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167 - Jagd auf die Teufelin

167 - Jagd auf die Teufelin

Titel: 167 - Jagd auf die Teufelin
Autoren: Dämonenkiller
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seines Dorfes in einem Staatsinternat immerhin Mittelschulbildung erworben und galt als ein Neuerer. Er hatte immer wieder gegen den Santeria-Aberglauben und seinen Vertreter Tio Oyo gewettert.
    Einmal hatte er Tio Oyo sogar einen Lehmklumpen nachgeworfen. Ramon entsann sich noch heute des bitterbösen Blicks, mit dem der Medizinmann ihn dafür bedacht hatte.
    „Es ist nicht so gemeint gewesen, Tio Oyo", stammelte Ramon. „Bitte laß mich gehen. Ich werde nie mehr ein böses Wort über dich äußern."
    „Ganz gewiß nicht", kicherte Tio Oyo. „Dafür sorge ich nämlich." Er hob seinen Stab. „Soll ich dich in eine Kröte verwandeln, Jungchen? Oder möchtest du lieber ein Zombie werden? Oder willst du vielleicht meinen lieben untoten Kindern als Speise dienen?" Tio Oyo tat, als ob er nachdenklich würde. „Jetzt habe ich es. Du wolltest doch das Geheimnis der Tumba Satänas ergründen und beweisen, daß es damit nichts auf sich hat. Der Wunsch, es zu ergründen, soll dir erfüllt werden."
    Tio Oyo hob beide Arme und hielt seinen Stab schräg. Er schrie eine Beschwörung. Ramon wußte, daß er verloren war. Eins mußte man ihm lassen: Er war ein tapferer Bursche. Angesichts des Unausweichlichen hatte er noch den Wunsch, Tio Oyo mit in den Tod zu reißen.
    Dann mochte geschehen, was wollte.
    „Viva Fidel, viva Cuba!" schrie er und sprang vor.
    Die Machete sauste herunter wie ein stählerner Blitz. Sie hätte den Stab glatt zerspalten und den Schädel von Tio Oyo teilen müssen. Doch der Stab hielt, und Ramon spürte einen Ruck, der ihm den Arm verrenkte. Die Machete entfiel ihm.
    Tio Oyo lachte gräßlich auf und umarmte Ramon. Der Boden gab unter ihnen nach, und vor den stieren Blicken der Untoten verschlang sie das Satansgrab. Ein schwarzer Schlund war entstanden. Er schloß sich wieder, und die aufgetürmten großen und kleinen Steine nahmen allesamt ihre Plätze ein. Stille herrschte. Die Zombies standen mit hängenden Armen.
    Dann hörte man aus der Tiefe des Grabes einen Schrei voller Qual.
    Ramon Figueiras hatte das Geheimnis des Satansgrabs kennengelernt.

    Wir hatten uns auf ein Landgut in der Nähe von Port of Spain zurückgezogen. Denn trotz aller Freundschaft für Makemake, dem wir bei seinem Kampf gegen die Teufelin Angelina beigestanden hatten, wollten wir doch auch einmal für uns sein. Coco und ich erholten uns auf der sonnigen Antilleninsel. Angelina war leider entwichen, nachdem sie das magische Duell gegen Coco verlor.
    Ich bezweifle nicht, daß wir sie früher oder später wiedersehen würden, aber ich konnte es abwarten. Es war eine schöne Zeit mit sonnigen Tagen und Nächten voller Leidenschaft, in denen mich Coco immer wieder bezauberte.
    Doch dann fiel mir bei ihr eine verhaltene Melancholie auf, die uncharakteristisch für sie war. Ich fragte Coco abends im Strandbungalow.
    „Ich habe Sehnsucht nach Martin", gestand sie. „Wir sind unserem Kind schlechte Eltern, Rian. Wir sind meist unterwegs."
    „Martin ist in Castillo Basajaun doch gut untergebracht", versuchte ich Coco zu beschwichtigen, obwohl auch ich ein schlechtes Gewissen hatte. „Er hat Virgil Fenton als Hauslehrer und Tirso, den Zyklopenjungen, als Spielkameraden. Vor allem ist er im Castillo in Sicherheit. Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen. Coco. Ein idyllisches und unbeschwertes Leben ist uns nicht beschieden."
    „Das möchte ich auch gar nicht haben", antwortete Coco. „Aber ich finde, wir müßten unserem Sohn doch mehr Zeit widmen. Dazu müßten wir einen Weg finden."
    Das hatte ich mir auch schon überlegt. Mir war bloß keiner eingefallen. Wir begannen gerade, unser Abendbrot aus gerösteten Krabben und Meeresfrüchten zu verzehren, als schrilles Vogelgezwitscher ertönte. Damit kündigte sich Makemake an, der uralte Dämon, auf Trinidad auch in seiner menschlichen Gestalt als Sir Winston Bendix bekannt. Makemake hatte sich im Lauf der Zeit gewandelt und war von einem ursprünglich gefürchteten Dämon zu einem Menschenfreund geworden.
    Er liebte die Menschen trotz ihrer Fehler und Schwächen, ein Phänomen, das ihm innerhalb der Schwarzen Familie keine Freundschaft einbrachte. Coco kannte ihn schon seit ihrer Jugendzeit, als sie ihm gegen seinen erbitterten Feind beigestanden und den dämonischen Karneval von Trinidad mitgemacht hatte.
    Dann kam Makemake durch die geschlossene Tür. Der Dämon war in seiner menschlichen Erscheinung groß und schlank. Er ging gebeugt und hatte schlohweißes Haar und einen
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