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168 - Das fremde Leben

168 - Das fremde Leben

Titel: 168 - Das fremde Leben
Autoren: Thomas Ziebula
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Grün, das Gilam'eshs erotische Fantasie anregte, ihr Scheitelkamm türkisfarben und blau. Wenn sie wütend war, verfärbten sich die Spitzen zu einem hübschen Ockergelb mit rötlichen Einsprengseln. Obwohl sie neun Umläufe jünger als Gilam'esh war, blickte sie schon auf eine mehrfache Erfahrung als Gebärer und Mutter zurück. Sie diente Gilam'esh, und er bildete sie im Gegenzug zur Kriegsmeisterin aus.
    Der Verband setzte sich in Bewegung. Vier Muy'laals schwammen voraus. Die weißen, drei Längen großen Schlangenfische hatten äußerst empfindliche Nasen und Gaumen. Sie rochen das Blut und den Angstschweiß der Gefangenen, die herbe Ausdünstung der quastenschuppigen Westbarbaren, der Patrydree, und den unverwechselbaren Gestank ihrer Pelz-Wulrochs.
    Der pelzige Wulroch der Westmeerküsten war gerade einmal halb so groß wie der zehn bis zwölf Längen messende Dickzahn-Wulroch des Nordmeers. Da er sich leicht zähmen ließ, benutzten die Patrydree diese Tiere schon seit vielen hundert Umläufen als Reittiere. Dafür nahmen sie den Nachteil in Kauf, dass Wulrochs als ausschließliche Lungenatmer alle zwei bis drei Stunden auftauchen mussten.
    Die Stätte des Grauens blieb hinter dem Verband zurück.
    Die Transporttiere gewannen an Geschwindigkeit. Der Tiermeister und seine über die elf Schwärme verteilten Tiersänger machten ihre Arbeit. Bald gesellte sich eine kleine Herde halbwilder Iqual'schils zu dem Kriegstross, siebzehn Tiere. Wenn man ihnen gut zuredete und ihnen vor allem ausreichend Nahrung verschaffte, würden sie vielleicht für längere Zeit bleiben. In seichten Gewässern leisteten die Schildpanzerfische gute Dienste als Lasttiere. Auch als schnelle Reittiere für Kommandounternehmen eigneten sie sich. Außer ihnen schlossen sich der Formation ein Schwarm kleiner Seeschlangen und später sogar ein Tolotpaar an. Die Mammutflugfische sorgten anfangs für einige Unruhe unter den zahmen Thurainas. Doch deren Besatzungen gelang es bald, sie wieder zu beruhigen.
    Potentiell verfügte fast jeder Ditrydree über die Fähigkeit, Tiere auf mentalem Weg anzulocken und zu beherrschen. Dem einen gelang das besser, dem anderen weniger gut. Doch es gab Spezialisten, bei denen diese Begabung besonders ausgeprägt war. Der Tiermeister und die Tiersänger zum Beispiel. Auch Gilam'esh war in der Lage, enge mentale Kontakte zu Tieren zu knüpfen. Als Kriegsmeister hatte er jedoch zu viele andere Aufgaben.
    Der über zwölf Längen große Dickzahn-Wulroch, den Gilam'esh benutzte, war als Reittier unter den Ditrydree vollkommen unüblich. Sein Erzeuger hatte ihm den damals jungen Bullen vor fast vierzig Umläufen zur Feier seiner bestandenen Reifeprüfung geschenkt. Seitdem hielt das Tier in Gilam'esh die Erinnerung an seinen siegreichen Kampf gegen einen ausgewachsenen Dickzahn-Wulroch-Bullen und an seine Bluttaufe wach.
    Das bionetische Cockpitimplantat im Nacken des Kolosses hatte Gilam'esh selbst konstruiert. Sechs Hydree bot es Platz.
    Im Wesentlichen entsprach die technische Ausrüstung seines Reittiers der in den Cockpit-Hauttaschen der Thurainas –Schallwellensensor, Wärmetaster, Navigationsinstrumente und so weiter. Darüber hinaus jedoch hatte Gilam'esh zwei stationäre Hochleistungskombacter entwickelt und in sein persönliches Wulroch-System integriert.
    Geräte, deren Fähigkeiten die der mobilen Kombacter teilweise um ein Hundertfaches übertrafen. So konnten seine Großkombacter zum Beispiel konzentrierte Energieladungen über viele hundert Längen hinweg auf ein vom Navigationssystem anvisiertes Ziel abstrahlen.
    Obwohl die Ditrydree die Jagd liebten und keinem Kampf auswichen, stand Gewalt bei den kultivierteren unter ihnen dennoch im Ruch des Obszönen. Zumal, wenn ein angehender Wissenschaftler sich ihrer Optimierung widmete. Und was war es anderes als eine Waffe, die Gilam'esh da in seinen Reitfisch eingebaut hatte? Entsprechend viel Prügel musste er für seine Neuentwicklung einstecken. Auf der anderen Seite hatte sie ihm einen Ausbildungsplatz an der Seite des großen Ulik'suta eingebracht.
    Ulik'suta galt schon damals als der erfahrenste Kriegsmeister der Ditrydree; seit fünfzehn Umläufen war er auch ihr oberster Kriegsmeister.
    Über die Gipfel des Tiefseegebirges hinweg schwamm Gilam'eshs Verband nach Süden. Der Kriegstross von mehr als hundert Großfischen zog eine breite Schleppe aus Schaum und Wasserwirbeln hinter sich her. Gilam'eshs Dienerin Manil'bud hatte die Muy'laals mit
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