wussten wir, was der Sprecher gemeint hatte. Und wären wir vorn geblieben, hätte es uns erwischt. So aber spürten wir nur die Hitzewand, die gegen uns schlug.
    Die Hintertür war durch einen Holzriegel versperrt. Kein Problem für Karina. Sie schlug ihn zur Seite. Wir rissen die Tür auf und hatten freie Bahn. In einer Stadt wären wir auf ein anderes Haus zugelaufen. Hier gab es keine dichte Bebauung. Vor uns lag eine mit Schnee bedeckte Fläche, die sich im Sommer sicherlich als Garten zeigte, jetzt
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