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1703 - So grausam, schön und tödlich

1703 - So grausam, schön und tödlich

Titel: 1703 - So grausam, schön und tödlich
Autoren: Jason Dark
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zu verschwinden.«
    »Dann ziehen wir es eben allein durch.«
    »Du sagst es.«
    »Und mit wie vielen Nächten hast du gerechnet? Oder soll es nur bei dieser einen bleiben?«
    »Wenn wir Glück haben, ja.«
    »Und wenn nicht?«
    Sie winkte ab. »Darüber reden wir in einigen Stunden. Jetzt wartet die Szene.«
    Ich nickte nur, und mein Gesicht zeigte keinen freudigen Ausdruck. Von der Szene hier am Smithfield Market hatte ich zwar schon gehört, aber selbst war dies für mich eine Premiere. Ich trieb mich zum ersten Mal hier herum und war mir von Anfang an bewusst, dass dies hier nicht meine Welt war.
    Es war kein warmer Abend. Der Winter hatte den Spätherbst verdrängt und bereits seine ersten Fühler ausgestreckt. Dementsprechend waren wir gekleidet. Jane trug einen mit Daunen gefütterten Mantel zur schwarzen Hose, ich hatte ebenfalls eine von innen gefütterte Winterjacke übergestreift. So gerüstet hofften wir, der Kälte trotzen zu können. Sie jedenfalls war mir lieber als die große Hitze.
    Bevor wir den Parkplatz verließen, war ich an Janes Seite.
    »Wir haben zwar über den Einsatz gesprochen, aber ich weiß noch nicht, wo ungefähr diese Vampire gesehen worden sind. Du hast nur von zwei jungen hübschen Frauen gesprochen.«
    »Wenn meine Informationen stimmen, gibt es so ein bis zwei Szenekneipen, in denen sie nicht besonders auffallen, weil die meisten Gäste dort in einem verrückten Outfit erscheinen.«
    »Aha. Dann fallen wir wenigstens auf. Oder hast du vor, dich umzuziehen?«
    Da Jane ziemlich nahe neben mir herging, hob sie den Arm und tippte gegen meine Stirn.
    »Doch nicht hier«, sagte sie.
    »War nur eine Frage.«
    »Schon gut. Lass uns weitergehen.«
    Bevor wir das taten, holte Jane aus ihrer Tasche ein Stück Stoff. Wenig später entpuppte es sich als eine flache Schiebermütze, die sie sich aufsetzte. So ausgerüstet hätte sie auch im Schlachthaus mitmischen können.
    Sie bemerkte meinen Blick und fragte: »Ist was?«
    »Nein, nein, ich kenne nur die Mütze nicht.«
    »Die sind jetzt in.«
    Ich stellte keine weiteren Fragen, und so machten wir uns auf den Weg.
    Die Szene lockte. Ich war gespannt und erlebte ein Bild, das meine anderen Gedanken verscheuchte, nämlich die, deswegen wir überhaupt gekommen waren.
    Es ging um Vampire. Gestalten, die aussahen wie Menschen und sich zwischen den Menschen herumtrieben, um irgendwann an deren Blut zu kommen. Wenn ich ehrlich sein sollte, dann hatten sie sich in Smithfield Market einen perfekten Platz ausgesucht. Hinter den mächtigen Mauern der Markthallen aus viktorianischer Zeit hatte damals ein Sittenverfall geherrscht, dem besonders die oberen Schichten frönten. Nicht grundlos waren um diese Zeit zahlreiche Pornos erschienen.
    Wir hatten den Parkplatz verlassen und kamen uns vor, als würden wir eine Bühne betreten, auf der ein Schauspiel ablief, das von keinem Regisseur geleitet wurde. Hier hatten die Akteure freie Bahn, jeder konnte tun und lassen, was er wollte. Die Kälte hatte die Besucher kaum vertreiben können. Man kämpfte einfach dagegen an. An bestimmten Stellen standen die Tonnen, aus denen Flammen züngelten und ihre Hitzeschleier verbreiteten.
    Es gibt in unserer Stadt genügend Flohmärkte, die jeden Tag geöffnet sind. London ist dafür ein Paradies, und auch hier auf diesem Gelände gab es einen Flohmarkt. Nur wurde er nicht von Touristen überschwemmt wie die anderen, die in den Reiseführern aufgezeichnet wurden. Hier trafen sich die Einheimischen und schauten nach, was die Verkäufer – in der Regel auch Einheimische – zu bieten hatten.
    Ich hatte mich hier wirklich noch nicht herumgetrieben und beobachtete die bunte Szene voller Interesse. Es war zwar dunkel, aber von einer Nacht konnte man nicht sprechen. Wir bewegten uns in den Abendstunden, und die lange Nacht lag noch vor uns.
    Wer einen größeren Stand sein Eigen nannte, der hatte ebenfalls für eine Wärmequelle gesorgt. Da schlugen die Flammen dann aus kleineren Öfen und vertrieben in ihrer Umgebung die Kälte. Die Anbieter trugen Handschuhe oder Fingerwärmer, während sie auf Kunden warteten, die hin und wieder etwas kauften. Die meisten waren erst mal da, um sich den Krimskrams anzuschauen. Da gab es wirklich alles. Von der kleinen Madonna mit und ohne Kind, bis hin zum Klodeckel. Irgendein Käufer würde sich immer finden. Wenn nicht an diesem Abend, dann an den nächsten, denn leer war der Markt nie.
    Jane warf mir einen Seitenblick zu, was ich aus den
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