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1673 - Die Offenbarung der Veego

Titel: 1673 - Die Offenbarung der Veego
Autoren: Unbekannt
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Heimat zusammenhielt und alles auf ihr, so dachte er ehrfürchtig, der erste Baustein zum Leben. Und ein wenig beneidete er die lebenden, festen Stoffe, die ein Teil von dieser Hülle waren und greifbar, nicht ein funkelnder Irrwisch wie er.
    Diese Dinge, die lebten, waren natürlich weitaus faszinierender als die Steine und Metalle; denn ihre Vielfalt grenzte ans Unendliche, und Alpari konnte sich nicht vorstellen, jemals in seinem Leben alle entdecken und erforschen zu können.
    So nach und nach lernte er, Pflanzen und Tiere zu unterscheiden. Manchmal überlegte er, welche Art ihm besser gefiel, aber er könnte sich nicht entschließen.
    Er liebte die Bäume ganz besonders, die mit ihren wachsenden Wipfeln sicherlich eines Tages den Himmel erreichen konnten, was er nie schaffte, so hoch er auch flog. Er konnte höher als jeder Vogel fliegen, aber dennoch erreichte er irgendwann die Grenze, an der es nicht mehr weiterging. Vielleicht später, wenn er älter war.
    So majestätisch und würdevoll die Bäume mit ihren mächtigen Stämmen und rauschenden Kronen sein mochten, so lieblich und ästhetisch waren die Wiesen mit ihren unzähligen verschiedenfarbigen Blumen, besetzt von blühenden Büschen, von klaren Bächen durchzogen.
    All dies war für Alpari so schön und immer von neuem ein Wunder, daß er jeden Tag mindestens einmal den Drang verspürte, zu jubilieren und einen Freudentanz zu Ehren von Heimat aufzuführen. Manchmal verlor er sich so sehr darin, daß er alles andere um sich herum vergaß, bis der Wissensdurst ihn wieder überwältigte; und er wandte sich anderen Dingen zu.
    Den Tieren etwa. Er hatte herausgefunden, daß es Fleisch- und Pflanzenfresser gab, welche die durch die Pflanzen aufgebaute Nahrungskette in perfekter Harmonie ergänzten. Es gab immer so viele von einer Art, wie zur Erhaltung notwendig waren, und keiner der Veego dachte je daran, an diesen heiligen Naturgesetzen zu rühren.
    Alpari spielte ebenfalls nie mit dem Gedanken, einmal einen „Versuch" zu unternehmen, nur um zu sehen, was dabei herauskam. Das Leben auf Heimat war vollkommene Harmonie und Frieden, und nicht zuletzt profitierte auch er davon, denn er fühlte sich glücklich und mußte nie Not leiden.
    Tiere gab es in jeder Größe, von winzigen namenlosen Insekten über Wölfe bis zum in der Schulterhöhe vier Meter messenden Orvigauten, einem pflanzenfressenden Giganten mit vier stämmigen, krallenbewehrten Beinen, einem rüsselartigen Greifarm über dem großen Maul und einem langen, seidig glänzenden schwarzblauen Fell.
    Alpari nahm am Leben der Tiere teil, indem er mit ihnen um die Wette lief, in tollkühnen Kapriolen durch die Luft flog oder sich auf die Lauer legte. Die meisten Tiere störte seine Anwesenheit nicht, manche waren vielleicht anfangs ein wenig scheu, wenn sie seine energetische Aura zu dicht bei sich spürten; sie gewöhnten sich jedoch schnell daran.
    Er traf nun immer seltener auf seine gleichaltrigen Artgenossen, die ebenso wie er auf Entdeckungsreise waren; sie hatten sich nichts weiter zu sagen. Schon in so früher Jugend entwickelten sich die Veego zum Einzelgänger, zum ewigen Forscher, nur auf sich allein gestellt.
     
    *
     
    Eines Tages begegnete Alpari, der inzwischen zu einem 1,50 Meter langen, leuchtenden Nebelgebilde herangewachsen war, an seinem Lieblingssee einem älteren Veego im aktiven Stadium, der dort still auf und ab schwebte.
    Alpari grüßte den Fremden freundlich; nach langer Zeit sehnte er sich wieder nach Gesellschaft und bat ihn, ein wenig zu verweilen.
    Auch der andere, der sich Yingansu nannte, wirkte leutselig, und sie stimmten gemeinsam einen kurzen Farbengesang an, bevor sie zur Unterhaltung übergingen. „Nun, was tust du die Zeit über?" fragte Yingansu.
    Alpari erzählte von seinem Treiben, daß er angefangen hatte, Tage und Nächte zu zählen, daß er die Entwicklungen der Pflanzen und Tiere beobachtete, die sich nach einem gewissen Zeitraum mit einer neuen Generation wiederholten. „Das sind die Jahre, die vergehen", erläuterte Yingansu. Er beherrschte die Körper- und Farbensprache vollkommen, und Alpari kam sich ihm gegenüber ein wenig ungelenk vor. „Da ich bereits lebte, als du geboren wurdest, kann ich dir heute sagen, daß du zehn Jahre alt bist." Er verbog sich seltsam schief. „Aber ich erinnere mich noch an den Sprung, als wäre es erst gestern gewesen. Überall zwickt und drückt es, du scheinst von innen heraus aufgebläht zu werden, irgend etwas
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