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1661 - Der Torwächter

1661 - Der Torwächter

Titel: 1661 - Der Torwächter
Autoren: Jason Dark
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Hand aus Mikes Fingern und schüttelte ihre Mutter durch. »Du musst antworten, Mutter!«
    Erneut sagte sie nichts. Cora drehte ihren Kopf und sah Mike an, der etwas verloren neben dem Eingang stand und sich unwohl fühlte. Er wusste nicht, wohin er schauen sollte. Er hob nur die Schultern und demonstrierte damit seine Hilflosigkeit.
    »Verstehst du das?«
    »Nein.« Er nickte ihr zu. »Ich an deiner Stelle würde nicht aufgeben. Du solltest es noch mal versuchen.«
    »Ja.« Diesmal ging Cora in die Knie. Sie wollte ihr Gesicht mit dem ihrer Mutter auf der gleichen Höhe haben. Über den leeren Blick der Augen erschrak sie, aber ihre Lippen zuckten. Wohl ein erstes Anzeichen dafür, dass sie ihre Tochter erkannt hatte.
    »Ich bin es doch, Ma!«
    »Mein Gott, Cora.«
    »Ja, ich musste einfach kommen. Was ist denn passiert? Wo steckt Vater und…«
    »Nein«, flüsterte sie, »nein!« Sie krallte sich am Arm ihrer Tochter fest. »Er - er - hat aufgegeben.«
    In der jungen Frau stieg ein ungutes Gefühl hoch. »Wie soll ich das denn verstehen?«
    »Er will nicht mehr leben.«
    »Was?«
    »Ja, er hat davon gesprochen, sich umzubringen.«
    »Und warum?«
    »Weil er nicht stark genug war. Er hat sein eigen Fleisch und Blut verraten, nämlich dich.«
    Cora sagte nichts. Diese ungeheuerliche Antwort hatte ihr die Sprache verschlagen. Klar, ihr Vater hatte nicht eingegriffen, als Blaine sie geholt hatte. Aber darüber hatte sie nicht weiter nachgedacht in der Gefangenschaft, und plötzlich wurde die ganze Situation zu einem tödlichen Drama.
    »Hast du nichts tun können?«
    »Ich habe es versucht.« Sie drehte ihren Kopf zur Seite und zeigte auf die blau angelaufene Stelle an ihrem Hals. »Er war wie von Sinnen, Kind. Er ließ sich nicht aufhalten, und er hat seinen alten Revolver mitgenommen.«
    Cora musste für einen Moment die Augen schließen. Sie glaubte, von einer gewaltigen Welle überrollt zu werden. Ihr Gesicht glühte plötzlich. Sie fühlte sich überfordert, aber sie hörte auch, dass ihr Freund eine Frage stellte.
    »Wo befindet sich Ihr Mann jetzt?«
    »In seinem Zimmer.«
    »Ist das hier oben?«
    Elsa Grisham nickte stoisch.
    »Haben Sie auch einen Schuss gehört?«, fragte Mike.
    »Nein, habe ich nicht.«
    Plötzlich war Mike wieder voller Hoffnung. Wenn kein Schuss gefallen war, dann bestand vielleicht noch eine Chance. Er packte Cora an beiden Schultern und zerrte sie auf die Beine.
    »Wir müssen zu deinem Vater. Wo finden wir sein Zimmer?«
    Cora sah aus, als wäre sie aus einer Starre erwacht. Jetzt reagierte sie normal.
    »Komm mit!«
    Die Küche hatte noch eine zweite Tür. Durch sie gelangten sie in einen winzigen Flur. Cora legte eine Hand auf die Klinke der Tür neben ihr, um sie zu öffnen.
    »Nein, noch nicht.«
    »Wieso?«
    Mike senkte seine Stimme. »Wir müssen vorsichtig sein und dürfen nicht einfach hineinstürmen.«
    »Ja, mach du das.«
    Auch Mike Rander fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut. So etwas hatte er noch nie in seinem Leben getan. Aber er dachte an Cora, mit der er sein weiteres Leben verbringen wollte, und deshalb musste er über seinen eigenen Schatten springen.
    Mike drückte die Tür so leise wie möglich auf. Das Zimmer dahinter war nicht groß. Man konnte es als einen Arbeitsraum ansehen mit einem Schreibtisch in der Mitte, und an ihm konnte er einfach nicht vorbei sehen. Nicht nur wegen des Schreibtisches selbst. Es ging um den Mann, der an ihm saß und ihm den Rücken zudrehte.
    Beide Ellbogen waren auf die Platte gestemmt. Die Hände fanden sich zusammen, und sie hielten einen Revolver umklammert, dessen Mündung sich der Mann ein Stück weit in den Mund geschoben hatte, und so kurz vor einem Selbstmord stand…
    ***
    Mit der letzten Antwort hatte man uns klargemacht, was wir zu erwarten hatten. Es war zunächst besser, wenn wir nichts unternahmen, denn einer Kugelgarbe aus einer Uzi zu entgehen, das war so gut wie nicht zu schaffen. Zumindest nicht bei dieser kurzen Distanz.
    »Okay«, sagte Bill, »wir haben verstanden. Und was haben Sie jetzt vor? Wie geht es weiter?«
    Die Antwort gab Blaine sofort: »Euch ist doch klar, dass ihr diesen Wald nicht mehr lebend verlassen werdet?«
    »Ach ja? Sollen wir auch eingebuddelt werden?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Ihnen ist klar, wen Sie töten wollen?«, fragte ich ihn. »Ich kann Ihnen versichern, dass meine Kollegen Ihnen keine ruhige Minute mehr gönnen werden. Sie haben es trotz der Waffe schlecht
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