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1676 - Im Gravo-Kubus

Titel: 1676 - Im Gravo-Kubus
Autoren: Unbekannt
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einem Kilometer. Das könnte theoretisch zuviel sein."
    „Ich verstehe", sagte Mila nachdenklich. „Glaubst du das?"
    Voltago schüttelte den Kopf. „Erstens glaube ich nicht, daß die gesuchte Spindel zu weit entfernt zu finden ist! Und zweitens nehme ich an, daß wir spätestens beim Erreichen der wichtigen Ebenen auf veränderte Bedingungen stoßen werden. Aber wir müssen mit den vier Minuten auskommen."
    „Viereinhalb Minuten", sagte Mila leise. „Ich bin bereit, so weit zu gehen, wie ich es nur aushalten kann."
    „Dann wollen wir unseren Marsch fortsetzen", forderte Voltago. „Ich gehe wieder voran."
    „Voltago?"
    Der Kyberklon blieb stehen. „Bist du sicher, daß du dir den Weg genau merken kannst?" erkundigte sich Mila. „Koul Laffal ist nur dank seines Planhirns wieder herausgekommen, und er hat gesagt, er würde es nie wieder probieren."
    „Ich weiß genau, wo ich bin", antwortete der Kyberklon. „Ich verstehe, du hast Angst, daß wir eine bestimmte Grenze überschreiten, uns verirren und dann nicht mehr schnell genug an einen sicheren Platz zurückfinden?"
    Mila nickte heftig. „Dazu wird es nicht kommen", versprach der Kyberklon. „Ich garantiere dafür!"
    „Du scheinst dich hier fast wohl zu fühlen", bemerkte Mila leise.
    Voltago reagierte nicht darauf, sondern setzte seinen Weg fort, Mila bei sich.
    Tiefer und tiefer hinein ging es in das Labyrinth. Mila erinnerte sich an ein Verfahren, in einem Labyrinth niemals die Orientierung zu verlieren - man mußte nur eine Hand an eine Wand legten und sie nicht wieder wegnehmen. Auf diese Weise machte man zwar jede Menge Umwege, aber man kam mit exakter mathematischer Sicherheit wieder an den Ausgang - wenn man nicht unterwegs verhungerte oder verdurstete.
    Aber in diesem Kubus waren die Verhältnisse ganz anders: Dieses Labyrinth war in drei Dimensionen verschachtelt. Für einen normalen Menschen war es völlig unmöglich, den Ausgang wiederzufinden, es sei denn durch Zufall. Und die Wahrscheinlichkeit dafür war außerordentlich gering.
    Es war ein gespenstischer Marsch, den die beiden unterschiedlichen Wesen zu vollbringen hatten. Welchen Weg Koul Laffal und die Ertruser auch genommen hatten, in diesen Kammern hatte sie sich nicht bewegt oder wenigstens keine Spuren hinterlassen.
    Zeichen zu geben, war ebenfalls unmöglich - Voltago hatte es ausprobiert: In die Wände ließ sich nichts einritzen, war keine Markierung zur besseren Orientierung anzubringen.
    Mila war ganz und gar davon abhängig, daß der Kyberklon sich den Weg sehr exakt merkte.
    Wenn er sich überschätzte oder verirrte, gab es keine Rettung mehr.
    Nur noch den Übergang ...
    Die Ertruser waren auf Mystery herausgekommen. Welchen Weg würden die nächsten Besucher nehmen, die den Ort des Übergangs fanden? Ebenfalls nach Mystery? Oder würden sie auf einem der anderen Sampler-Planeten landen, Millionen von Lichtjahren vom Ausgangspunkt entfernt, durch eine monatelange Reise von der BASIS und den Freunden getrennt?
    In gewisser Weise fieberte Mila diesem Übergang entgegen.
    Ab und zu - nur sehr selten stellten sich bei Mila solche Gedanken ein -hatte sie sich gefragt, was wohl jenseits des Grauens zu finden sein würde? Wenn sie die kritische Distanz überschritt, weiter und weiter, immer weiter?
    Gab es jenseits der Schmerzen, die sie dann zu erleiden hatte, eine Art Vorhang, den sie nur zu durchqueren brauchte, mit einem neuen, schmerzfreien Leben dahinter?
    Mila liebte ihre Schwester, sie wollte sie nicht in Angst und Einsamkeit zurücklassen, aber manchmal träumte sie diesen Traum, in dem sie endlich ganz allein ihr eigenes Leben leben konnte, frei von Nadjas Fürsorge. So schön es war, daß Nadja sich um sie kümmerte - es hatte auch immer wieder für Mila einen Anstrich von Entmündigung, und Nadjas Hilfe wurde oft zu einer lästigen, verfluchten Krücke, die sie am liebsten wegwerfen würde. „Mila?"
    „Ja, Voltago. Was gibt es?"
    „Es ist soweit, Mila. Es ist wie in dem Schacht auf Shaft. Von jetzt an mußt du mich führen!"
    „Ich habe Angst, Voltago."
    „Ich weiß, Mila. Aber du hast auch Mut; und so lange dein Mut größer und stärker ist als deine Angst, brauchst du dir deswegen keine Sorgen zu machen. Ich werde dich halten, du wirst mich führen. Wir dringen in die wichtigen Sektoren des Kubus ein..."
    Voltago hielt Mila an der Taille. Wie auf Shaft hatten sie die Systeme ihrer SERUNS desaktiviert; in dieser Umgebung funktionierten sie ohnehin nicht.
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