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1706 - Lockvogel der Nacht

1706 - Lockvogel der Nacht

Titel: 1706 - Lockvogel der Nacht
Autoren: Jason Dark
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dass es den Körper nicht mehr gibt, der Geist aber existiert.«
    »Genau. Und das unter meiner Kontrolle.« Wieder hörte sie das Gelächter und war sich nicht sicher, aus welcher Richtung es sie erreichte. Dieser Spuk schien überall zu sein, sein Reich war er selbst, zugleich war es ein Gefängnis.
    »Ja, ich weiß jetzt Bescheid«, flüsterte sie und schaute starr nach vorn. »Aber was habe ich damit zu tun? Was soll das alles? Warum bin ich hier?«
    »Weil ich dir helfen will!«
    Jetzt lachte sie. Hemmungen hatte sie keine mehr. »Helfen? Mir? Warum das denn?«
    »Ich will ihn nicht mehr.«
    »Wen?«
    »Den Geist. Seinen Geist. Oder besser gesagt, seine Seele. Ich brauche sie nicht, aber du kannst etwas damit anfangen, das habe ich herausgefunden, denn ich konnte dich eine Weile beobachten. Ja, was du getan hast, ist nicht schlecht gewesen.«
    »Er war mein Todfeind!«, knirschte sie.
    »Ja, das war er. Und jetzt?«
    »Ist er vernichtet.«
    »Ach ja?« Der Spuk lachte. »Vernichtet? Du sollest nicht nur an seinen Körper denken. Der interessiert nicht. Sein Geist ist viel wichtiger, und der befindet sich eben bei mir.«
    »Da soll er auch bleiben!«
    »Nein!«
    Justine hatte die heftige Antwort gehört. Normalerweise hätte sie zugeschlagen. Wenn sie sich mit jemandem auseinandersetzte, dann galt nur das, was sie sagte. Doch in dieser finsteren Umgebung war kein Gegner zu sehen. Sie wusste nur, dass es dennoch etwas gab, aber sie war sich nicht sicher, ob es sich um einen Feind handelte.
    »Du hast keine andere Wahl. Du musst dich hier und jetzt entscheiden! Ich, der Spuk, habe dich in mein Reich geholt! Ich bin der absolute Herrscher in meinem Reich und ich bin in der Lage, dich zu entlassen oder für immer bei mir zu behalten. Ich kann dich vernichten, aber das will ich nicht, denn ich möchte dir etwas schenken.«
    Jetzt hätte Justine beinahe losgelacht. Sie riss sich aber zusammen, denn er könnte es falsch auffassen, und sie wusste genau, dass dieser Dämon in seinem ureigenen Umfeld mächtiger war als sie.
    »Und was soll ich bekommen?«
    »Du hättest es schon längst erraten können. Das hast du nicht getan, und so werde ich es dir sagen.«
    »Ich bitte darum!«
    »Ich werde dir den Geist deines Todfeindes Dracula II schenken …«
    ***
    Ich hatte Janes Nummer gewählt und rechnete damit, dass sie nicht zu Hause war, weil niemand abhob. Nach dem vierten Durchläuten änderte es sich, und mir fiel ein Stein vom Herzen.
    »Hallo, Jane.«
    »Ach, du bist es John. Da hast du Glück gehabt, dass ich noch im Haus bin.«
    »Das wirst du bestimmt in den folgenden Minuten auch bleiben.«
    »Bitte?« Sie räusperte sich. »Habe ich dich richtig verstanden? Deine Stimme klingt so komisch.«
    »Nicht grundlos.«
    »Okay, dann höre ich.«
    »Ist Justine Cavallo in ihrem Zimmer?«
    »Nein, ist sie nicht. Ich habe sie schon länger nicht mehr gesehen und würde mich freuen, wenn sie endlich verschwindet.«
    »Das könnte schon bald der Fall sein.«
    Jane Collins, die sonst nicht auf den Mund gefallen war, schwieg zunächst. Dann flüsterte sie: »He, was hast du da gesagt?«
    Ich wiederholte den Satz.
    »Genauer, bitte.«
    Ihrem Wunsch kam ich nach. So hörte auch die Detektivin, was wir von Sir James erfahren hatten. Sie unterbrach mich kaum und wenn, ging ich nicht darauf ein. Als ich meinen Bericht beendet hatte, stöhnte sie auf und flüsterte: »Jetzt muss ich mich erst mal setzen. Verdammt, das ist hart.«
    »Und leider eine Tatsache.«
    »Aber die Cavallo weiß nichts – oder?«
    »Natürlich nicht. Ich werde mich auch hüten, ihr etwas zu sagen und sie einzuweihen. Aber ab jetzt steht sie auf unserer Liste. Daran lässt sich nichts mehr ändern.«
    Jane Collins stöhnte auf. »Ja, das habe ich verstanden. Und wie geht es jetzt weiter?«
    »Im Moment weiß ich es nicht. Wir müssen uns erst an die neue Situation gewöhnen. Aber wir müssen sie aus der Welt schaffen.«
    »O Himmel«, flüsterte Jane, »weißt du, was du dir da vorgenommen hast, John?«
    »Ja, ich weiß es.«
    »Dann können wir uns nur alles Glück der Welt wünschen …«
    ***
    Die Überraschung war einfach zu groß.
    Mit einer derartigen Eröffnung hatte Justine niemals gerechnet. So etwas wäre ihr nicht mal in den kühnsten Fantasien eingefallen. Sie und Mallmann – erst Verbündete, später Todfeinde, das war etwas, das bisher Bestand hatte.
    Und jetzt sollte alles anders werden?
    Sie wollte den Mund öffnen, um zu lachen, aber das
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