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1676 - Die Jenseits-Kutsche

1676 - Die Jenseits-Kutsche

Titel: 1676 - Die Jenseits-Kutsche
Autoren: Jason Dark
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und wie es in ihm wirklich aussieht. Da muss man schon nachdenken, finde ich.«
    Bill stand mir bei. »Ich glaube, John hat recht. Wir müssen vorsichtig sein.«
    Sheila verzog das Gesicht. Sie presste dabei die Hände gegen die Wangen. »Dann muss der Junge in diesem Zustand bleiben?«
    Ich widersprach ihr, während Bill tröstend seinen Arm um die Schultern seiner Frau legte. »Nein, so ist das nicht. Ich habe nur auf die Risiken hingewiesen.«
    »Die sollten wir eingehen!«, erklärte sie.
    Ich schaute Bill an, der nur die Schultern hob. Er hatte keinen besseren Vorschlag. Ich will mich nicht wiederholen, aber den Kontakt mit dem Kreuz bei meinen Gegnern hatte mich schon des Öfteren einen Schritt weiter gebracht. Es hatte aber auch Szenen gegeben, wo unter dämonischem Einfluss stehende Personen starben. Ich wusste nicht, wie weit Johnny beeinflusst war. Seine Situation war auf keinen Fall normal.
    »Soll ich es wirklich wagen?«, vergewisserte ich mich.
    Sheila und Bill - sie waren schließlich die Eltern - schauten sich an, und es war Sheila, die sich zuerst entschieden hatte. »Ich bin in diesem Fall dafür und hoffe, dass Johnny einen Schutzengel hat.«
    Bill überlegte nicht lange. »Okay, dann entscheide ich mich auch dafür.«
    Jetzt kam es darauf an, dass wir alles richtig machten. Das Kreuz hing noch verdeckt vor meiner Brust. Uns allen war ja bekannt, welche Kraft in ihm wohnte. Auf meinen Händen hatte sich ein Schweißfilm gebildet. Auch meine Stirn war feucht geworden. Dahinter spürte ich das Tuckern.
    Sheila und Bill schauten zu, wie mein Talisman allmählich sichtbar wurde. Ich hatte die Gesichter meiner beiden Freunde selten so angespannt erlebt. Es war verständlich, denn es ging um ihren Sohn, das einzige Kind der beiden. Ich sagte nichts mehr und konzentrierte mich nur auf mein Kreuz. Das Silber glänzte, aber ich erlebte keine Reaktion. Es erwärmte sich nicht, es gingen auch keine Lichtreflexe von ihm aus, es blieb normal, und das beruhigte mich ein wenig.
    , Wäre es anders gewesen, hätte ich davon ausgehen müssen, dass Johnny zur anderen Seite gehörte, was ich auch befürchtet hatte.
    Dem war nicht so, und mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich wollte meine Freunde aufmuntern und lächelte ihnen beruhigend zu.
    »Was ist denn?«, fragte Sheila.
    »Mein Kreuz reagiert nicht negativ. Das ist schon ein kleiner Schritt nach vorn.«
    »Das können wir nur hoffen.«
    Ich trat sehr nahe an das Bett heran und nahm dabei einen Stuhl mit. Ich ließ mich auf dem Sitz nieder und schaute Johnny ins bleiche und starre Gesicht. Es wies nichts darauf hin, dass er bald aus diesem Zustand erwachen würde. Er hatte Sheila vom Jenseits erzählt, aus dem er gekommen war. Daran glaubte ich nicht. Er konnte durchaus in einer anderen Dimension gewesen sein, die er als das Jenseits angesehen hatte.
    Das Kreuz näherte sich seinem Körper. Ich wollte es ihm nicht auf das Gesicht legen und hatte mich für die Brust entschieden. Johnny war vollständig angezogen. Er trug eine hellgraue Jeans, ein rotes Hemd, das über dem Gürtel hing, und ein dünnes Kapuzenshirt, in ebenfalls grauer Farbe.
    Ich näherte meine rechte Hand seiner Brust, überlegte auch, ob ich noch das Hemd aufknöpfen sollte, was ich dann jedoch bleiben ließ, weil ich Angst davor hatte, dort einen Abdruck zu hinterlassen, sollte es zu einer negativen Reaktion kommen. Ich spürte meinen Herzschlag. Ich atmete nur durch die Nase - und legte meinen Talisman auf Johnnys Brust.
    Es war der Moment, wo auch seine Eltern näher traten, um nur alles mitzubekommen. Mein Blick war auf Johnnys Gesicht gerichtet. Ich hoffte, dass die Kraft meines Kreuzes stark genug war, die andere Seite zu vernichten, falls sie da sein sollte, aber nichts dergleichen geschah.
    Johnny blieb so liegen, wie er gelegen hatte. Kein Zucken, kein Öffnen der Augen…
    »Das war der falsche Weg«, sagte Sheila mit leiser Stimme. »Ich hatte es mir beinahe gedacht.«
    »Nun warte doch erst mal ab«, erwiderte ihr Mann.
    Meine Antwort lautete ähnlich. »Das meine ich auch.«
    Die Zeit tropfte dahin. Stille umgab uns, nur hin und wieder durch hörbare Atemzüge unterbrochen.
    Und Johnny?
    Es tat sich nichts bei ihm. Er lag weiterhin so starr, so wächsern, so totenähnlich da. Allmählich kamen auch mir Zweifel, ob es der richtige Weg gewesen war. Aber welche anderen Möglichkeiten hatten wir? Keine! Zumindest fiel mir nichts ein. Ich wandte meinen Blick von Johnny ab und konzentrierte
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