Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1706 - Lockvogel der Nacht

1706 - Lockvogel der Nacht

Titel: 1706 - Lockvogel der Nacht
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Sir James genau betrachtet?«
    »Sicher.«
    Suko schaute ins Leere. »Ich habe ihn selten so deprimiert gesehen. Er muss unter einem wahnsinnigen Druck stehen, und jetzt liegt es an uns, ihn davon zu befreien.«
    »Falls es uns gelingt.« Ich hätte meinen Frust am liebsten hinausgeschrien, hielt mich aber zurück. Was da auf uns zukam, das konnten wir nicht mal ahnen, geschweige denn beschreiben.
    »Und jetzt?«, fragte Suko.
    »Brauche ich erst mal einen Kaffee …«
    ***
    Glenda Perkins schaute uns an, als wären wir zwei fremde Personen, als wir ihr Büro betraten.
    »Was ist denn mit euch los?«
    »Wieso?«, fragte ich.
    »Ihr müsst nur in den Spiegel schauen. Ihr seht aus wie Menschen, die zum Chef gerufen wurden, um ihre Kündigung entgegenzunehmen. So sehe ich das.«
    Ich musste lächeln, auch wenn es verkrampft aussah. »So ist es nicht gerade, aber so ähnlich.«
    »Dann rückt mal raus mit der Sprache.«
    Ich winkte ab. »Zuerst brauche ich mal einen Kaffee. Dann reden wir weiter.«
    »Er ist fast noch frisch.«
    Meine leere Tasse hatte ich mitgenommen. Jetzt füllte ich sie wieder und trug sie in das Büro, das ich mir mit Suko teilte. Ich nahm hinter meinem Schreibtisch Platz und schloss für einen Moment die Augen. Nach dem Öffnen sah ich Glenda, die uns gefolgt war. Sie saß jetzt auf dem Besucherstuhl.
    »Was ist passiert?«
    »Wir sind nicht entlassen worden, und auch Sir James hat nicht hingeschmissen, aber weit davon war er nicht entfernt.«
    »So schlimm?«
    »Vielleicht sogar noch schlimmer.«
    Sie holte zweimal Luft. »Bitte, dann rede doch, John! Sag, was los ist.«
    »Es geht um Justine Cavallo.«
    »Aha.«
    Mehr hatte sie nicht gesagt. Suko und ich wussten, wie sie zu dieser Unperson stand. Glenda hasste die Blutsaugerin, was natürlich normal war, denn als normaler Mensch konnte man sie nur hassen. Zudem gehörte Glenda zu uns. Sie war Mitglied im Team, und wir brauchten vor ihr keine Geheimnisse zu haben.
    »Wir sollen sie vernichten!«
    Die Bemerkung hatte gesessen. Glenda zuckte zusammen. Ihr Gesicht wurde blass, dann rot, und sie bückte sich leicht nach vorn, um mir ins Gesicht zu schauen.
    »Habe ich richtig gehört?«
    »Ja, das hast du.«
    »Und weiter? Warum sollt ihr sie töten oder vernichten? Warum so plötzlich?«
    Ich gab ihr die Antwort. Und sie wurde zu einer Erklärung, die länger als gewöhnlich dauerte. Je mehr ich sprach, umso stiller wurde Glenda. Sie erinnerte an eine Statue, so wie sie auf dem Stuhl saß und nicht in der Lage war, auch nur ein Wort zu sagen. Der Atem drang stoßweise aus ihrem Mund.
    »Ja, und jetzt weißt du alles.«
    Glenda Perkins war alles, nur nicht auf den Mund gefallen. Doch jetzt hatte es ihr die Sprache verschlagen. Sie saß da, schüttelte den Kopf und atmete stöhnend, ohne dass sie in der Lage war, auch nur ein Wort von sich zu geben.
    Schließlich raffte sie sich auf. Sie räusperte sich. »Was wollt ihr denn jetzt tun? Ihr müsst sie ja jagen, um sie dann zu …«
    »Das werden wir auch«, sagte Suko.
    »Aber wie denn? Wir wissen doch alle, wie gefährlich diese Person ist.«
    »Ja, das stimmt schon. Das ist alles okay. Aber jetzt müssen wir etwas unternehmen, und das werden wir auch. Wir dürfen nur nichts überstürzen.«
    »Das ist mir klar.«
    Ich streckte meinen Arm aus, um zum Telefonhörer zu greifen. Dabei hörte ich Glendas Frage.
    »Wen willst du anrufen?«
    »Alle«, sagte ich. »Aber zuerst Jane Collins, denn außer dir weiß noch keiner Bescheid.«
    »Na, die wird sich wundern.«
    »Das denke ich auch, Glenda …«
    ***
    Justine Cavallo zuckte zusammen, als sie den Namen gehört hatte. Also doch, es ging um ihn.
    Dennoch fragte sie: »Habe ich richtig gehört? Du hast Dracula II erwähnt?«
    »Genau das habe ich.«
    »Aber – aber …«, sie suchte nach den richtigen Worten. »Er ist vernichtet!«
    Die Antwort des Spuks gefiel ihr nicht, denn sie bestand aus einem scharfen Gelächter.
    Erst als es verklang, hörte sie seine Antwort, die mit säuselnder Stimme gesprochen wurde.
    »Vernichtet schon. Aber nicht völlig weg vom Fenster, wie die Menschen sagen. Hier in meinem Reich liegen die Dinge anders. Ich bin der Spuk, ich bin derjenige, der darauf aus ist, die Seelen der getöteten Dämonen in sein Reich zu holen. Ich nehme nicht alle an, nur die wichtigen. Und Dracula II gehörte dazu. Verstehst du?«
    Sie nickte in die Dunkelheit und rechnete trotzdem damit, dass sie gesehen wurde. »Dann muss ich davon ausgehen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher