Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1690 - Die Schwelle zum Jenseits

1690 - Die Schwelle zum Jenseits

Titel: 1690 - Die Schwelle zum Jenseits
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
die linke Seite und Bill ließ das Fenster nach unten gleiten. »Was gibt es?«
    Carlo druckste etwas herum. »Wenn ich Ihnen helfen kann, sagen Sie es bitte.«
    »Nun ja – kennen Sie sich hier aus? In der weiteren Umgebung, meine ich?«
    »Das denke ich schon.«
    »Wir müssen einen Ort anfahren, der Caribrese heißt. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    Carlo überlegte nicht lange. »Und ob mir der etwas sagt. Da bin ich einige Male gewesen, meist nur durchgefahren, aber ich hatte dort mal eine Freundin, die …«
    Bill unterbrach ihn. »Gibt es in Caribrese etwas Besonderes, das auffällt?«
    »Eigentlich nicht. In der Nähe fangen die Weinberge an, der Wein schmeckt gut.«
    »Sonst nichts?«
    »Lassen Sie mich nachdenken.« Carlo fing an, sein Kinn zu kneten. »Ja«, sagte er dann, »aber ob das etwas Besonderes ist, weiß ich nicht.«
    Bill lächelte. »Sagen Sie es trotzdem.«
    »Gut. Wie Sie wollen. Nahe des Ortes in den Hügeln gibt es ein altes Gemäuer. Es ist längst verlassen. Früher hat es als Kloster gedient. Soviel ich weiß, steht es schon seit einigen Jahren leer.«
    »Und das ist wirklich nicht weit vom Ort entfernt?«
    »Nein. Wie sagt man noch? Eine Steinwurfweite. Obwohl das auch nicht genau zutrifft.«
    »Wir bedanken uns.« Bill wollte die Scheibe wieder hochkurbeln. Er tat es nicht, denn er hörte noch eine Frage.
    »Wollen Sie dort hinfahren?«
    »Wir sind schon auf dem Weg.«
    Carlo senkte seine Stimme. »Geht es um Marcia?«
    »Kann sein. Wir gehen auf jeden Fall jeder noch so kleinen Spur nach.«
    »Dann drücke ich Ihnen die Daumen. Ich mag sie. Marcia ist ein tolles Mädchen, sage ich immer, auch wenn sie in der letzten Zeit immer so verschlossen war.«
    »He, hat sie Ihnen auch den Grund gesagt?«
    »Nein, Signore. Leider nicht.«
    »Und gefragt haben Sie auch nicht?«
    Er hob die Schultern. »Sagen wir so: Das steht mir nicht zu. Ich bin nur ein Angestellter. Seltsam war es schon, das kann ich mit Fug und Recht behaupten.«
    »Aber von diesem Kloster hat sie nicht gesprochen – oder?«
    »Nein, nie. Wie sollte sie auch?«
    »Klar, wie sollte sie.« Bill nickte Carlo zu und schloss die Scheibe wieder. Danach fuhr er an und ließ den Wagen anrollen. »Was sagst du dazu, John?«
    »Es könnte eine Spur sein.«
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    »Das ist eine Spur.«
    »Und was macht dich so sicher?«
    Bill deutete auf seinen Körper. »Mein Bauchgefühl, mein Lieber.«
    »Ha, ich dachte, das wäre meine Liga.«
    »Ja, manchmal kann man auch aufsteigen. Aber mal im Ernst. Wo sollen wir sonst suchen als dort? Da ist Marcia hingefahren. Dort hat man sie hingelockt, weil sie in diesem Kaff dem Jenseits begegnen will.«
    »Dort oder im Kloster?«
    »Wir sehen uns beides mal aus der Nähe an …«
    ***
    Marcia Gitti stand auf der Stelle und schaute auf die beiden Vorhanghälften, die eine immer größer werdende Lücke schufen und etwas freigaben, das der Glatzkopf als Bühne bezeichnet hatte. Ob es zutraf, würde sich noch herausstellen, und Marcia merkte, wie ihre Anspannung von Sekunde zu Sekunde wuchs.
    Endlich kamen die Vorhanghälften zur Ruhe. Jetzt lag das frei, was sie verdeckt hatten.
    Marcia war enttäuscht. Zwar schaute sie auf eine Fläche, die breit und auch tief war, aber sie sah dort weder einen Menschen noch ein Tier. Sie wunderte sich nur über die Tiefe, denn so etwas hatte sie noch nie gesehen, zumindest nicht auf einer Bühne. Da schien der Weg zu irgendeinem Ziel zu führen, das in einer anderen Sphäre lag. Außerdem entdeckte sie keine Begrenzung, auch wenn sie sich noch so anstrengte.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Ihre Erregung hielt sich weiterhin, aber die Furcht war verschwunden. Sie war durch eine gewisse Neugierde abgelöst worden, denn jetzt wollte sie den Dingen auf den Grund gehen.
    Aber welchen?
    Es tat sich nichts. Auch in den folgenden Sekunden blickte sie auf die dunkle Fläche, die noch immer leer war.
    So hatte sie sich den Blick ins Jenseits nicht vorgestellt. Sie war davon ausgegangen, dass man ihr wunderschöne Szenen zeigen würde. Landschaften vom ewigen Frühling, in denen sich die Seelen der Verstorbenen wohl fühlten und von einem wundersamen Licht umflort waren.
    Das alles sah sie nicht. Und deshalb empfand Marcia auch tiefe Enttäuschung. Sie spürte einen gewissen Ärger in sich hochsteigen und war bereit, den Glatzkopf, der sie hergebracht hatte, danach zu fragen. Warum hatte man sie so lange hier festgehalten? Nur um auf eine leere Bühne zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher