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1692 - Das Denkmal

1692 - Das Denkmal

Titel: 1692 - Das Denkmal
Autoren: Jason Dark
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übertünchen?«
    »Nein, das habe ich nicht vor.«
    Malloch breitete die Arme aus. »Dann stich endlich zu. Du wirst sehen, was du davon hast.«
    Ich hatte alles gehört und gesehen, lag aber nach wie vor auf dem Boden. Ich war Zuschauer. Und ich blieb es auch – und sah den Angriff des Gerechten.
    Malloch bewegte sich um keinen Deut zu Seite, als Raniel das gläserne Lichtschwert in seinen Körper rammte …
    ***
    Er hat ihn aufgespießt!, dachte ich. Richtig aufgespießt. Es war eine Szene, die bei mir einen innerlichen Jubel auslöste. Das hier zu sehen, Zeuge einer Vernichtung dieser Gestalt zu werden, das war für mich schon phänomenal.
    Ein Stoß hatte gereicht. In den folgenden Momenten schienen beide Gegner zu Stein geworden zu sein, denn niemand rührte sich. Der Stoß war so hart gewesen, dass die Spitze des gläsernen Schwerts aus dem Rücken der Gestalt hervorschaute.
    Das war nicht zu fassen. Das war einfach verrückt. Eine Filmszene hätte nicht besser sein können. Kein Laut war zu hören. Malloch nahm diese Verletzung, die für ihn sogar tödlich sein konnte, kommentarlos hin, und ich fragte mich, ob er wirklich keine Schmerzen verspürte. Wahrscheinlich nicht, denn er war kein normaler Mensch, auch wenn er den Körper eines solchen hatte.
    Das gläserne Schwert blieb noch stecken. Und es sorgte dafür, dass sich Malloch veränderte. Er hatte auf die Kraft des blauen Lichts gesetzt. Es war längst verschwunden. Eine andere Macht hatte ihn übernommen, und gegen die gab es kein Gegenmittel.
    Trotz des in ihm steckenden Lichtschwerts hatte er sich noch bewegen können. Das hörte nun auf. Er wurde starr. Sein Körper, sein Kopf, seine Flügel, da gab es nichts mehr, was sich noch bewegte. Er stand in dieser leicht nach hinten gebogenen Haltung, wobei er das rechte Bein angewinkelt und nach vorn geschoben hatte.
    Raniel reichte es.
    Mit einer glatten Bewegung zog er die Waffe wieder zurück. Jetzt hätte Malloch eigentlich fallen müssen. Doch er blieb starr stehen, und ich hatte das Gefühl, keinen normalen Körper zu sehen, sondern einen – es war kaum zu glauben –, der zu Stein geworden war.
    Der Gerechte hatte es ihm versprochen, und er hatte dieses Versprechen gehalten.
    Ich aber lag auf dem Boden, konnte mich nicht bewegen – und spürte, dass die Starre vorbei war. Ich hob meinen rechten Arm an, setzte mich hin und sah, wie sich mir die Hand des Gerechten näherte. Er zog mich auf die Beine.
    Ich stand, zitterte noch leicht nach und bemerkte rechts neben mir eine Bewegung.
    Auch Suko hatte seine Starre verloren und quälte sich auf die Beine. Dabei schüttelte er den Kopf und flüsterte etwas vor sich hin. Das war auch für mich ein Zeichen, nicht mehr stumm zu bleiben.
    Ich sprach den Gerechten an. Zuvor hatte ich mir die Kehle frei räuspern müssen.
    »Du bist das also gewesen, der uns hier auf diese Brücke geschickt hat.«
    »Ja, John!«
    »Und warum?«
    »Weil ihr gegen Malloch antreten solltet.«
    »Was beinahe ins Auge gegangen wäre«, sagte Suko. »Wolltest du ein Experiment starten?«
    Raniel schaute ihn an. »Ja, genau das wollte ich. Ich musste herausfinden, wie stark dieser Malloch wirklich ist. Ich weiß, dass es sich bei ihm um eine grausame Person handelt, die Menschen tötete, die ihm nicht folgen wollten. Ich konnte nicht mehr länger zuschauen.«
    »Hast du ihn denn getötet?«, fragte ich, weil ich endlich die Wahrheit erfahren wollte.
    »Nein, das habe ich nicht. Selbst mein Lichtschwert hat es nicht geschafft. Aber ich habe ihn aus dem Verkehr gezogen, ich sorgte dafür, dass er versteinerte. Man kann sagen, dass er zu einem Denkmal geworden ist.«
    Von Suko und mir erhielt er keine Antwort, denn wir schauten beide auf den veränderten Malloch. Seine Haltung hatte sich nicht verändert. Sie konnte sich nicht mehr verändern, denn sein Körper war tatsächlich zu Stein geworden.
    Um mich davon zu überzeugen, ging ich zu ihm und fasste ihn an.
    Ja, das war Stein.
    Er fühlte sich nicht nur kalt, sondern auch hart an, und mir wurde wieder bewusst, dass Raniel mir das Leben gerettet hatte. Und das meines Freundes Suko auch.
    Ich drehte mich um und schaute ihm in die Augen. Kein Lächeln lag auf seinen Lippen. Der Wind spielte mit dem dichten schwarzen Haar, und ich fragte mit leiser Stimme: »Habe ich mich eigentlich schon bedankt?«
    »Das ist nicht nötig, John. Ich wollte euch nur vorführen, wie mächtig die andere Seite sein kann. Und ihr habt wieder mal erlebt,
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