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1654 - Komm in meine Totenwelt

1654 - Komm in meine Totenwelt

Titel: 1654 - Komm in meine Totenwelt
Autoren: Jason Dark
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durfte.
    Es war das übliche Bild. Die Frau hatte die Führung übernommen. Sie hielt auch das Stundenglas, das sie gedreht hatte, sodass die Gefäße übereinander standen, und der feine Sand rieselte langsam vom oberen in das untere. Es war für Peter Dermont das Zeichen, dass sein Leben allmählich verrann.
    Hinter Rebecca hatte sich das Skelett aufgebaut. Es hielt seine Sense schlagbereit und würde jeden sofort töten, der ihnen in die Quere kam.
    Im Bett gab der todgeweihte Peter Dermont ein schreckliches Röcheln von sich.
    Obwohl er kurz davor stand, sein Leben endgültig zu verlieren, bekam er den Schrecken mit. Er wehrte sich auch dagegen, und die Bewegungen seiner Hände wurden noch mal hektisch. Sie fuhren über die Bettdecke hinweg, sein starrer Mund geriet in Bewegungen, und es sah so aus, als wollte er um Hilfe bitten.
    Al Carpenter griff nach der Schulter seiner Frau. Seine Hände gruben sich in den Stoff. Er wollte andeuten, dass er nichts ohne sie tun würde und dass er sich noch immer als ihr. Beschützer ansah. Was Peter Dermont tat und wie er sich artikulierte, das interessierte ihn im Moment nicht. Es ging Al einzig um seine Frau, denn ihretwegen war die Totenfrau mit ihrem Helfer erschienen.
    Was sie wollte, das lag auf der Hand. Hineinziehen in die Totenwelt. Ins Jenseits holen und dann…
    Al hatte die erste Furchtwelle abgeschüttelt. Er schaffte sogar ein Flüstern, um seiner Frau Mut zu machen.
    »Was immer auch geschieht, wir werden so leicht nicht aufgeben. Ich will nicht sterben, verdammt!«
    Rebecca hatte ihn gehört und reagierte sofort mit einem harten Lachen. Das stoppte sehr schnell, dann erst sagte sie ihren Text, und es klang wie auswendig gelernt.
    »Der Tod ist hier! Er wird euch holen. Zuerst Peter Dermont, dann seid ihr an der Reihe.«
    Suzie holte tief Luft. Sie hatte die ganze Zeit über schon etwas sagen wollen, allein, ihr hatte der Mut gefehlt. Jetzt platzte es plötzlich aus ihr hervor.
    »Und warum?«, kreischte sie. »Was haben wir dir getan? Wer bist du überhaupt? Wie kannst du existieren?«
    Die Antwort erfolgte prompt. Und es war die Stimme einer Frau. Sie klang auch nicht verfremdet, sie war normal. Und zwar so normal, dass Suzie Carpenter plötzlich ein Licht aufging. Dabei hatte sie große Mühe, ihre Fassung zu bewahren, aber es war für sie einfach schlimm, die Stimme hören zu müssen.
    Es war eine, die sie kannte. Da war nichts mehr verstellt wie sonst. Diese Rebecca, diese Erscheinung sprach tatsächlich mit der Stimme der Klinik-Chefin Ester Mahony. Wie aus weiter Entfernung hörte sie die Erklärung der Totenfrau.
    »Wir wollen nur, dass die Sterbenden uns sehen. Keine anderen Personen, klar?«
    »Nein«, schrie Suzie leise, »nichts ist klar! Wenn das so ist, warum hast du dich mir im Traum gezeigt?«
    »Es sollte eine Warnung sein«, erwiderte die Abholerin, »um nichts zu verraten. Du hast es getan. Mara King ebenfalls. Ihr hättet die Kranken auf ihrem letzten Weg begleiten sollen, ihnen von uns erzählen, wenn wir ihnen erschienen wären. Es war nur für bestimmte Personen bestimmt. Danach habt ihr euch nicht gerichtet.«
    Suzie schüttelte den Kopf. »Das ist krank!«, flüsterte sie. »Das ist mehr als krank und…«
    Al unterbrach sie. »Falsch!«, giftete er Rebecca an, »du hast dich geirrt. Nicht Suzie trägt die Schuld daran, dass alles weiter getragen wurde. Ich habe es getan. Mich musst du vernichten, aber Suzie muss am Leben bleiben…«
    Rebecca lachte. »Das ist mir egal. Ich werde nicht von meinen Plänen abrücken.«
    Suzie Carpenter wunderte sich darüber, wie stark sie sich zusammenreißen konnte.
    »Ach ja?«, höhnte sie. »Wem sollen wir denn glauben? Einer gewissen Rebecca oder einer Ester Mahony? Kannst du mir das sagen?«
    »Sowohl als auch.«
    »Wieso?«
    »Ich bin beides. Zwei in einer. Ich bin die Chefin, aber ich bin auch Rebecca, die Banshee.«
    »Was - wieso…«, stotterte Suzie.
    »Kennst du sie nicht? Die Banshee ist eine irische Hexe. Wer ihren Schrei hört, weiß, dass er sterben muss. Sie ist die Ankünderin des Todes. Und ich stamme ebenfalls von der Insel. Ihr Geist hat sich einen neuen Körper gesucht. Er hat mich gefunden. Ich bin eine Doppelperson. Zum einen die Hexe, zum anderen der Mensch. Das ist das Großartige und Wunderbare. Ich lebe in zwei Ebenen. Das ist die ganze Erklärung. Und ich habe in der anderen Ebene den Sensenmann getroffen. Er ist die Figur, die euch Menschen die große Angst vor dem Tod
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