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1668 - Wolfsnacht

1668 - Wolfsnacht

Titel: 1668 - Wolfsnacht
Autoren: Jason Dark
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Mischung zustande gekommen.
    »Ich bin deiner Meinung.«
    Boris Baranov nickte. »Dann ist es gut.«
    »Oder fast«, schränkte sie ein.
    Der Alte zuckte zusammen. »Was soll das denn wieder bedeuten?«
    Elena wiegte den Kopf. »Es ist die Zeit, Vater, sie bleibt nicht stehen. Du kannst Igor nicht festhalten, verstehst du? Er ist älter geworden und…«
    Barsch winkte Boris ab. »Das weiß ich, Tochter. Ich habe ihn auch gehen lassen. Aber ich habe ihn dann zurückgepfiffen. Er hätte zu mir kommen müssen. Ein Sohn gehorcht seinem Vater.«
    »Nicht immer. Nicht das ganze Leben lang.«
    Baranov stieß einen wütenden Laut aus. »Sprichst du jetzt auch schon so? Stehst du auf seiner Seite? Bin ich ein Nichts? Oder was soll ich dazu sagen?«
    Elena legte eine Hand auf den Arm ihres Vaters. »Du sollst dich vor allen Dingen nicht aufregen und dich nicht sperren. Das ist alles, was ich von dir will.«
    »Ich mache mir große Sorgen um meinen Sohn. Das ist einem Vater wohl gestattet.«
    »Ja.«
    »Und deshalb kann ich nicht hinnehmen, dass er auf meinen Pfiff nicht reagiert hat.«
    Elena stöhnte leise, bevor sie fragte: »Aber was willst du machen?«
    »Ich nichts.«
    »Sondern?«
    »Du, Elena. Du wirst dich an meine Seite Stellen und mich vertreten.«
    Die Frau war überfragt. Das zeigte sie auch durch ihr Kopf schütteln. »Was meinst du denn damit?«
    »Kann ich dir erklären. Dass Igor auf meinen Pfiff nicht reagiert hat, ärgert mich. Es macht mir allerdings noch mehr zu schaffen, dass er sich auch danach nicht hat blicken lassen. Ich spüre, dass er noch unterwegs ist. Irgendetwas muss ihn abgehalten haben, und ich will wissen, was es gewesen ist. Deshalb schicke ich dich los, um ihn zu suchen und ihn dann zurückzubringen. Hast du das verstanden, Elena?«
    »Habe ich.«
    »Gut. Dann würde es mich freuen, wenn du dich jetzt auf die Suche machst.«
    Elena runzelte die Stirn. Sie wusste, dass sie sich nicht weigern konnte und durfte. Wenn der Vater etwas sagte, war das Familiengesetz. Das musste sie einsehen, und dennoch hatte sie eine Frage.
    »Kannst du mir denn einen Tipp geben, wo ich mit meiner Suche anfangen soll?«
    Baranov überlegte nicht lange. »Wo könnte er wohl sein?«
    »Keine Ahnung.«
    »Zu wem könnte er sich hingezogen fühlen?« Der scharfe Ton in seiner Stimme hörte sich an wie eine Drohung.
    »Zu den Menschen.«
    »Ja, das stimmt. Und ich denke nicht, dass ich dir noch sagen muss, wo du ihn suchen sollst.«
    »Natürlich, Vater. Ich werde gehen.«
    »Tu das. Und komm nicht ohne ihn zurück.«
    »Keine Sorge. Die Familie muss in der Fremde schließlich zusammenhalten.«
    »Genau das. Und vergiss es nie.«
    Die letzte Bemerkung hörte Elena nicht mehr. Da war sie bereits in der Dunkelheit verschwunden…
    ***
    Helen Winter hatte sich vorgenommen zu schlafen, aber es blieb beim Vorhaben. Sie lag zwar im Bett, aber an Schlaf war nicht zu denken. Mit offenen Augen starrte sie gegen die Decke. Gedanklich erlebte sie immer wieder diese Begegnung mit einem Mann, der es geschafft hatte, sich innerhalb kürzester Zeit in eine Bestie zu verwandeln, die Ähnlichkeit mit einem Werwolf aufwies. Das war einfach verrückt. Der reine Wahnsinn. So etwas konnte es nicht geben, sie aber hatte es mit eigenen Augen gesehen.
    Und sie war dieser Gestalt entkommen. Dass sie das geschafft hatte, darüber wunderte sie sich noch jetzt. Das war einfach nicht zu fassen. Man konnte von einem Zufall sprechen. Nur daran wollte sie nicht so recht glauben. Etwas Unheimliches und Ungewöhnliches existierte hier in der Umgebung, und es konnte den Menschen große Angst einjagen.
    Sie stand auf und löschte erneut ihren Durst. Die Tür zu ihrem Zimmer hatte sie offen gelassen, weil sie hören wollte, wenn etwas im Haus passierte. Bisher war es still geblieben. Kein fremdes Geräusch störte sie, was ihr hätte Angst einjagen können, aber sie war nicht beruhigt. Sie hätte gern mit ihren Eltern über das Erlebnis gesprochen, was leider nicht möglich war. Die feierten noch, und wenn sie am Fenster stand und in die Nacht lauschte, dann hörte sie die fernen Stimmen und auch die leise Musik.
    Sie ahnten nichts. Keiner ahnte etwas. Die Bewohner im Ort gingen ihrer täglichen Beschäftigung nach und wussten nicht, was sich in der Nähe verbarg. Helen überlegte, ob es Sinn hatte, ihre Eltern nach ihrer Rückkehr anzusprechen und das zu erzählen, was sie erlebt hatte. Nein, es würde keinen Sinn haben, denn nach einer derartigen Feier
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