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1705 - Auf der Welt der Kristalle

Titel: 1705 - Auf der Welt der Kristalle
Autoren: Unbekannt
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es einmal an technischen Einrichtungen in der Höhle gegeben hatte.
    „Ich komme mir vor wie in einem dieser Dokumentarfilme über Unterwasserarchäologie", erinnerte sich Michael Rhodan. „Dort ist immer alles von Tang und anderem Grünzeug überwachsen sowie vom Rost zerfressen. Hier hat sich über alles eine einzige Kristallschicht gelegt."
    Er erreichte einen Kreuzgang und blieb dort stehen. Auf Verdacht streckte er die rechte Hand aus und wischte damit über die Wandung des Stollens. Als bestünden sie aus hauchfeinem Glas, barsten und splitterten die Kristalle unter seinen Fingern und stäubten hoch; silbriges Rieseln im Lichtgang der Scheinwerfer nahm minutenlang den Menschen die Sicht. Erst nach einiger Zeit konnte Michael Rhodan an der Wand etwas erkennen, das wie ein Zeichen aussah.
    „Dachte ichs mir doch", murmelte er und säuberte die Stelle ein zweites Mal.
    Dieses Mal war das Zeichen deutlicher zu erkennen: ein Hinweispfeil, dessen Umrisse noch auf der Wand zu erahnen waren. Michael trat ganz nahe heran und betrachtete den Fleck.
    „Sie müssen ungefähr so groß wie wir gewesen sein", konstatierte Perry Rhodans Sohn. „Außerdem ... !"
    Er verstummte.
    Eine vage, unbestimmte Ahnung peinigte ihn schon geraume Zeit, und bei der Betrachtung des Hinweiszeichens verstärkte sich dieser Verdacht.
    Man hatte auf Thyssan nicht das geringste Anzeichen für Leben gefunden. Jedenfalls nicht von jetzt existierendem Leben. Luft, Wasser, Boden - alles war gleichermaßen keimfrei, und das war nicht als saloppe Umschreibung zu verstehen, sondern als naturwissenschaftliche Tatsache. Thyssan war nahezu steril - außer den Galaktikern und dem, was sie an großem und kleinem Leben nach Thyssan mitgebracht hatten, von Schmusetieren bis hin zu Darmbakterien, gab es kein anderes Leben auf Thyssan.
    Das war Tatsache eins.
    Es hatte aber Leben auf Thyssan gegeben. Moira hatte Thyssan als Treffpunkt vorgeschlagen, der Planet mußte ihr also bekannt sein.
    Inzwischen waren technische Relikte gefunden worden, die darauf hinwiesen, daß Moiras Vorfahren und Artgenossen auf dem Planeten Thyssan wenigstens einen Stützpunkt eingerichtet haben mußten.
    Tatsache zwei stand damit fest. Zum dritten hatte Michael Rhodan in diesen Minuten entdeckt, daß es auf Thyssan eine weitere Lebensform gegeben hatte, neben Moiras Artgenossen. Nach ersten, noch recht vagen Hinweisen hatte es sich um ein annähernd menschengroßes und menschenähnliches Volk gehandelt. Diese Darstellung war äußerst kühn, stimmte aber mit den gefundenen Daten überein.
    Viertens gab es auf Thyssan Kristalle.
    Es gab sie überall, ohne Ausnahme, in ungeheuren Mengen. Dabei konnte man - wollte man Janina folgen - zwei Arten von Kristallen unterscheiden. Da gab es jene Sorten und Erscheinungsformen, die für Mineralogen nichts Ungewöhnliches boten, zumal nicht für solche, die weltraumerfahren und an exotische Welten gewöhnt waren. Der Felsboden bestand aus Kristallen, das Eis an den Polen bestand aus Kristallen, der Sand, der an einigen Stellen zu finden war, bestand aus Siliziumkristallen und anderem, durchaus vertrautem Material. Verhältnisse wie diese waren auf vielen Welten zu finden.
    Auf diesen, unter diesen, zwischen diesen vertrauten Kristallen waren aber andere Gebilde zu finden, ebenfalls kristallin - und das war allem Anschein nach die einzige zuverlässig richtige Aussage, die man über dieses Material wagen durfte - und dazu in riesigen Mengen, in absonderlichen, wissenschaftlich nicht erklärbaren Formen, Farben und Strukturen.
    Lag die weitreichende Schlußfolgerung aus diesen Tatsachen nicht erschreckend nahe?
    War es vielleicht eine zufällige Abfolge von Ereignissen und Tatsachen, daß es jetzt auf Thyssan kein Leben mehr gab, wohl aber die seltsamen, unerklärlichen Kristalle? Die Thyssan-Kristalle hatten die wenigen bekannten Relikte des früher vorhandenen Lebens überkrustet und unter sich begraben, das stand fest. Waren sie gleichsam der Ersatz für dieses Leben?
    Michael Rhodan nahm eine Handvoll des glitzernden Staubes auf, der überall den Boden bedeckte, und ließ das Flimmern durch seine Finger rieseln.
    Er sprach das Wort nicht aus, er dachte es nur, und der Gedanke allein erfüllte ihn mit Schaudern. Lebensasche...
     
    3.
     
    Magkue lehnte sich zurück und massierte mit den Fingerspitzen die schmerzenden Schläfen. Der leise pochende Schmerz blieb, aber er wurde ein wenig schwächer. Einige hundert Meter entfernt konnte der
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