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1668 - Wolfsnacht

1668 - Wolfsnacht

Titel: 1668 - Wolfsnacht
Autoren: Jason Dark
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nicht, was sie denken sollte. Fassen konnte sie das nicht, was sie erlebt hatte. Helen wunderte sich über sich selbst. Sie hätte jetzt weiterfahren müssen, aber auch das brachte sie nicht fertig. Sie stand auf dem Fleck, hielt ihr Fahrrad fest und schüttelte über sich selbst und über das, was sie erlebt hatte, den Kopf. Das musste sie erst verkraften, und sie fragte sich, wer dieser Typ gewesen und woher er gekommen war. Eine klare Antwort konnte sie nicht geben, aber ihr kam ein Gedanke, und sie drehte daraufhin den Kopf nach rechts.
    Hinter den Gitterstäben bildete das Gelände einen Hang. Er war nicht sehr hoch. An seinem Ende stand das Schloss.
    Sie wusste nicht, wer dort wohnte, aber sie konnte sich vorstellen, dass es einer der Bewohner gewesen war, den sie hier auf dem Weg gesehen hatte. Aber warum war er vor ihr geflohen? Das wollte ihr nicht in den Kopf. Zuerst hatte sie an einen Überfall gedacht, und als das nicht eingetroffen war, war sogar das Gefühl des Mitleids in ihr aufgestiegen, denn die Laute, die er von sich gegeben hatte, die ließen schon auf eine Qual schließen.
    Es gelang ihr nur mühsam, sich von diesem Ereignis gedanklich zu befreien. Sie dachte daran, dass sie nach Hause wollte, und es wurde wirklich Zeit, denn der Tag hatte den Kampf gegen die Dunkelheit verloren.
    Helen beschloss, ihren Weg fortzusetzen. Sie stieg in die Pedale, war mit den Gedanken aber noch immer bei dem Erlebten. Das würde sie auch so schnell nicht loswerden. Sie wusste, dass nur noch ein Drittel der Strecke vor ihr lag. Jetzt führte der Weg leicht bergab, und sie musste nicht mal großartig strampeln.
    Sie schaute nach links und horchte zudem in die Stille hinein. Es war möglich, dass sie noch eine Spur des Verschwundenen entdeckte oder auch etwas hörte. So sehr Helen auch nachdachte, für sie war dieser Mann fremd. Und sie hatte nicht mal richtig erkennen können, ob es sich bei ihm um einen jungen oder älteren Mann gehandelt hatte. Sie tippte mehr auf einen jüngeren, weil er sich entsprechend bewegt hatte.
    Jedenfalls würde sie dieses Treffen nicht auf sich beruhen lassen und Nachforschungen anstellen. Als sie so weit mit ihren Gedanken gekommen war, fühlte sie sich erleichtert, doch dieser Zustand verging radikal. Plötzlich war der Mann wieder da. Auch jetzt wusste sie nicht, woher er gekommen war. Jedenfalls stand er wieder vor ihr. Diesmal nur weiter entfernt, wo der Weg fast zu Ende war.
    Sie schrie vor Schreck leise auf. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Fahren oder bremsen?
    Der Mann stand mitten auf dem Weg. Und Helen glaubte nicht, dass er sie vorbeilassen würde, also bremste sie und stellte ihre Füße rechts und links neben den Pedalen auf den Boden.
    Kein Mitleid mehr.
    Jetzt kehrte die Angst zurück. Dieses schlimme Gefühl, etwas Grauenhaftes zu erleben. Wieder schabte der Mann mit seinen Füßen über den Boden. Diesmal war es sein Startsignal. Urplötzlich rannte er los - direkt auf Helen Winter zu. Sie kam nicht weg. Sie konnte es nicht - und erlebte etwas Unwahrscheinliches. Aus dem Lauf heraus stieß sich der Mann ab und sprang mindestens drei Meter hoch in die Luft.
    Das war schon nicht normal, aber was dann geschah, das raubte Helen den Atem und beinahe auch den Verstand…
    ***
    Mein Herz klopfte schon schneller, als ich in die Parktasche rollte und den Motor abstellte. Es wurde still in meiner Umgebung, und ich blieb zunächst in der Stille sitzen, um mich meinen Gedanken hinzugeben.
    Ich brauchte nur durch die Scheibe zu schauen und sah das Ziel meines Besuchs. Es war ein hohes Gebäude mit mehreren Stockwerken, einem alten Mauerwerk und zahlreichen Fenstern, hinter denen Menschen in den Zimmern lagen, die darauf hofften, wieder gesund zu werden.
    Es war ein Krankenhaus.
    Und dort lag jemand, um den ich große Angst hatte, dass der Tod letztendlich stärker war.
    Es war eine Frau.
    Aber nicht irgendeine, sondern meine älteste Freundin. Es war Jane Collins. Der letzte Fall, der eigentlich gar keiner gewesen war, hatte sich für immer in mein Gedächtnis eingegraben. Jane Collins hatte mich eingeladen, mit ihr zusammen ein Musical zu besuchen. Es hieß »Gefangene der Pharaonen«. Dass dabei finstere Mächte ihre Hände im Spiel hatten, das hatten wir nicht ahnen können. Es war leider so passiert, und Jane Collins war in die Falle getappt und dabei nicht vorsichtig genug gewesen.
    Ein Mann namens Echem hatte ihr die Klinge eines Messers tief in dem Körper
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