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1703 - Todesbezirk der Abruse

Titel: 1703 - Todesbezirk der Abruse
Autoren: Unbekannt
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Gruppe, und wenn es jemanden gab, der beurteilen konnte, daß es sich in diesem Fall um einen Volltreffer gehandelt hatte, dann war es Carl Liramm. Tonya war die begabteste Technikerin, die er seit langem erlebt hatte, besessen von ihrem Beruf, auch wenn sie bisher nicht sehr viele Gelegenheiten gehabt hatte, ihre Klasse auch für Laien sichtbar unter Beweis zu stellen.
    Die Zusammenarbeit mit ihr war das reinste Vergnügen, einmal abgesehen davon, daß sie ablenkungsgefährlich gut aussah.
    „Man müßte was ... ?"
    Tonya Cinistrella stand auf und ging hinüber zum Interkom. Sie rief die Zentrale an.
    „Kommandant", fragte sie, als Mertus Wenig sich meldete. „Wir werden doch noch immer verfolgt, nicht wahr?"
    Wenig nickte. Hinter ihm war Michael Rhodan zu erkennen, der Tonya lächelnd betrachtete. Viel zu sehr lächelnd, fand Carl Liramm.
    Heiliger James Watt, schoß es Carl Liramm durch den Kopf. Ich werde doch nicht etwa eifersüchtig sein?
    Mit 72 Jahren war er exakt doppelt so alt wie Tonya; er hatte zwei gescheiterte - das hieß vorzeitig aufgelöste - Eheverträge hinter sich, dazu ein paar kürzere Affären, und eigentlich, so hatte er geglaubt, war er bereits in einem Zustand jenseits von Gut und Böse angelangt, was dieses knifflige Thema anbetraf.
    „Das ist richtig, Tonya", antwortete Mertus Wenig.
    „Das heißt doch, daß die Rochenschiffe eine Möglichkeit haben müssen, unseren Flug durch den Hyperraum in irgendeiner Weise anzupeilen und uns so immer wieder zu orten?"
    Mertus Wenig machte eine knappe Geste, ein paar Sekunden später tauchte Boro Shufman neben ihm auf, mit grimmiger Miene und dicken Schweißperlen auf der Stirn. Er starrte Tonya mißbilligend an. Er tat das bei allen Frauen an Bord. Carl Liramm hatte bei seinem Anblick das Bild eines Mannes vor sich, der die ganze Welt anschmollte, weil offenbar niemand bereit war, ihm die exakten Regeln des Spiels um Zuneigung, Sympathie und Liebe zu erklären, von dem er sich ausgeschlossen fühlte.
    „Das wird wohl stimmen", knurrte Shufman in einem Tonfall, als habe Tonya ihn persönlich beleidigt.
    „Fein", antwortete Tonya fröhlich, ohne auf seinen Grimm einzugehen.
    „Hast du eine Vorstellung, was das sein könnte?"
    Jetzt war Boro Shufman bei seiner professionellen Ehre gepackt, und beinahe sofort zeigte er sich anders gelaunt.
    „Da gibt es eine Menge Möglichkeiten", sagte er. „5-D-Streustrahlungen, die unvermeidlichen Erschütterungen im Hyperraum, die wir verursachen durch unsere Bewegung ..."
    „Ich habe eine Idee", warf Tonya ein; daß sie Shufman einfach das Wort abschnitt, schien sie nicht weiter zu stören. „Wir könnten versuchen, für die ODIN eine Art Dummy zu bauen. Ich denke dabei an ein kleines, flugfähiges Gerät, das wir ausstoßen und das unsere Impulse zu imitieren versucht. Wenn die ODIN gleichzeitig eine passende Sonne findet, in deren Hyperstrahlung wir uns verstecken könnten ..."
    Mertus Wenig sah den Ortungsfachmann an.
    „Ließe sich das machen?" Shufman nickte langsam.
    „Ja, das könnte funktionieren. Wird aber sehr schwierig sein, fürchte ich. Wenn ich an meine körperliche und seelische Verfassung denke ..."
    Die Projektion in der Messe war so groß, daß Shufmans Gesicht dreifach lebensgroß zu sehen war, jede Pore exakt abgebildet und zu erkennen. Er litt an Nachwirkungen von Akne, stellte Carl Liramm fest, und er hatte vermutlich einen zu hohen Blutdruck. Der Blick, mit dem er Tonya betrachtete, war sehr eigentümlich. Zum einen schien er zwar daran interessiert zu sein, eine Zeitlang mit Tonya zusammenarbeiten zu können, zum anderen schien er genau davor panische Angst zu haben. Er wirkte wie jemand, der seine pubertären Schwierigkeiten bis ins frühe Greisenalter zu konservieren schien.
    Boro Shufman blickte Tonya an, dann Mertus Wenig, dann wanderte der Blick zu Tonya zurück.
    „Läßt sich das auch per Interkom erledigen?" fragte Mertus Wenig an.
    „Boro ist in der Zentrale unabkömmlich."
    Verbitterung und Erleichterung zugleich malten sich in Shufmans Zügen.
    „Kein Problem", antwortete Tonya fröhlich. „Wir machen uns dann sofort an die Arbeit."
    „Wie lange wird es dauern?"
    „Einige Stunden vielleicht, wenn ich genug Hilfe bekomme ..." Tonya wandte den Kopf und sah hinüber zu Carl Liramm. Carl nickte und studierte zugleich den Ausdruck von Schmerz und Neid auf Boro Shufmans Gesicht. Fast tat ihm der Mann leid.
    „Dann fangt an", bestimmte Mertus Wenig. „Wir können jede
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