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169 - Der Weltenwanderer

169 - Der Weltenwanderer

Titel: 169 - Der Weltenwanderer
Autoren: Jo Zybell
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redest du mit deinem Ersten Hochrat, Jungmutter?! Und wie kannst du es wagen, Gilam'esh mit dem großen Euso'lot zu vergleichen…?!«
    »Er tut alles für die Rettung der Rotgrundvölker, verehrter Mosh'oyot.« Mit einem Blick und einer Geste bat Leg'wanot die junge Ditrydree, sich zurückzuhalten. »Er testet das Feld an sich selbst. Er wandert in eine andere Welt und in eine andere Zeit, um einen Ort und eine Zukunft für uns zu finden.«
    »So? Und was liegt er dann dort herum?« Der Erste Hochrat deutete auf den reglosen Körper Gilam'eshs, der dreißig Längen (1 Länge = ca. 1,20 m) entfernt reglos auf einer Liegequalle ruhte.
    »Er testete es mit seinem Geist«, sagte Leg'wanot so ruhig und gelassen, wie es ihm eben möglich war. Besorgt spähte er nach den zwanzig Kriegern, die um ihn und Manil'bud herum im Wasser schwebten. Doch keiner kam der bläulich flimmernden Säule gefährlich nahe. Vermutlich hatte Ramyd'sam sie gewarnt. Wenigstens hatten sie Respekt vor dem Tunnelfeld und blieben so auch dem Körper des Tunnelfeldmeisters fern.
    »Was soll das denn heißen?«, herrschte Mosh'oyot den Kleineren und Älteren an.
    »Das heißt, dass sein Bewusstsein in das Tunnelfeld eingetaucht ist, verehrter Mosh'oyot.«
    »Sein Bewusstsein?« Mosh'oyot runzelte die Stirnschuppen.
    »Wie kann das sein?«
    »Es erstaunt mich, dich so fragen zu hören, verehrter Mosh'oyot. Gilam'esh kann seinen Körper verlassen, er ist ein mentaler Wanderer. Eine seltene Gabe zwar, sie kommt höchstens einmal in einer Generation vor, ist aber dennoch in den Chroniken der Hydree verzeichnet. Jedenfalls in den Chroniken meines Volkes.«
    »Und mich erstaunt, dich so reden zu hören, verehrter Leg'wanot«, entgegnete Mosh'oyot gereizt. »Hoffte ich doch, die Hochnäsigkeit sei euch Ikairydree endlich vergangen, nachdem die Barbaren euer Volk fast ausgerottet haben.« Er drehte sich um und tauchte zu der Liegequalle mit Gilam'eshs Körper. Ein paar Krieger seiner Eskorte winkte er zu sich.
    »Was hast du vor, Erster Hochrat?« Manil'buds Scheitelkamm leuchtete jetzt knallgelb. Ihre Kiemenklappen zitterten.
    »Ich breche diesen lächerlichen Test ab!«
    »Du musst Gilam'esh in Ruhe lassen!« Manil'bud stieß sich ab und tauchte Mosh'oyot und seiner Eskorte hinterher.
    »Berühre ihn auf gar keinen Fall…!«
    Entsetzen packte Leg'wanot, als er sah, dass Mosh'oyot zwei Kriegern den Befehl gab, Gilam'esh loszuschnallen. »Nicht doch, verehrter Mosh'oyot…!« Auch er machte Anstalten, ihm hinterher zu tauchen. Im gleichen Moment jedoch empfing er eine mentale Botschaft von seiner Ersten Forscherin Wanil'ama: Ramyd'sam und einige Krieger Mosh'oyots hatten die Schaltzentrale besetzt und verlangten von Wanil'ama, das Tunnelfeld abzuschalten.
    Wie Schuppen fiel es Leg'wanot von den Augen: Mosh'oyot wollte Gilam'esh vernichten…
    ***
    Maddrax? Kannst du mich spüren? Maddrax!
    Der Maddrax-Geist war verschwunden! Gilam'esh spürte das Bewusstsein des Menschen nicht mehr! Der andere war weg, einfach weg!
    Maddrax! Melde dich!
    Keine Antwort. Sollte er ihn wirklich verloren haben? Sollte Maddrax an irgendeiner Stelle aus dem Tunnelfeld gestürzt sein? Eisiger Schrecken durchfuhr Gilam'esh. Wenn das geschehen war, dann würde der Menschengeist jetzt für ewig durch das All vagabundieren. Aber vielleicht war er auch zurück in seine Zeit und seinen eigenen Körper gestürzt…
    Ein gewaltiger Strudel aus grellbunt leuchtenden Spiralringen saugte ihn tiefer und tiefer in das Tunnelfeld hinein. Farbige Lichtschlieren gerannen zu vielfältigen Formen, Gilam'esh glaubte Fische, Planeten, vierbeinige Tiere, Heerscharen von Hydree und andere aufrecht gehende Zweibeiner zu erkennen.
    Eine große Traurigkeit überfiel ihn. Der Maddrax-Geist – verschwunden? Zurückgekehrt in seinen ursprünglichen Körper, seine ursprüngliche Zeit? Das Gefühl der Einsamkeit schnürte sein Bewusstsein ein. Was sollte denn aus ihm werden ohne den Menschen-Geist? Waren sie in über neunzig Umläufen nicht wie Brüder geworden? Nie zuvor war dem Ditrydree bewusst geworden, wie sehr er den anderen brauchte.
    Die Rotation der Spiralringe wurde langsamer, die Bilder verschwammen, die Sogkraft des Tunnelfeldes ließ deutlich nach. Für einen Moment glaubte Gilam'esh, er könne Rotationsgeschwindigkeit und Sog mit seinem Willen beeinflussen. Er konzentrierte sich, stemmte sich dem Sog entgegen und hatte tatsächlich den Eindruck, er würde weiter nachlassen. Sicher jedoch war er
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