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1687 - Fremde auf Titan

Titel: 1687 - Fremde auf Titan
Autoren: Unbekannt
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hast? „Tolot... Ihnen verdanke ich die Grundzüge meines Wissens. Sie haben mir diese Monitoren gegeben, so daß ich Daten abrufen und mein Wissen erweitern kann. Doch es gibt Fragen, auf die weiß der Syntron keine Antwort."
    „Welche Fragen?"
    „Das Leben. Was ist seine Natur?"
    Tolot lachte donnernd. „Niemand weiß das ... Wir wissen nur, daß bestimmte Faktoren die Entstehung von Leben begünstigen."
    „On- und Noon-Quanten, die Sporenschiffe, der Schwärm und die Sieben Mächtigen. Diese Daten besitze ich längst. Es liegt allerdings keine Antwort darin."
    „Weil es keine gibt. Vielleicht existiert ein göttliches Wesen. Dann müssen Sie das fragen, oder die Kosmokraten."
    „Wie kann ich zu den Kosmokraten gelangen?"
    „Gar nicht. Keiner kann das, genausowenig zu dem göttlichen Wesen, das ich erwähnte. Wir wissen in beiden Fällen nicht, wo sie existieren."
    „Hinter den Materiequellen!"
    „Die Antwort ist sinnlos", sprach Tolot. „Sie führt uns nicht zum Sinn des Lebens hin. Wenn es wichtig erscheint, eine Antwort zu haben, so antworten Sie sich selbst." Und etwas sanfter fügte der dunkle Riese hinzu: „Wir alle tun das. Ich versichere Ihnen, daß das Geheimnis Ihrer Geburt nichts damit zu tun hat."
    Gelogen? Ich weiß es nicht. Ich frage mich, ob Eins lebendig ist. Er sieht so aus, und er stellt Fragen wie ein Kind. Es ist schwer, ein Eiter zu sein. „Die erste Sekunde meines bewußten Lebens war seltsam", berichtete Eins. „Ich sah die gesamte Umgebung. Aber ich mußte erst ein logisches System entwickeln, um sie zu begreifen. Ich war wie ein leerer Computer. Dieser erste Augenblick war meine Urinformation, und alle weiteren Informationen bauen darauf auf. Als wichtig hat sich für mich herausgestellt, daß ich sofort auf Wesen meiner Art traf. Auf Sie, Tolot, und die anderen Wissenschaftler. Ich fühlte mich zuerst den Halutern zugehörig, da ich dieselbe Form besaß.
    Später lernte ich, daß Haluter nicht einfach entstehen. Haluter werden geboren und wachsen.
    Bereits im Leib des Eiters nehmen sie Informationen auf. Im Augenblick der Geburt existiert bereits ansatzweise ein logisches System. Diese Geburt fehlt mir. Ich frage mich deshalb, ob ich wirklich ein Haluter bin. Ich verspüre keine Bindung mehr. Auch ... zu Ihnen nicht."
    „Welche Antwort soll ich Ihnen geben, Eins?"
    „Eins ist kein Name. Eins ist eine Bezeichnung."
    Für Tolots Ohren waren das bedrohliche Worte; kündigten sie doch an, daß ihm Eins allmählich entglitt. Langsam erhob er sich. „Ich verabschiede mich für heute, Eins. Wir sehen uns morgen. Wenn Sie mich brauchen, rufen Sie mich bitte über Interkom."
    Eins dachte nicht daran, aufzustehen, sondern drehte sich auf der Stelle um 180 Grad. Mit dem linken Handlungsarm langte er zum Terminal hinüber. Von nun an beschleunigte sich der Datenfluß. Mehr als vierhundert Monitore waren es, manche sogar mit Holoeffekt, um Körper abzubilden. Eine unendliche Reihe von Zahlen und Fakten tanzte über die Wand. Vier Millionen Informationen pro Sekunde. Halutische Planhirne waren leistungsfähig, aber sogar sie hatten Grenzen. Tolot war außerstande, die Menge zu bewältigen. Höchstens ein Syntron hätte das gekonnt - und Nummer Eins, wie es aussah.
    Es ist nicht möglich.
    Tolot griff sich wahllos einen Monitor heraus, eine Information, und wartete zehn Sekunden ab, bis sie längst verschwunden war. „Stopp, Eins."
    Das Informationstakkato stockte für einen Augenblick, hielt inne, wie die Momentaufnahme eines riesenhaften Puzzles, das Eins zusammenzusetzen versuchte. Was ist der Sinn des Lebens?
    War das die Frage, die das Spindelwesen zu beantworten suchte? „Die Taktfrequenz akonischer Hypertropzapfer. Nennen Sie sie!"
    „1,22 mal 1012 je Zeiteinheit."
    „Das ist korrekt."
    „Was hatten Sie erwartet, Tolot? Ich habe die Information doch eben erst gesehen."
    Eins startete wieder die Monitore. Icho Tolot drehte sich um und verließ den Raum. So bekam er nicht mehr mit, wie sein Zögling ein weiteres Mal den Datenfluß beschleunigte.
     
    *
     
    Am nächsten Tag trafen Neuigkeiten von Mimas ein. Tolot wußte, daß sich Bull, Michael Rhodan und Kantor dorthin zurückgezogen hatten. Wenn nun Reginald Bull zu einem Treffen aller Aktivatorträger im HQ-Hanse rief - so lag das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am Fall Kallia Nedrun.
    Tolot ließ Eins schweren Herzens allein. Das Spindelwesen kam gut zurecht, solange es mit Informationen gefüttert wurde.
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