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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten
Autoren: Peter Tremayne
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dass man deswegen Abt Dabhóc umgebracht hat?«, erkundigte sich der Nuntius. »Bloß wegen des Reliquienkästchens?«
»Ich denke, du weißt es längst.«
Er wirkte verunsichert. »Wie meinst du das?«
»Als ihr im Amphitheater wart, hatte dir Abt Dabhóc von dem Kästchen erzählt und dass er es dir nach dem Konzil geben wollte. Dann wurde er ermordet. Als du davon erfuhrst, bist du in sein Zimmer gegangen und hast das Kästchen gesucht, aber nicht gefunden. Deiner Meinung nach gab es nur eine Person, die davon etwas wissen konnte, und das war Dabhócs Kämmerer, Bruder Gillucán. Zusammen mit deinem Leibwächter, dem custos , der jetzt neben dir steht, hast du daraufhin seine Zelle durchsucht und nichts gefunden. Immer noch davon überzeugt, Gillucán müsste es irgendwo unter seinen Habseligkeiten verstaut haben, seid ihr mitten in der Nacht bei dem armen jungen Mann aufgekreuzt und habt ihm mit Gewalt gedroht, wenn er euch nicht sagte, wo das Kästchen sei. Er konnte es euch nicht sagen, denn er wusste es nicht, und so voller Angst, wie er sich gebärdete, habt ihr ihm schließlich geglaubt.«
Überrascht starrte sie der Nuntius an. »Du bist in deinen Schlussfolgerungen reichlich kühn, falls du dich nur darauf berufen willst.«
»Keine Angst, Nuntius. Ich versuche mich den Dingen nur zu nähern. Der arme Bruder Gillucán. Er stand Todesängste aus und beschloss, die Abtei zu verlassen. Zuvor hat er heimlich mit mir gesprochen. Die burgundischen Verschwörer glaubten allerdings, er hätte andere Gründe zu gehen. Sie befürchteten, er wüsste etwas und könnte sie verraten. Was den armen Burschen noch mehr verängstigte, waren die Schreie der Kinder, als sie aus dem domus feminarum geschafft wurden. Er hörte sie zufällig spät nachts, als er auf dem necessarium war. In eben dem necessarium wurde er dann ermordet, seinen nackten Leichnam warf man ins Abwasser, von wo er schließlich in den Fluss gespült und entdeckt wurde. Das erklärt, warum an seinem Körper Exkremente hafteten, als man ihn fand.«
Alle hingen an ihren Lippen und verfolgten Wort für Wort. »Und was ist mit dem verschwundenen Reliquienkästchen geworden?«, fragte Bischof Leodegar. »Wer hat es nun?« »Natürlich hatten es die Verschwörer bei Dabhócs Ermordung gestohlen.«
»Wieso soll Abt Dabhóc das Kästchen mit in Bischof Ordgars Zimmer genommen haben?«, wollte Leodegar wissen.
»Das hat er gar nicht gemacht. Abt Dabhóc wurde in seinem eigenen Zimmer ermordet, und dort hat man auch das Kästchen gestohlen.«
»Jetzt bin ich vollends durcheinander«, bekannte Chlothar.
»Es ist eine komplizierte Geschichte«, tröstete ihn Fidelma. »Als Beretrudes ehrgeiziger Sohn hierher kam, hatte er außer seiner Mutter zwei Helfershelfer. Der eine war Bruder Andica, der Steinmetz, der sowohl Eadulf als auch mich zu töten versuchte. Zum Glück traf uns die Skulptur, die er von oben auf uns herunterstieß, nicht wie geplant. Während man Eadulf zu Bruder Gebicca, dem Arzt, brachte, der sich um seine Wunde kümmerte, kletterte ich nach oben, um mir die Stelle anzusehen, von der die Statue herabgefallen war. Ich wollte mich vergewissern, ob sie tatsächlich von allein umgestürzt war oder ob jemand nachgeholfen hatte, als wir unten vorbeigingen. Mein Verdacht, dass man sie vorsätzlich hinuntergekippt hatte, bestätigte sich. Ein junger Mann, der – wie ich später lernte – der Steinmetz Andica war, erbot sich, mich zu der Galerie zu führen, von der die Skulptur gefallen war. Als ich mir die Stelle näher betrachtete, versuchte er, mich hinunterzustoßen, vertat sich aber und stürzte selbst zu Tode.«
Ein Laut des Erschreckens ging durch die Reihen. Bruder Gebicca, der Arzt, hüstelte und zog so die Aufmerksamkeit auf sich.
»Glaubst du, dass der Schlangenbiss, den du erlitten hast, auch ein Versuch war, dich umzubringen?«
Fidelma zuckte die Achseln und blickte zu Beretrude hinüber.
»Das ist schwer zu sagen. Ich will dem nicht weiter nachgehen. Ich kann mir vorstellen, Beretrude hat sich jetzt mit wichtigeren Dingen zu befassen. Die Ermordung von Abt Dabhóc mag ihren Anfang mit einem einfachen Diebstahl genommen haben. Könnte sein, der Mörder war in Dabhócs Zimmer und wollte das Kästchen gerade stehlen, als Dabhóc unerwartet dazukam. Der ungünstige Zeitpunkt kostete ihn das Leben. Ich glaube nicht, dass es so einfach abgelaufen ist, denn der Mörder hätte damit rechnen müssen, dass Dabhóc den Diebstahl nicht hätte auf sich
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