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169 - Der Weltenwanderer

169 - Der Weltenwanderer

Titel: 169 - Der Weltenwanderer
Autoren: Jo Zybell
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Impuls an Leg'wanot.
    Statt ihr zu antworten, packte Ramyd'sam sie bei den Schultern und zerrte sie von der Modulationsplattform weg.
    »Du gehorchst dem Befehl des Ersten Hochrates nicht? Dann muss ich leider selbst das Tunnelfeld deaktivieren.« Er machte einen Schritt auf die Modulationsplattform zu und ging vor ihr in die Hocke.
    »Du musst was?!« Wanil'ama traute ihrem Gehör nicht. »Du willst deinen Lehrer und Gönner Gilam'esh ins Ungewisse stürzen?« Im gleichen Moment empfing sie eine mentale Botschaft von Leg'wanot: Mosh'oyot hat Gilam'eshs Tod und das Ende des Projektes beschlossen. Was immer du jetzt tust, du tust es für die Zukunft der Völker des Rotgrunds…
    Als hätte eine paralysierende Kombacterladung sie getroffen, stand Wanil'ama wie gelähmt. Sie sah mit an, wie Ramyd'sam die Arme spreizte und nach den Tastfeldern am Rande der Plattform ausstreckte. Sie sah, wie er den Code für die Deaktivierung des Tunnelfeldes einzugeben begann, und endlich begriff sie Leg'wanots Botschaft in ihrer ganzen Bedeutungsschwere.
    Sie stürzte sich von hinten auf Ramyd'sam, schlug ihm mit aller Kraft auf die Spitzen seines Scheitelkamms und stieß ihn, als er aufschrie und sich vor Schmerz krümmte, von der Plattform weg.
    Sie selbst warf sich über eines der beiden Tastfelder und deckte es mit ihrem silberschuppigem Körper. Solange sie das schaffte, konnte nichts geschehen, denn für die wichtigsten Neueinstellungen mussten beide Tastfelder bedient werden.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie die Ditrydree-Krieger ihre Kombacter auf sie richteten. »Niemand feuert hier elektrische Ladungen ab!«, schrie Wanil'ama aus Leibeskräften. »Wenn ihr den Kristall oder die Plattform trefft, beschädigt ihr das Fusionsmodulationssystem! Dann kommt es zur Katastrophe!«
    Ramyd'sam richtete sich auf, das Gesicht noch immer schmerzverzerrt. Er stieß sich ab, tauchte unter dem Kristall hindurch und fasste mit gespreizten Schwimmhäuten nach dem zweiten Tastfeld. »Lass los!«, quiekte er. »Gib das Feld frei… !«
    In der Sichtfeldmembran über ihm an der Wand sah Wanil'ama, wie Leg'wanot in den Vordergrund schwamm und wild gestikulierte. Im Hintergrund hielt Manil'bud noch immer den Ersten Hochrat umklammert. Sie bohrte ihm einen Kombacter zwischen die Rippen. Zugleich schwamm sie immer näher auf das bläuliche Geflirre des Tunnelfeldes zu.
    »Bei den Schöpfern! Was geschieht dort…?« Wanil'ama war fassungslos.
    Und noch etwas sah die Erste Forscherin der Ikairydree: Zahlenkolonnen huschten durch den seitlichen Rand der Sichtfeldmembran. Die Justierung des Tunnelfeldes änderte sich! »Steh auf, Ramyd'sam!«, schrie sie. »Merkst du nicht, dass wir die Justierung verändern?! Einer muss loslassen!«
    »Dann gib doch du das Tastfeld frei«, geiferte Ramyd'sam.
    ***
    ... nur noch Wirbel, Farbgewitter, buntes Leuchten und Rotieren, und dieser ungeheure Sog. Wie ausgelöscht war der Archivraum, wie ausgelöscht waren Chandra und Sternsang.
    Doch nur eine flüchtige Erinnerung?
    Drax stürzte. Verloren im Tunnelfeld, war sein Geist Gewalten ausgeliefert, denen er nichts entgegenzusetzen hatte.
    Wie ein Papierschnipsel im Sturm kam er sich vor. Kannte er es nicht, dieses Gefühl, in einen Strudel gerissen zu werden?
    O doch, er erinnerte sich, als wäre es gestern gewesen: an den achten Februar des Jahres 2012, als er mit seinem Stratosphären-Jet in ein Raum-Zeit-Phänomen geraten und um fünfhundertvier Jahre in die Zukunft geschleudert worden war! [1] Damals war er nach wenigen Sekunden ohnmächtig geworden, und auch, jetzt fühlte er, wie ihm die Sinne allmählich schwanden.
    Dann aber hörte er Gilam'eshs Rufe wieder, und all das Gewirbel, Farbgeflimmer und Stürzen stand plötzlich still. Es war, als hätte Matt Drax mitten im Sturz durch einen Schacht ein Seil erwischt, an dem er sich festhalten und wieder hinaufhangeln konnte. Das tat er, und zwar ohne zu wissen, wie das funktionierte: Er hörte noch zwei, drei Mal die Rufe des Hydree; und die Kraft, die von seiner Stimme ausging, trieb ihn wie von selbst in seine Nähe.
    Noch war nichts verloren! Matthew schöpfte Hoffnung.
    Die rotierenden Farblichtspiralen erloschen, das flimmernde Blau des Strahls wurde sichtbar. Er sah das All, er sah Wolken, Nebel und schließlich einen dampfenden Ozean. Ganz nah war Gilam'esh wieder, deutlich konnte Matt die Ausstrahlung seines Geistes empfinden. Doch von jetzt auf gleich riss das unsichtbare Seil zwischen ihnen erneut, und
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