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169 - Der Weltenwanderer

169 - Der Weltenwanderer

Titel: 169 - Der Weltenwanderer
Autoren: Jo Zybell
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nein, einen Abdruck von ihr, ein Schattenfeld, aber so plastisch und so lebensecht, dass er einen Moment lang glaubte, seine bewusstlose Gefährtin würde neben ihm schweben. Gespenstisch!
    Der Sog riss mit ungeheurer Kraft an ihm, die bunten Lichter strahlten wie tausend Sonnen. Dann rotierten sie immer langsamer, der Sog wurde schwächer, die Tunnelfeldgrenzen flimmerten blau. Gilam'esh schwebte nur noch. Die Tunnelwand stand jetzt still, er konnte einzelne Konturen außerhalb erkennen: Galeriebalustraden, Torbögen, Gestalten.
    Gilam'eshs Geist tauchte durch die blaue Wand in das Wasser der Höhle hinein.
    Er sah Leg'wanot neben seiner Liegequalle schweben.
    Ditrydree-Krieger waren bei ihm. Das gefiel ihm nicht, aber er konnte es nicht ändern. Seine Aura schwebte seinem Körper entgegen. Die Ditrydree-Krieger machten erschrockene Gesichter, sanken auf den Felsgrund und gingen in die Knie.
    Als hätten sie versehentlich die Wege eines Schöpfers gekreuzt, senkten sie die Stirne bis an den Felsgrund und verschränkten die Arme über ihren Köpfen. Eine Art Heiliger Schrecken musste sie gepackt haben.
    Gilam'esh sah die Erleichterung in Leg'wanots Miene, und er sah die Kampfspuren an seinem eigenen Körper – Blut und Flecken und Kratzer und eingerissene Kleidung. Und warum erschien ihm sein Scheitelkamm so matt? Warum waren seine Schuppen von einem solch hässlichen, stumpfen Graugrün?
    Um viele Umläufe gealtert kam ihm seine eigene Gestalt vor.
    Still und ohne Eile drang sein Geist wieder in sein Hirn ein und ergriff von seinem Hydreekörper Besitz.
    Bist du da, Gilam'esh?, raunte der Maddrax-Geist. Der andere fühlte sich schwach und krank an. Dennoch durchströmte ein Glücksgefühl den Fischmann, als er seine erschöpfte Stimme vernahm. Der Menschengeist war nicht verschollen! Den Schöpfern sei Dank! Er würde nicht ohne seinen Bruder, ohne die andere, unentbehrliche Hälfte seines Ichs weiterleben müssen…!
    O ja, Maddrax, dachte er. Ich bin zurück. Was ist hier geschehen?
    Furchtbare Dinge. Das Projekt Tunnelfeld hing ein halbes Licht lang an einem seidenen Faden…
    ***
    Das Wasser war warm, viel wärmer als auf dem Rotgrund, fast heiß. Es schmeckte fremdartig. Es war süßer, und es enthielt weniger Sauerstoff. Vielleicht bedingt durch die hohe Temperatur. Manil'buds Kiemenklappen zuckten heftig. Sie schlug die Augen auf, und sofort war die Erinnerung da: Der Kampf mit Mosh'oyot, der Stoß, der sie dem Tunnelfeld entgegen schleuderte, die Kombacterladung, die ihr das Bewusstsein geraubt hatte; vorübergehend jedenfalls, wie es aussah. Manil'bud war nicht sicher, ob sie darüber erleichtert sein sollte oder nicht.
    Sie schwebte auf dem Rücken. Das Wasser umgab sie wie ein nasses, heißes Tuch. Sie fühlte Sand und Pflanzen unter sich. Das Wasser über ihr war lichtdurchflutet, sie blinzelte ins Helle. Tief war dieses fremdartige Gewässer also nicht. Auf dem Rotgrund konnte es gar nicht so hell sein wie hier; nicht einmal, wenn man nur eine halbe Länge unter der Wasseroberfläche dahin glitt…
    In ihrem Kopf dämmerte eine ungeheuerliche Schlussfolgerung herauf. Manil'bud drängte sie zurück. Sie wollte nichts davon wissen; jetzt noch nicht.
    Sie drehte sich auf den Bauch, stemmte die Hände in Sand und schleimige Algen. Ein Schwarm kleiner Fische stieb auseinander, etwas mit einem gepanzerten Körper, Scheren und einem Stachel grub sich tiefer in den Sand ein. Daneben ragte eine vertraute, rohrartige Form aus dem Sand. Ein Kombacter.
    Manil'bud wagte nicht zu ihm zu schwimmen und ihn an sich zu nehmen. Das mit Scheren und Panzer bewehrte Ding im Sand daneben war ihr nicht geheuer.
    Nie zuvor hatte Manil'bud solche Fische gesehen, nie zuvor ein solches Panzerding. Und wie schwer ihr Körper sich anfühlte – als würde ein mit Steinen gefüllter Rucksack sie auf den Grund drücken.
    Manil'bud lauschte ihrem Herzschlag – viel zu schnell. Ihre Kiemenklappen zuckten, Atemnot versetzte sie in Angst und Schrecken. Sie blickte nach oben ins Helle. Vielleicht war die Luft sauerstoffhaltiger als das warme Wasser? Sie zog die Beine an, stieß sich ab.
    Sie durchbrach die Wasseroberfläche. Die heiße Luft traf sie wie ein Faustschlag und verschlug ihr den Atem, und sie schloss geblendet die Augen. Das Licht stand im Zenit des Himmels, in einer Lücke zwischen dichten, tief hängenden Wolken. Es war um so viel größer und um so viel heller als das Licht auf dem Rotgrund. Tief sog sie die feuchtheiße
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