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1668 - Wolfsnacht

1668 - Wolfsnacht

Titel: 1668 - Wolfsnacht
Autoren: Jason Dark
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waren sie bestimmt nicht in der Lage, so etwas zu verkraften. Es würde eine lange Nacht werden. Zudem war es noch früh, und sie Würde immer wieder an die Gestalt denken, die so plötzlich erschienen und ebenso plötzlich wieder verschwunden war.
    Die Unruhe in ihrem Innern sorgte dafür, dass sie sich auf ihr Äußeres übertrug. Sie fand einfach keine Ruhe. In ihrem Zimmer ging sie hin und her. Die Bestie war zwar verschwunden und hatte ihr nichts getan, doch es stellte sich die Frage, ob das so bleiben würde. Daran konnte sie einfach nicht glauben. Sie war unterwegs, die Nacht gab ihr Schutz, und sie würde bestimmt ein neues Opfer finden. Helen war plötzlich warm geworden. Sie wollte sich etwas abkühlen und ging zum Fenster. Weit zog sie es auf und richtete ihren Blick in die Dunkelheit. Hinter dem Haus lag ein Garten. Von der Größe her konnte man fast von einem Feld sprechen. Es hörte erst dort auf, wo der flache Bau eines Imkers stand, der das ganze Jahr über zusammen mit seinen Bienen lebte.
    Frei lag das Gelände nicht. Nur einen Bruchteil benutzte Helens Mutter als Garten. Ansonsten war der Natur alles überlassen worden. So wuchsen dort Büsche, hohes Gras, aber auch niedrige Bäume, die einfach nicht größer wurden. Wer von der Rückseite auf das Haus zuging, konnte immer Deckung finden, und daran musste Helen denken, als ihr Blick nach draußen glitt. Es war alles andere als warm in der Nacht, aber der kühle Wind störte sie nicht.
    Er tat ihr gut. Das verschwitzte Gesicht brauchte ein wenig Kühlung, nur der Hals war trocken, und deshalb drehte sie sich um, weil sie einen Schluck trinken wollte. Das kühle Wasser tat ihr gut. Auch jetzt schaltete sie das Licht in ihrem Zimmer nicht ein. Es war besser, wenn sie sich im Dunkeln bewegte, da konnte sie auch von draußen nicht gesehen werden.
    Genau daran dachte sie ständig. Dass die Bestie zwar verschwunden war, sich aber nicht in Luft aufgelöst hatte und womöglich noch durch die dunkle Gegend strich. Wieder trat sie ans Fenster, noch immer beunruhigt von diesem Gedanken. Der Blick nach draußen in die Dunkelheit— und das heftige Zusammenzucken. Da war etwas!
    Überdeutlich hatte sie es gesehen. Jedenfalls ihrer Meinung nach. Auf dem Grundstück war ein Schattenwesen von links nach rechts gehuscht. Obwohl sie keinen einzigen Laut gehört hatte, ging Helen nicht von einer Täuschung aus. Ihre Augen waren gut genug, um die Bewegung zu erkennen.
    Helen bewegte sich nicht. Sie stand vor dem Fenster wie eine Statue, den Blick dabei in den Garten gerichtet, ohne dass sie zu viel sah. Die Umgebung war gleich geblieben. Sträucher und Bäume standen dort, wo sie zu stehen hatten, und die Bewegung, die ihr aufgefallen war, wiederholte sich auch an einer anderen Stelle nicht. Aber Helen war sicher, keinem Irrtum erlegen zu sein, und sie sah, dass es stimmte. Der Blick nach links war schon richtig gewesen, denn genau da bewegte sich jemand oder etwas.
    Sie hielt den Atem an. Jetzt glaubte sie sogar, ein leises Rascheln zu hören, konzentrierte sich noch stärker und klammerte sich mit einer Hand an der Fensterbank fest.
    Ja, da war jemand. Und er bewegte sich in ihre Richtung, als würde er genau wissen, wo sie zu finden war. Von der Größe her konnte es durchaus ein Mensch sein, doch so recht glaubte sie es nicht. Noch immer dachte sie an diesen Werwolf, der alles, was sie bisher gesehen hatte, in den Schatten stellte.
    Er ging weiter. Und er schlich dabei. Zudem hatte er sich leicht geduckt und erreichte jetzt die Hauswand, die ihm Deckung gab. Da es draußen still war und auch Helen keinen Laut von sich gab, war das zu hören, was von draußen her leise und trotzdem deutlich an ihre Ohren drang.
    Es war ein ihr nicht fremdes Geräusch, das auch von einem Menschen hätte stammen können. Ein heftiges Schnauben, untermalt mit einem leisen Knurren. Wo steckte er jetzt?
    Helen wagte es nicht, sich aus dem Fenster zu lehnen. Sie wollte kein Ziel abgeben und warten, was noch passierte. In den folgenden Sekunden nichts. Nur als diese vorüber waren, da zuckte sie wieder zusammen, denn erneut war ihr etwas aufgefallen. Ein Kratzen und Schaben. Sie wusste zunächst nicht, wie sie es einschätzen sollte. Jetzt musste sie nachschauen und sich dabei überwinden.
    Sie beugte sich vor. Ihr Kopf geriet dabei über die Kante der äußeren Fensterbank, Helen tat es nicht gern, doch sie hatte keine andere Wahl, wenn sie herausfinden wollte, was dieses Geräusch zu
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