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1668 - Die Türme von Canaxu

Titel: 1668 - Die Türme von Canaxu
Autoren: Unbekannt
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das, was du wissen möchtest?"
    „Ein Teil davon."
    „Dann vergiß es. Ich weiß nichts über das Land auf der anderen Seite. Es ist eine Legende. Erzähl dir selbst eine Geschichte, Atlan. Sie wird genauso wahr sein wie jene, die ich erzählen könnte."
    „Hör auf damit. Gib mir eine Chance, deine Welt kennenzulernen. Vielleicht lernen wir voneinander. Ich bin bereit, mit dir zu teilen. Ich gebe dir das hier, Niisu."
    Atlan zog aus dem Gürtel sein zweites Vibratormesser - das, das er in Reserve gehalten hatte. Gut, daß Cessie Briehm ihn jetzt nicht sehen konnte, dachte er sarkastisch. Der Transfer von Technologie war auf Primitivplaneten streng verboten. Er schaltete das Messer am Griff ein, die Klinge zog er durch einen Baumstamm. Faustgroße Stücke trennte er mit einem einzigen Schnitt heraus und warf sie Niisu vor die Füße. „Es wird noch besser", versprach Atlan. „Siehst du den Stein da?"
    Er bückte sich und schnitt den Block mit kreisenden Bewegungen in kleine Teile. Die vibrierende Hochenergieklinge erzeugte ein sirrendes Geräusch, das durch Mark und Bein ging. Aber es funktionierte, und es war etwas, das Niisu im Alltag von Nutzen sein konnte. Atlan konnte sehen, wie es im schwarzen Gesicht des Nomaden arbeitete. „Du darfst mitkommen", sagte Niisu dann.
    Atlan lächelte.
    Mit Speck fängt man Mäuse.
    Und während sie nebeneinanderher die ersten Meter liefen, begann er, Niisu im Gebrauch des Messers zu unterweisen.
     
    *
     
    Atlan hatte keine andere Wahl, als aus dem Wasserbeutel zu trinken. Er schluckte Medikamente dazu und horchte im wahrsten Sinn des Wortes in sich hinein.
    Keine Magenkrämpfe, keine Erstickungsanfälle, nichts. Der Aktivatorchip in seiner linken Schulter pochte heftig; er neutralisierte das Gift, das einen normalen Menschen vielleicht getötet hätte.
    Niisus Schritte wirkten matt. Doch sie waren länger, als es Atlan für möglich gehalten hätte.
    Nach kurzer Zeit tropfte ihm Schweiß von der Stirn. Daß er es mit einem Nomaden zu tun hatte, zeigte erste Nachteile. Mit einem Niisu in Bestform konnte er nie Schritt halten; es sei denn, er hätte sein Wohlwollen erworben. Und per Antigrav über ihn hinwegfliegen wollte Atlan nicht. „Wohin gehst du, Niisu?"
    „Geradeaus."
    „Du hast kein Ziel?"
    „Doch. Ich weiß bloß nicht, wo es liegt."
    Bald erlahmte die Kraft der Schritte. Zuerst hoffte er, die Kräfte des Nomaden seien aufgebraucht, dann aber bemerkte Atlan die angespannte Haltung, den gebeugten Rücken, den suchenden Blick. „Die Frucht...", murmelte Niisu. „Sie muß hier irgendwo sein."
    Atlan gab keine Antwort. Er dachte nicht daran, mitzusuchen; nicht, solange er nicht wußte, wie diese seltsame Frucht aussah. Statt dessen behielt er den Nomaden und die Umgebung gleichermaßen im Auge. Inmitten der allgegenwärtigen Blautönung öffnete sich im Boden eine Senke. Er hätte es nie bemerkt, jedenfalls nicht auf diese Entfernung. Doch diese Senke war grau. Trotz ihrer Farbe bildete sie eine herrliche Abwechslung, und Niisu hatte nichts Besseres zu tun, als sich der Senke auf geradem Weg zu nähern. Auf dem Boden wuchs nicht einmal das Moos der Ebene. Eigentlich existierte nichts, was die Senke interessant machte.
    Und doch ließ sich Niisu in der Mitte der Senke nieder.
    Er begann, mit bloßen Händen den Boden umzugraben. Im Verlauf einer halben Stunde entstand ein tiefes Loch. Am Ende spannte sich die Haltung des Nomaden, er stieß einen triumphierenden Schrei aus und förderte ein wurzelartiges Gebilde von etwa dreißig Zentimetern Länge zutage. „Das ist die Frucht! Die Frucht der Erkenntnis, Atlan! Danach habe ich die ganze Zeit gesucht."
    „Und ... was soll das sein?"
    Der Nomade richtete sich langsam aus seiner knienden Haltung auf. Er nahm das Vibratormesser, schaltete es ein und begann, die Wurzel mit entnervender Ruhe abzuschälen. „Ich werde sie essen."
    „Wozu?"
    „Um zu wissen, wie die blaue Ebene beschaffen ist."
    „Du hast Augen."
    „Augen sehen nicht, wo die Tiere leben. Welche sind gefährlich, welche kann man fangen und essen? Und auf welche Weise? Sind die Pflanzen tödlich? Oder muß ich sie sammeln, um selbst zu leben? Die Frucht sagt es mir. Ich werde schlafen, und hinterher werde ich imstande sein, in der Ebene zu überleben."
    „Aber..."
    Atlan schloß den Mund, bevor er unbedachte Dinge sagte. Du hättest dich zum Narren gemacht, Arkonide. Manchmal ist Schweigen besser.
    Aber wovon redet er?
    Von einer speziellen Spielart
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