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1679 - Der Dunkelplanet

Titel: 1679 - Der Dunkelplanet
Autoren: Unbekannt
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und wieder stoppte A-14-05 und „bohrte" mit einem Desintegrator tief Löcher in das Eis.
    Er entnahm Proben von gefrorenem organischem Material und von Erzen, die unter der kristallharten Humusschicht lagen. Er bestimmte beispielsweise das Alter und die molekulare Zusammensetzung.
    Eine Aufgabe von A-14-05 bestand darin, herauszufinden, ob es auf Charon nicht doch Wasserstoff-5 gab. Bisher hatte man aber keine Spuren dieses bis vor der Expedition zur Großen Leere vollkommen unbekannten Atoms gefunden. Wäre Charon ein Sampler-Planet, hätte H5 aber überall vorherrschen müssen - wie bisherige Erfahrungen lehrten.
    Aber Charon war groß. Der Landeplatz der LAMCIA befand sich inmitten einer weiten Senke. Richtige Gebirge gab es auf Charon überhaupt nicht. Die Hügel, wo sie sich sanft erhoben, waren nicht höher als wenige hundert Meter.
    Nach Stunden erreichte A-14-05 das Ufer eines Flusses, der wie alles andere mit seinen kleinen gekräuselten Wellen, seinen Strudeln und seiner an Felsen leicht aufspritzenden Gischt unter einer Haut von gefrorener Atmosphäre erstarrt lag. Die aus ihrer sprudelnden und spritzenden Bewegung in die Zeitlosigkeit geschlagenen Wasserkämme und Tropfen glitzerten im matten Licht des Schirmfelds silbern, golden und bläulich.
    Am Ufer des Flusses ragten Schilfgräser und andere niedrige, buschige Gewächse in die Höhe, für die dem Androgyn-Roboter jeder Vergleich fehlte.
    Er nahm die Bilder auf und speicherte sie. Ein Segment sondierte die Molekularstruktur des vereisten Wassers. Ein anderes löste sich von der zentralen Einheit und desintegrierte das Eis wenige Meter vom Ufer, um Proben des Flußbettes zu nehmen, in dem Ablagerungen aus verschiedenen Zeitabschnitten des Planeten zu vermuten waren.
    Irgendwann drehte A-14-05 sich plötzlich um 180 Grad und bildete ein zwei Meter langes, nach unten gebogenes Rohr aus, das er aus Formenergie schuf.
    Aus dem Vorderende des Rohres begannen rote Strahlen zu sprühen, die wie ein Funkenregen auf ein eingefrorenes, meterhohes Buschgewächs niedergingen, dessen große Blüten im Gegensatz zu allem bisher Gesehenen schwach und verwelkt aussahen. Die gleichzeitig arbeitenden Mikrowellen blieben unsichtbar.
    Nach einer Stunde entstand ein zweiter Energieschlauch neben dem ersten, dessen Hitzeregen den Reif über dem Busch inzwischen sanft aufgetaut hatte und hielt - in seiner Wirkung genau so berechnet, daß er die Pflanze selbst nicht verbrannte.
    Aus dem zweiten Schlauch floß reines Wasser, von einem schwach leuchtenden Energiefeld so von der Umgebungstemperatur abgeschirmt, daß es an der ebenfalls jetzt durch ein Feld temperaturstabilisierten Wurzel des Gewächses ankam, ohne mitten im Strahl zu gefrieren.
    Der Busch wurde davon natürlich nicht wieder lebendig, aber das schien die hochentwickelte Syntronik des Roboters nicht zu stören. Im Gegenteil: A-14-05 rief alle seine Segmente zurück und ähnelte wenige Minuten später einem aufmerksamen, surrealistischen Gärtner, der seine geliebten Pflanzen hegte und pflegte - und goß.
    Dies geschah in den Abendstunden des 13. Januar des Jahres 1208 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Es geschah auf Charon, einem Planeten, rund elfeinhalb Millionen Lichtjahre in der Großen Leere.
    Mitten in der Leere, wo es keine größeren Objekte gab, wo keine Temperatur und praktisch kein Licht existierten, wo keine energetischen Prozesse stattfanden, keine Naturgesetze und selbst die Zeit nicht wirksam zu sein schienen. Wo außerhalb des rätselhaften Schirmfeldes um den Planeten Charon das absolute Nichts zu regieren schien.
    Mitten dort begann ein hochspezialisierter Roboter syntronische Melodien zu summen, die außer ihm niemand hörte, während er Pflanzen, die seit ewigen Zeiten tot waren, mit Hitze und Wasser überschüttete.
    Dies war der Anfang.
     
    *
     
    Perry Rhodan verzog keine Miene, als er die vorläufige Auswertung der von den Robotern zusammengetragenen Daten auf den Bildschirm bekam.
    Hatte er etwas anderes erwarten können, als daß der Planet mit allem, was er an Leben hervorgebracht hatte, vor etwa zwei Millionen Jahren von einem Augenblick auf den anderen in seine Eisesstarre versetzt worden war?
    Rhodan mochte den Ausdruck „schockgefrostet" nicht, der sich bei den Galaktikern inzwischen für Charon eingebürgert hatte. Aber er mußte zugeben, daß er das traf, was mit dem Planeten ohne Sonne und ohne Mond zu jener Zeit geschehen war, in der offenbar alles seinen Anfang genommen
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