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1692 - Das Denkmal

1692 - Das Denkmal

Titel: 1692 - Das Denkmal
Autoren: Jason Dark
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bekommen. Sie war nicht finster und sie war auch nicht hell. Sie war von einem Grau erfüllt, das nicht mal aus Nebelschwaden bestand, sondern mehr an einen Anstrich erinnerte. Niemand lebte hier, und wenn jemand diese Sphäre doch einmal besuchte, dann blieb er nicht lange in dieser erstickenden Leere.
    Und doch war sie nicht völlig leer.
    Wer sie durchwanderte und dabei einen bestimmten Punkt erreichte, der konnte sehen, wie sich etwas aus dieser trüben Masse hervorschälte. Wer nicht stehen blieb und näher herantrat, der sah, dass es sich um eine Figur handelte, die einen Menschen zeigte, der nicht stand, auch nicht kniete oder lag, sondern nach hinten gekippt auf einem Felsen hockte.
    Das rechte Bein hatte er angewinkelt und seinen Fuß mit der Sohle gegen den Felsen gestemmt. Das linke Bein war ausgestreckt. Dafür hatte die Gestalt den linken Arm ebenfalls angewinkelt und die Hand über seine Stirn gelegt, als wollte sie in die Ferne schauen, um dort etwas Bestimmtes zu suchen.
    Und noch etwas fiel auf.
    Der Mann bewegte sich nicht. Er war starr, er war erstarrt, und das galt auch für die Flügel, die sich auf seinem Rücken befanden und nie mehr in Aktion treten sollten.
    Der Mann war im Strom der Zeiten gefangen. Leblos gemacht, versteinert, und so würde er auch bis zum Ende der Tage in dieser Welt bleiben. Man hatte ihn hergeschafft, doch niemand war da, der ihn wieder abholte.
    Wirklich niemand?
    Etwas war anders geworden. Die Welt hier hatte Besuch erhalten. Er war noch nicht zu sehen, kein Körper, keine Gestalt, aber etwas bewegte sich in diesem Grau.
    Es war ein Schein. Man konnte noch nicht von einem Licht sprechen, dazu war es zu verschwommen, aber es war von einer Farbe, die von der in dieser Umgebung abstach.
    Es war blau.
    Ein Schimmern innerhalb dieses Graus. Deutlich zu sehen, weil es sich verstärkte, je näher es kam. Wäre ein Beobachter in der Nähe gewesen, er hätte gesehen, dass sich dieses Licht aus zwei Punkten zusammensetzte, die dicht beieinander standen.
    Und das Licht bewegte sich auf den starren Körper des Engels zu. Näher und näher kam es, und ein heimlicher Beobachter hätte den Umriss eines Menschen gesehen, wäre er nahe genug am Ziel gewesen.
    Der Ankömmling bewegte sich weiter. Den größten Teil der Strecke hatte er bereits hinter sich gelassen. Er musste nur noch ein paar Schritte gehen, um das Ziel zu erreichen.
    Vor dem Denkmal blieb er stehen. Er war jetzt so nah, dass das blaue Licht über das Gesicht glitt, das in einer ewigen Starre lag.
    Hände näherten sich dem Kopf. Sie fingen damit an, ihn zu streicheln. Lippen bewegten sich, flüsterten geheimnisvolle Worte, während die Hände weiterhin über die Wangen glitten. Danach fingen sie an zu wandern. Sie ließen keinen Zentimeter des Körpers aus, sie rieben auch an dieser Gestalt, als wollten sie die Starre dort vertreiben.
    Reiben, schauen, reden …
    Genau das brauchte die Gestalt, um die Starre zu verlieren. Derjenige, der es tat, spürte, dass sich etwas tat. Aus seinem Mund löste sich ein Laut der Verzückung und seine Augen strahlten noch heller im blauen Schein des Bösen.
    Es dauerte mich mehr lange, da war es geschafft. Der linke Arm senkte sich aus seiner ungewöhnlichen Haltung. Die Stirn lag jetzt frei und das Gesicht verlor als nächstes seinen starren Ausdruck.
    Der Besucher trat zurück. Er konnte plötzlich lachen sowie auch laut und normal sprechen.
    »Wir haben dich nicht vergessen, Malloch, wir nicht. Wer einmal Luzifer gedient hat, der bleibt für immer in seinem Bannkreis. Auch du, denn er hat mich geschickt, um dich zu befreien. Du kannst gehen, Malloch, die Welt der Menschen steht dir wieder offen …«
    ***
    An diesem Morgen regnete es.
    Ich hörte die Tropfen gegen die Fensterscheibe schlagen, als ich noch im Bett lag, und das Geräusch sorgte bei mir nicht eben für gute Laune. Wenn ich so etwas hörte, würde ich am liebsten im Bett liegen bleiben und auf den Beruf pfeifen.
    Ich pfiff nicht und wälzte mich von der Matratze. Gähnend ging ich ins Bad und stellte die Dusche an. Das Wasser weckte meine Lebensgeister und auch meine Gedanken klärten sich. Geschlafen hatte ich ausgezeichnet, und auch der letzte Fall spukte mir nicht mehr durch den Kopf. Da war es um weiße Vampire gegangen, um blutgierige Fledermäuse. Die Conollys hatten das Abenteuer überstanden, ich ebenfalls, und nun rechnete ich damit, dass Suko und ich einen ruhigen Tag im Büro verbringen würden.
    Nach dem
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