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1656 - 20 von Ertrus

Titel: 1656 - 20 von Ertrus
Autoren: Unbekannt
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entfalten. Ein schreckliches, weil kampfloses und schmähliches Ende für eine Kämpferin von Ertrus, fand Mattrasan. „Feuer!"
    Die dritte und letzte Salve.
    Es war schwer, die Waffen zu heben, das Gewicht zerrte an den geschundenen Muskeln, die Waffe schien eine halbe Tonne zu wiegen.
    Lyndara machte eine energische Handbewegung. „Weiter!"
    Langer Befehle und Erläuterungen bedurfte es nicht mehr. Es wurde auch nicht mehr viel geredet. Die Aufgabe war klar, jeder wußte, was zu tun war, welches Schicksal ihm und der Gruppe drohte. Es konnte jetzt nur noch einen Weg geben - vorwärts, immer weiter voran.
    Marghae kam zögernd einen Schritt näher, die nächsten beiden Schritte machte sie energisch. Sie übergab ihren Mikrogravitator an Mattrasan.
    Mattrasan schloß für eine Sekunde die Augen, als das Gerät seinen Körper vom Druck der Schwerkraft befreite. Es war eine ungeheure Erleichterung, buchstäblich.
    Acht gzu ertragen war für Mattrasan nicht sonderlich schwer gewesen, er hatte sogar schon höhere Werte durchgehalten. Was ihm zu schaffen machte, war nicht die Höhe des Wertes, sondern die Zeit, die diese Belastung anhielt. Es war auf Dauer entnervend und zermürbend, einen großen Teil seiner körperlichen Kräfte nur darauf zu verschwenden, gegen die Schwerkraft einen ebenso hartnäckigen wie aussichtslosen Kampf zu führen. „Danke!"
    Marghae hob nur die kräftigen Schultern, dann wandte sie sich ab.
    Sie war mehr strapaziert worden als jeder andere; ihre Kleidung war zerschlissen und verdreckt. Die Knöchel waren aufgeschlagen, die Waden schmerzten, der Mund war in einer ständigen Grimasse des Leidens förmlich erstarrt. Die Kriegsbemalung war verschmiert - ein deutliches Zeichen für nachlassende innere Disziplin.
    Mattrasan konnte es sehen, jeder andere sah es auch, aber keiner sprach darüber. Die Truppe hatte sich verändert, sehr stark sogar. Der Lack war ab, die Tünche weggebröckelt. Jetzt kamen die wirklichen, die Tiefencharaktere zum Vorschein.
    Lyndara, die kalte, herzlose Leuteschinderin - jedenfalls kam sie Mattrasan jetzt so vor. Marghae, die ihr Zierpuppengehabe abzulegen begann und sich in eine leidende und quengelnde Matrone zu verwandeln schien. Oder Nounser, der sich mit Geschick und Raffinesse vor jeder wirklichen Anstrengung zu drücken verstand; Datarung vielleicht, der sich mit schier unerschöpflichen Kräften selbst durch den Dschungel wuchtete.
    Und selbstverständlich Mattrasan selbst, der hin und her gerissen war zwischen klarer Einsicht in die Verhältnisse und zunehmender Wehleidigkeit und Mitleid mit sich selbst.
    Marghae stapfte in der Mitte der Gruppe, ohne Gepäck, von den Waffen abgesehen.
    Mattrasan stolperte hinter ihr her, Stunde um Stunde, jetzt leicht und beschwingt, dank des Gravitators, aber mit langsam anschwellendem Grauen vor dem Augenblick, da er das Gerät wieder würde abgeben müssen an einen anderen.
    Dann begann die Schinderei von neuem, das Warten auf den Augenblick, an dem man das Gerät zurückbekam. Und die ständige Angst vor einem neuen Zusammentreffen mit den Noman-Draken.
    Unwillkürlich schweifte Mattrasans Blick umher.
    Kein Noman-Drake war zu sehen, aber das besagte nicht viel. Mal waren sie da, mal zeigten sie sich nicht. Mal zogen sie sich feige zurück, mal griffen sie mit großer Übermacht an.
    Zu einem ehrlichen Kampf war es nicht gekommen, lediglich zu Verschleißgefechten.
    Der Gegner stellte sich einfach nicht, diese Feiglinge.
    Es ging wieder einmal steil hangabwärts. Der Weg mußte in einem Gewirr von Felsbrocken und Steinen gefunden werden, durch dichte Urwälder hindurch.
    Angeblich lag hinter dem nächsten Hügelkamm - also kümmerliche dreißig Kilometer entfernt - der gesuchte Ort des Gleichgewichts.
    Dort würden sie vermutlich wieder auf die Noman-Draken treffen, spätestens dort.
    Vielleicht kam es dann endlich zu einem Kampf, dessen sich ein Mann von Ertrus nicht zu schämen brauchte.
    Lyndara streckte die Hand aus.
    Der Weg ging den Hang hinab, dann durch einen Fluß, dessen grauschäumendes Wasser beeindruckend schäumte, dann wieder den Hang hinauf - und quer über diesen Hang zog sich die Abwehrkette der Verteidiger. „Nicht schlecht gemacht", stellte Lyndara fest; ihre Stimme klang rauh. „Sie sperren uns den Weg ab, und umgehen können wir sie nicht. Dazu fehlt uns die Zeit."
    Mattrasan hatte plötzlich eine Ahnung.
    Er drehte sich herum.
    Ja, dort waren sie auch. Sie hatten auch den Hügelkamm besetzt, den
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