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1681 - Tödliche Fata Morgana

1681 - Tödliche Fata Morgana

Titel: 1681 - Tödliche Fata Morgana
Autoren: Jason Dark
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erfahren und somit Macht erlangen. Wissen bedeutete ihm viel. Besonders das alte Wissen, über das viele Menschen heute lachten. Er beugte sich vor. Sein Blick fiel auf das goldene Gesicht. Die Schicht aus Gold gab die Züge irgendwie wieder, und Bandur glaubte daran, dass der sich abzeichnende Mund sogar zu einem wissenden Lächeln verzogen war. Diese mächtige Ratgeberin des Pharaos schien gewusst zu haben, dass ihr Ende nicht das absolute war. Dass immer noch etwas von ihr übrig blieb.
    Es wäre für Bandur das Allergrößte gewesen, wenn es ihm gelungen wäre, die Person zum Leben zu erwecken. Die alten Totenbücher hatte er sich besorgt. Dort standen die Formeln, die man sprechen musste, um Tote wieder zum Leben zu erwecken. Noch hatte er sie nicht eingesetzt. Amara musste erst von ihrer Schutzschicht befreit werden, dann würde er weitersehen.
    Wie immer konnte er sich nicht zurückhalten. Er musste einfach den Arm ausstrecken, um das goldene Gesicht zu streicheln. Das Metall war nicht kalt. Es strahlte eine gewisse Wärme aus, die leicht kribbelnd in seine Fingerkuppen drang. Eigentlich hatte er die mächtige Frau schon längst von ihrem Schutz befreien wollen. Aber dann war das mit seinen Leuten dazwischen gekommen und so war er vor dieser Aktion zurückgeschreckt.
    Zu lange wollte er aber nicht warten. An diesem Tag noch sollte es geschehen. So sehr ihn eine gewisse Vorfreude erfüllte, so stark war auch seine Skepsis, denn immer wieder musste er an Seine drei Männer denken, die sich bis jetzt nicht hatten blicken lassen und deren Leichen auch nicht gefunden worden waren.
    Das war sein großes Problem. Wenn jemand so abtauchte, dann war das nicht nur außergewöhnlich, dann ging es auch nicht mit rechten Dingen zu. Dahinter musste eine andere Macht stecken, und dafür gab es nur eine Erklärung. Die andere Seite mischte mit.
    So musste es sein, und deshalb ging er davon aus, dass ihm Amara möglicherweise bereits demonstriert hatte, wie mächtig sie in Wirklichkeit war. Er lachte auf, als er daran dachte. Doch das Lachen blieb ihm bald darauf im Hals stecken, denn wo Licht war, lauerte auch der Schatten, und direkt neben der Freude konnte die Trauer warten.
    Sahib Bandur ärgerte sich über seine Gedanken. Er wurde sie nicht los und machte sich auf den Weg zum Barschrank. Hinter der Glasscheibe standen die zahlreichen Flaschen. Einen Drink konnte er jetzt gebrauchen.
    Bandur, der Libanese, der im damals freien und lebensfreudigen Beirut aufgewachsen war, hatte schon in diesen Zeiten die westliche Dekadenz sehr gemocht, wie es immer wieder geheißen hatte. Er hatte auch zugesehen, schnell aus der Stadt zu verschwinden, als der Umbruch nahte und Fundamentalisten die Oberhand gewannen. Er entschied sich für einen Whisky, den er in einer kleinen Destille kaufte; Es war ein wunderbar weiches Getränk, das wie Seide über die Zunge rann. Er lauschte auf das Gluckern, das entstand, als die Flüssigkeit ins Glas rann. Danach ging er durch sein großes Büro, trank in keinen Schlucken und blieb schließlich vor einem Fenster stehen, um nach draußen zu schauen.
    Der Blick fiel auf den Hyde Park, über dem ein blauer Himmel wie gemalt stand. Auf der Straße lief der normale Verkehr ab. Er suchte die Gegend intensiv ab, weil er damit rechnete, beobachtet zu werden, aber da war nichts zu sehen. Es stand kein Polizeispitzel in der Nähe, der auf ihn angesetzt worden war, weil man drei Männerleichen entdeckt hatte.
    Alles war normal.
    Er hätte ruhig sein müssen.
    Aber er war es trotzdem nicht.
    Über seinen Rücken, auf den sich ein schwacher Schweißfilm gelegt hatte, rann ein Kribbeln, als hätte ihm jemand einige Spinnen in den Nacken gesteckt, die sich jetzt ihren Weg nach unten suchten.
    Bandur wusste nicht, warum er so nervös war, aber er war im Grunde seines Herzens ein abergläubischer Mensch und dachte jetzt daran, dass dieses Kribbeln unter Umständen so etwas wie eine düstere Vorahnung auf das Kommende war. Plötzlich fühlte er sich unwohl, auch der Whisky wollte ihm nicht mehr schmecken. Er ging zum Schreibtisch und stellte sein Glas dort ab. In seinem eigenen Büro fühlte sich der Libanese plötzlich unwohl. Das war ihm noch nie passiert. Jedenfalls konnte er sich nicht daran erinnern.
    Bandur überlegte, ob er das Büro verlassen sollte, um in sein Lager zu fahren, wo die Antiquitäten und uralten Unikate standen, die noch auf den Verkauf warteten, dann aber hätte er sein bestes und wertvollstes
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