Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
erzählt, wie du in der besagten Nacht deine Kammer verlassen hast, um zum Stelldichein mit Sigeric zu gehen. Es war zwischen euch abgemacht, dass du immer eine Kerze anzündetest, wenn du losgingst. An dem Abend aber hast du es versehentlich anders gehandhabt. Was war diesmal anders?«
Valretrade dachte angestrengt nach.
»Ich habe die Kerze brennen lassen«, sagte sie plötzlich. »Ich hatte sie vom Fensterbrett an mein Bett getragen, weil ich etwas suchte, und habe sie dann nicht gelöscht wie sonst, wenn ich die Kammer verließ.«
Fidelma blickte gezielt in eine bestimmte Richtung.
»Eine Person aber gibt es, der nicht aufgegangen war, dass du einen Fehler gemacht hattest, nicht wahr?«
Schwester Inginde sprang auf, im Begriff die Flucht zu ergreifen, doch schon hatten zwei von Chlothars Kriegern sie auf einen Wink von Fidelma zwischen sich genommen. Sie leistete keinen Widerstand.
»Schwester Inginde hat mir erzählt, dass sie wusste, dass Valretrade zu einem Stelldichein mit Sigeric gegangen war. Wie konnte sie das wissen? Valretrade hat mir gegenüber betont, Inginde wäre nicht im Zimmer gewesen, als Sigeric seine Kerze ins Fenster stellte, und sie hatte Inginde auch nicht gesagt, dass sie ihn treffen wollte. Später brannte Sigerics Kerze erneut, was bedeutete, dass er sie nicht am Treffpunkt angetroffen hatte. Inginde ließ durchblicken, sie wäre im Zimmer gewesen, als Valretrade ging. Das kann nicht stimmen.Ob Valretrade zu ihrer Verabredung in die Katakomben gegangen war oder nicht, konnte sie nur erfahren haben, wenn sie selbst dort war. Schwester Inginde ist nicht nur die Dritte im Bunde der Verschwörer, sondern auch die Hauptkontaktperson zu Beretrude. Sie hatte bei dem Verkauf der verheirateten Frauen die Hände mit im Spiel, sie gab ihre Namen weiter und organisierte ihre Entführung. Sie schrieb auch die kurzen Nachrichten, die angeblich Valretrade und die anderen Schwestern verfasst hatten. Wie ich zuvor sagte, waren weder Äbtissin Audofleda noch Schwester Radegund an der Verschleppung beteiligt. Sie gaben sich mit den schriftlichen Erklärungen zufrieden. Es kam ihnen alles ganz gelegen, weil man ohnehin nicht wusste, wie man mit den verheirateten Nonnen im domus feminarum umgehen sollte.«
Sie schaute zu der in Tränen erstickten Schwester Radegund. »Ursprünglich hatte ich dich im Verdacht, besonders als ich dir zur Villa deiner Tante Beretrude folgte. Dann erfuhr ich aber von eurem Verwandtschaftsverhältnis und auch, dass du in geschäftlichen Angelegenheiten öfter mit ihr zu tun hast. Mein Verdacht auf Schwester Inginde«, fuhr sie dann fort, »verstärkte sich, als ich wegen eines Gewandes zu einer Näherin ging. Ich brauchte eine Verkleidung, weil ich mich unerkannt in Beretrudes Villa schleichen wollte. Bruder Budnouen hatte mir erzählt, dass die Schneiderin mit einer der Nonnen aus dem domus feminarum verwandt sei. Ich traf dann Schwester Inginde bei ihr an, die mir sagte, es wäre ihre Tante. Inginde war mir bei der Auswahl des Kleides behilflich. Ich wähnte mich in meiner neuen Aufmachung geschützt, wurde aber von Beretrudes Kriegern überwältigt und in den Keller zu den anderen geworfen, wo wir gemeinsam unseres Schicksals harrten. Da ging mir auf, dass vermutlich Inginde Beretrude hatte wissen lassen, wie ich bekleidet war und wo man mich finden würde. Ich glaube sogar, ihre Schritte gehört zu haben, als sie zur Villa rannte, um Beretrude und den Wächtern Bescheid zu geben. Dass ich mich nicht umgedreht und gesehen habe, wer da lief, war eine Nachlässigkeit, für die ich bald bitter büßte.«
Nuntius Peregrinus unterbrach sie ein weiteres Mal.
»Eine Frage muss ich noch stellen: Das Reliquienkästchen von Benignus. Wo ist es jetzt?«
»In sicheren Händen.« Fidelma nickte Abt Ségdae zu, der unter seinem Sitz einen Sack hervorzog, das Kästchen ans Tageslicht beförderte und es für alle sichtbar in die Höhe hielt.
»Das hier ist das Reliquiar des hibernischen Lehrers Benén Mac Sesenén, den wir auch Benignus nennen«, verkündete er. »Er hatte nichts mit dem Benignus von Burgund, wie ihr ihn kennt, zu tun.«
»Das ist alles gut und schön«, meldete sich Bischof Leodegar ungehalten zu Wort. »Deinen Aussagen zufolge wurde Abt Dabhóc nicht in Ordgars Zimmer, sondern in seinem eigenen ermordet, und das Reliquienkästchen hier wurde gestohlen. Du hast auch gesagt, warum. Du hast weiterhin festgestellt, dass Andica und Inginde zwei der Mörder waren. Noch bist du uns
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher