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1673 - Die Offenbarung der Veego

Titel: 1673 - Die Offenbarung der Veego
Autoren: Unbekannt
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dichter. Die Gruppen strebten erst dann wellenartig auseinander, als die Kreativen sich nach und nach zusammenzogen, pastellfarben schimmernd wie erlöschende Regenbogen. Sie ballten sich von zwei Metern Länge zu einer Kugel von etwa einem dreiviertel Meter Durchmesser zusammen, pulsierend und matt leuchtend. Um sie herum tanzten die anderen Veego weiterhin ihren Reigen, ihr Farbengesang drückte Jubel und Freude aus, sprach den Gebärenden Mut zu und versprach ihnen die Entstehung eines wunderschönen, kraftvollen Kindes.
    Und dann ...
    Die große Teilung setzte ein, fast gleichzeitig auf der ganzen Welt. Langsam bildete sich eine winzige Beule auf der energetischen Eiterkugel, die rasch anwuchs, bis sie etwa ein Drittel der Körpergröße des Eiters erreichte. Das Pulsieren und die rhythmischen Kontraktionen des Eiters nahmen zu, die Farben bildeten verwirrende Muster, bis sich plötzlich die kleine Kugel abspaltete und hilflos davontrieb.
    Myriaden winziger Energiebündel taumelten wie glühende Fünkchen durch den Äther der Heimat, neues Leben, sich seiner selbst noch nicht bewußt.
    Die geringe Energie, die ihnen mit auf den Weg gegeben worden war, verbrauchte sich durch diesen ungesteuerten Flug und das heftige Pulsieren im Handumdrehen, und nur den wirklich starken, von Anfang an lebensfähigen Neugeborenen konnte es gelingen, sich rechtzeitig vor dem völligen Energieverlust zu fangen.
    Manche von ihnen fingen sich schneller als andere. Ihr Pulsieren nahm ab, das Farbenmuster wurde ruhiger und einheitlicher, bis nur noch das Blau vorherrschte, und aus dem haltlosen Trudeln wurde ein gleichmäßiger Gleitflug, der sich zusehends verlangsamte, bis zum Stillstand.
    Die meisten brauchten dazu länger, sehr viele jedoch waren zu schwach und überstanden diese erste schwere Prüfung nicht. Sie verpufften wie aufsteigende Luftbläschen aus einer Sprudelquelle an der Luft. Es kam auch vor, daß ein Eiter schon sehr alt war bei der Teilung und mit ansehen mußte, wie sein kraftloses Kind bereits kurz nach der „Geburt" starb; ein Ereignis, das die Freude dieses Tages trübte.
    Die anderen Eiter sahen zu, wie sich ihre Sprößlinge von ihnen entfernten, und schickten ihnen ihre besten Wünsche hinterher, bevor sie sich wieder dem Reigen anschlossen.
     
    *
     
    Er trieb mit den anderen langsam durch die Luft, in einer Höhe, weit vom Boden entfernt, wo die Luft allmählich dünner und sehr kalt wurde: ein kugeliges, zartes Energiegebilde aus fast durchsichtigem Blau, das instinktiv seine „Fühler" ausstreckte, um die erste Energienahrung seines Lebens in sich aufzunehmen.
    Wie bei jedem stofflichen Neugeborenen war der Überlebensinstinkt am stärksten ausgeprägt und sorgte in den ersten kostbaren Augenblicken dafür, daß das kleine Wesen, wenn es sich für die Überwindung der ersten Hürden als kräftig genug erwiesen hatte, durch umgehende Nahrungsaufnahme am Leben blieb.
    Es tat gut. Es stillte alle Bedürfnisse und vermittelte ein angenehmes Gefühl. Das erste bewußte Gefühl seines Lebens. Langsam, wie schlafend, schwebte er dahin und saugte Energie in sich auf, tage- und nächtelang.
    Der Reigen war längst beendet, und die erwachsenen Veego gingen wieder ihrer jeweiligen Beschäftigung nach; keiner kümmerte sich um die Kinder. Diejenigen, die bis jetzt überlebt hatten, waren erst einmal außer Gefahr, sie würden sich von selbst weiterentwickeln und lernen.
    Allmählich begann sich der Körper des kleinen Veego zu entwickeln und in die Länge zu strecken, und auch sein Bewußtsein erwachte. Zunächst empfing er die vielen Impulse, die auf ihn einströmten, nur passiv, ohne sie verstehen oder verarbeiten zu können. Erst nach und nach lernte er, den einen vom anderen Impuls zu unterscheiden, seine Sinne stimmten sich darauf ein und begannen schließlich ganz vorsichtig, nach außen zu tasten und sich zu öffnen.
    Und er sah. Sah, daß er nicht allein war, sondern in einer Herde von Hunderttausenden seiner Art flog, die allesamt wie er begannen, die Welt um sich herum zu erforschen.
    Scheu und zaghaft begannen sie sich abzutasten und zu betrachten, zuckten zurück, wenn sie eine Farbveränderung beim anderen bemerkten, die sie nicht verstanden und die auch nicht bewußt vollzogen worden war.
    Er dachte später noch oft an jenen Augenblick zurück, da er erwacht war und den ersten Kontakt unternommen hatte, ohne seinen Körper oder irgendeine Form der Kommunikation zu beherrschen, nur getrieben von
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